Kapitel 12 - Die Traum-Legilimentik

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„Draco, wieso weisst du was das für eine Fähigkeit ist?" Frage ich ihn verwundert. „Ich sagte doch, dass ich viel gesehen und auch gelesen habe." Antwortet er mit einer Schwere in der Stimme. „Das spielt jetzt im Moment aber keine Rolle. Wichtig ist, dass du gesehen hast, was ich gesehen habe! Das warst also wirklich immer du in meinen Träumen... Ich habe schon gedacht ich spinne." Erzählt Draco mir mit einer gewissen Erleichterung. Er ist jetzt nicht mehr alleine mit seinen Träumen und dem Gefühl der Angst.

Wir beide sprechen weiter über die gemeinsamen Träume und was wir gesehen haben. „Ich glaube... Voldemort kehrt zurück." Bringe ich das Thema zur Sprache. Draco's Hände werden nervös. „Ja, es wäre denkbar." Sagt er mit unruhiger Stimme. „Wir müssen zu Harry! Hermine, Ron und er sehen die Zeichen auch." Schlage ich ihm vor. „Auf gar keinen Fall gehe ich zu Potter damit!" Schnauzt mich Draco jetzt genervt an. Sein Ego ist ihm natürlich hierbei total im Wege. Er will keine Schwäche zeigen. Das ist mir klar. Aber das hier ist gefährlich. Es könnten dabei Menschenleben auf dem Spiel stehen. „Und Dumbledore? Könntest du ihm davon erzählen?" Schlage ich als nächstes vor. Draco ringt einen Moment mit sich selbst. Er nickt dann mit einem Widerwillen in seiner Haltung. Er weiss, es wird nicht anders gehen.

Wir putzen das Gewächshaus so schnell es uns möglich ist und erledigen die restlichen Aufgaben, welche uns aufgetragen wurden. Uns ist nämlich klar, dass wir keinen weiteren Ärger mehr bekommen dürfen, sonst wären wir noch eingeschränkter und könnten weniger ermitteln in dieser Sache. Wir müssen unauffällig bleiben und genau das dürfte schwierig werden.

Wir suchen später Dumbledore auf, um ihm von unseren Beobachtungen zu erzählen, doch man sagt uns, dass er unterwegs sei. Niemand weiss, wo er sich aufhält.

In den nächsten Tagen gehen wir unseren Strafarbeiten nach, essen getrennt zu Mittag und arbeiten weiter am Nachmittag. Die anderen besuchen den Unterricht. Draco und ich treffen uns regelmässig abends in der Bibliothek, um über Verschiedenes zu recherchieren. Pansy darf uns dabei auf keinen Fall zusammen sehen. Wir versuchen einen Weg zu finden, zu beweisen, dass Voldemort zurückgekehrt war und wir versuchen herauszufinden, wie wir an weitere Informationen gelangen können.

Die Zeit verfliegt, es wird immer kälter und unsere Suspendierung von zwei Wochen ist fast vorbei. Es ist Donnerstagabend und wir zwei sitzen einmal mehr in der Bibliothek. „Lass uns nochmals in der verbotenen Abteilung nachschauen, dort werden wir garantiert fündig." Schlägt Draco überzeugt vor. „Ich weiss nicht..." Beginne ich beunruhigt. Es ist ja nicht so, als ob wir das erste Mal in die verbotene Abteilung gehen würden aber heute habe ich einfach die Nerven nicht dafür. „Was ist wenn Filch uns dieses Mal erwischt?" Frage ich ihn nervös. „Das wird er nicht. Wir sind zu clever dafür." Antwortet mir Draco mit verschmitztem Lächeln.

Er nimmt meine Hand und wir gehen ganz nach hinten in die Bibliothek. Wir stehen vor der alten, verstaubten Holztür, welche zur verbotenen Abteilung führt. Draco öffnet diese mit dem Alohomora-Zauberspruch und wir schleichen uns hinein. Draco steuert dieses Mal geradewegs auf den Korridor mit dem Buchstaben ‚L' zu. Er sucht und wird schon bald fündig. „Was hast du gesucht?" Frage ich leise. „Das hier, ein Buch zur praktischen und invasiven Legilimentik." Erzählt Draco zufrieden. „Aber... ist das nicht..." Beginne ich den Satz. „Dunkle Magie? Ja, genau. Das Buch hier werden wir uns eine Weile ausleihen." Beendet er meinen Satz und beantwortet damit die darin liegende Frage, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Wenn Voldemort wirklich zurückkehrt, müssen wir mit allen Mitteln darauf vorbereitet sein." Flüstert er mir mit Nachdruck zu. Ich nicke. Wir bewegen uns leise in Richtung Ausgang zurück. Da hören wir auf einmal Schritte. Wir erstarren sofort. Wir lauschen, woher die Schritte kommen. Dann hören wir ein Miauen. Mrs. Norris, die Katze von Filch, nähert sich uns. Draco zieht mich zurück hinter ein Regal. Er drückt mich gegen die Wand ganz hinten und spricht einen Desillusionierungszauber. Wir werden unsichtbar. „Odoremque evanescet." Flüstere ich, mit meinem Zauberstab nahe an mich gepresst. Draco schaut mir in die Augen. Ich spüre, dass er mir dafür danken will, dass ich zusätzlich unseren Geruch ausgelöscht habe. Mrs. Norris hätte uns sonst leicht finden können. Wir verharren eine Weile in dieser Position. Die Geräusche werden leiser. Wir hören, wie Filch mit Mrs. Norris redet und dann weiterzieht. Die Luft ist rein zum Abhauen. „Nichts wie weg hier!" Flüstert mir Draco in kräftigem Ton zu.

Es sind jetzt nur noch 15 Minuten, bevor die nächtliche Ausgangssperre beginnt. Draco begleitet mich zurück zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum. Gerade als wir um die Ecke biegen, steht sie da. Mitten im Gang. Pansy ist uns gefolgt. In dem Moment bekomme ich einen riesen Schreck und will gerade Draco's Hand loslassen. Er aber hält sie fest. Pansy's Augen sind wie dunkle, leere Höhlen. Sie scheint völlig ausser sich zu sein. Sie starrt uns nur an und richtet dann ihren Zauberstab auf uns: „Warum sie?" Hallt ihre Frage ihm mit bebender Stimme entgegen.

Draco und ich haben unsere Zauberstäbe beide im Umhang verstaut und wir wissen, dass wir auf keinen Fall schneller sein würden als Pansy. Draco hält seine linke Hand langsam und schützend nach vorne. Mit der Rechten hält er weiterhin meine. „Pansy, tu jetzt nichts, was du später bereuen wirst." Spricht er in ruhigem aber bestimmtem Ton mit ihr. „Was hat sie, was ich nicht habe?!" Krächzt sie jetzt mit einer heiseren, verzweifelten Stimme. „Ich war immer gut zu dir, Draco... ich hätte dir alles gegeben, einfach alles!" Schreit sie jetzt hysterisch und mit Tränen in den Augen auf ihn ein.

Sie rennt mit dem Zauberstab voran auf uns los. Draco schubst mich hinter sich. „Expelliarmus!" Ertönt eine kalte Stimme. Pansy's Zauberstab wird ihr aus der Hand gerissen und in eine Ecke gespickt. Draco und ich schauen sofort in die Richtung, aus welcher der Zauber hergekommen ist. Eine grosse, dunkle Gestalt tritt aus dem Schatten des Korridors hervor. Es ist Professor Snape. Pansy sinkt auf den Boden und fängt gleichzeitig an zu lachen und zu weinen. Snape wirft uns einen kontrollierenden Blick zu, geht dann zu Pansy rüber und zieht sie an ihrem Arm wieder hoch. „Ms. Parkinson, sie werden sich dafür verantworten müssen!" Faucht er sie in zackigem Ton an. Sie gibt keine wirkliche Reaktion mehr von sich. Rasch dreht sich Snape's Kopf zurück zu uns zwei. Einen kurzen Moment lang ist es still und es kommt mir so vor, als könnte ich eine Sentimentalität in Snape's Augen erkennen. Erinnert er sich an irgendeine Sache? Dann scheint er sich wieder zu sammeln.

„Sie beide begeben sich sofort in ihre Schlafsäle. Ohne Umwege!" Mit diesen Worten marschiert Snape mit Pansy davon und sie verschwinden in der Dunkelheit des Korridors. Wir zwei stehen noch wie gelähmt da. Ich weiss gerade überhaupt nicht, wie mir geschieht. Noch nie war ich so froh, Snape zu begegnen, wie heute.

Draco atmet hörbar ein und aus und versucht sich von der Situation zu erholen. Ich stehe einfach nur da und dann laufen mir unkontrolliert Tränen übers Gesicht. Er nimmt mich in den Arm. Mein Kopf ist an seine Brust gedrückt. Sein Shirt wird ganz nass von meinen salzigen Tränen. „Mina, du kannst so jetzt nicht zurückgehen." Spricht er leise zu mir. Er hat Recht. Ich stehe völlig neben mir. Ich kann nicht in mein Zimmer zurück. Nicht in diesem Zustand. Ohne zu zögern, legt er seinen Arm um mich und geht mit mir in Richtung Slytherin-Gemeinschaftsraum. Es ist gerade nach Ausgangsperre, als wir dort ankommen. Ein Feuer brennt im Kamin, um den Raum im Untergeschoss warm zu halten. Mir wird bewusst, dass ich den Gemeinschaftsraum der Slytherin's bereits aus Draco's Träumen kenne.

Er geht mit mir zu einer schwarzen Ledercouch beim Kamin. Er platziert mich sanft auf der Couch, geht auf ein Knie, hält zuerst meinen linken Knöchel und zieht mir meinen linken Schuh aus. Dann wechselt er zum anderen Bein und zieht mir den rechten Schuh aus. Das Feuer im Kamin beginnt meinen verkrampften Körper zu wärmen. Draco setzt sich neben mich und legt wieder seinen Arm um mich. Mein Kopf verweilt an seiner Brust und ich höre seinem kräftigen Herzschlag zu.

Die anderen sind alle schon in ihren Zimmern. Es ist so still, so friedlich. Nur das Knistern des Feuers und Draco's schlagendes Herz. „Bei mir bist du sicher, Mina." Flüstert Draco mir mit ruhiger, tiefer Stimme zu. Ich drücke meine Arme fester um seinen Oberkörper. Er zieht mich näher zu sich heran und legt seinen Kopf auf meinem ab. Mein Körper ist so erschöpft, dass ich bald darauf in den Schlaf wegdrifte.


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𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt