Kapitel 10 - Eine neue Welt

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Mein Herz klopft mir rauf bis zum Hals, als ich mich neben Draco an den Baum lehne. „Bei dem Duell... das war nicht ich selbst." Fängt er plötzlich an zu erklären. Ich sehe, dass er auch nicht versteht, was dort passiert ist. „Du kannst Parsel sprechen, Draco. Wusstest du das?" Frage ich ihn mit mehr Ernsthaftigkeit in der Stimme. Er starrt vor sich auf den Boden und schüttelt leicht den Kopf. Sein Gesicht spannt sich langsam an. Er dreht den Kopf und seine breiten Schultern zu mir. Er lehnt seitlich gegen den massiven Baumstamm, während sein finsterer Ausdruck auf mir ruht.

„Und was war bei dir?" Will er wissen. „Du hast ebenso Zauber verwendet, die keiner hier in Hogwarts oder überhaupt in diesem Land gelehrt bekommt!" Bemerkt er mit Nachdruck und Neugierde. „Das sind Zaubersprüche von unseren Reisen. Es hat nichts mit schwarzer Magie zu tun... glaube ich." Erwidere ich in einem unsicheren Ton. „Meine Eltern waren mit mir überall auf der Welt unterwegs und die Einheimischen aus Brasilien, aber auch die Verwandtschaft meiner Mutter in Japan, haben mir ein paar Sachen beigebracht. Ich liebe es Neues zu lernen..." Draco hört nur zu und nickt interessiert. Dann setzt er an: „Es gibt so vieles da draussen. Diese Welt ist nicht so, wie sie vorgibt zu sein." Er spricht mit einer Finsternis in der Stimme. Ich bin verblüfft über den plötzlichen, tiefgründigen Verlauf, welcher das Gespräch anzunehmen scheint. Dann höre ich ihm weiter gebannt zu.

„Ich komme aus einer ganz anderen Welt als du. Auch ich bin öfters verreist mit meinen Eltern und ich musste einiges mitansehen." Sein Blick senkt sich und ich nehme die auflodernde Wut in seinen Augen wahr. „Egal ob Muggel, Schlammblüter, Zauberer oder Hexen, die meisten benehmen sich wie Abschaum auf dieser Erde!" Faucht er mit Enttäuschung. Seine dunkle und einschüchternde Seite zeigte sich. Ich zucke zusammen. Es läuft mir kalt den Rücken runter. Mit eisigen Augen schaut er mich an, beugt sich weiter nach vorne und kommt einen Schritt näher. Ich mache einen Schritt zurück. Er hält inne. „Warum interessierst du dich für mich, wenn du mich fürchtest? Wenn du wirklich mehr wissen willst, betrittst du meine Welt. Dann wirst du die Dinge so sehen, wie ich sie sehe. Ungefiltert." Macht er mir mit rauer Stimme klar.

Graue Wolken ziehen am Himmel auf. Der Wind weht stärker. Ein Druck breitet sich auf meiner Brust aus. Es fühlt sich bedrängend an. Ganz so, als müsste ich eine grosse Entscheidung treffen. Wäre Draco wirklich dazu bereit seine emotionale Schutzmauer zu öffnen, wenn ich jetzt einwillige?

Meine Neugierde ist weitaus stärker, als meine warnenden Instinkte. Ich nehme einen tiefen Atemzug, balle meine Fäuste und schaue ihm in die Augen. „Zeige sie mir, deine Welt. Ungefiltert." Antworte ich entschlossen.

Danach passiert alles ziemlich schnell. Draco drückt mich gegen den Baum und hält mich mit der rechten Hand an der Schulter fest. Mit seiner Linken stützt er sich am Baumstamm ab. Er beugt seinen grossen Oberkörper über mich. Ich schaue zu ihm auf. Mein Kopf ist einmal mehr leer. Keine Gedanken, gar nichts. Seine rechte Hand wandert von meiner Schulter zu meinem Hals. Seine langen Finger graben sich in meine Haare. Er stützt den hinteren Teil meines Kopfes. Er kommt mir näher. Immer näher. Ich bemerke, wie meine persönliche Wahrnehmung wieder in eine Art Zeitluppe gewechselt ist. Ich inhaliere mehr oder weniger freiwillig seinen Duft, welcher mich von allen Seiten umgibt. Ein Drogentrip ist wahrscheinlich ein Witz dagegen. Es setzt leichter, nieselnder Regen ein. Sein Gesicht ist nur zwei Zentimeter von meinem entfernt. Er dreht sich seitlich zu meinem Hals, fährt mit seiner Nasenspitze nach oben zu meinem Ohr und atmet nun meinen Duft ein. Ich schliesse die Augen wie in Hypnose. Er führt meinen Kopf näher an seinen heran. Sanft spüre ich seine Lippen auf meinen.

Nach ein paar Sekunden drückt sein Mund stärker gegen meinen, bis sich unsere Nasen berühren. Zeit verliert gerade ihre Bedeutung und ich habe keine Ahnung, wie lange wir da schon stehen. Seine Lippen fahren in sanften Bewegungen über die meinen. Nach einer Weile löst er sich langsam ein Stück von mir. Sein Ausdruck ist so viel friedlicher geworden. Seine Anspannung scheint gelöst. Wir atmen beide merklich schneller und ich höre den Herzschlag in meinen Ohren trommeln.

Der kühle Herbstregen fällt durch die Blätter des alten Baumes. Wir blicken uns noch immer in die Augen. Draco's Gesicht nimmt jetzt ein leichtes Grinsen an. Er flüstert mir in tiefer Stimme zu: „Willkommen in meiner Welt, Mina."


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𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt