Kapitel 31 - Der Raum der Wünsche

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Es ist ein bewölkter Nachmittag. Ich sitze neben Hermine im Fach Arithmantik. Der Unterricht ist aber gerade nicht halb so interessant, wie das Gespräch zwischen uns.

„Heute Abend habt ihr wieder Legilimentik-Training bei Snape, nicht?" Flüstert mir Hermine zu, während ihr beunruhigter Gesichtsausdruck auf mich gerichtet ist. Ich nicke nur und werde alleine bei dem Gedanken daran schon blass. „Als Harry das letzte Mal zurückkam, war er völlig fertig." Äussert sie sich betrübt. Ich lehne mich näher. „Es ist die reinste Folter, ja. Trotzdem ist Snape einer der Wenigen, der diese Kunst beherrscht." Hermine wirkt deprimiert und gibt sich damit nicht zufrieden. „Es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben, damit ihr besser werdet." Professor Vektor beobachtet uns. Wir sitzen augenblicklich still und tun so, als würden wir dem Unterricht folgen. Kurz danach wendet sich unsere Professorin anderen Schülern zu. „Momentan würde mir nichts anderes einfallen. Dumbledore ist zu schwer beschäftigt. Bei ihm wäre das Training sicher angenehmer." Gebe ich seufzend zurück. Eine ermüdende Ratlosigkeit macht sich zwischen uns breit.

Hermine dreht ihren Kopf erneut zu mir. Sie hat ein angespanntes Grinsen auf dem Gesicht. Ich schaue sie erwartungsvoll an. „Wie läuft es eigentlich mit Draco?" Formuliert sie die Frage zögerlich. Sie hat es gerade geschafft vom einen ins nächste unangenehme Thema zu wechseln. Die Fragen kann man ihr aber nicht verübeln. Ich stütze mein Kinn auf meiner Hand ab und versuche die richtigen Worte zu finden. „Wir kommen gut klar, obwohl die Umstände echt kompliziert sind..." Hermine ist fasziniert. „Das hat bis jetzt echt noch keine geschafft! Am Anfang, als du nach Hogwarts gekommen bist, habe ich gedacht, das gibt eine ähnliche Rivalität, wie zwischen Harry und Draco." Ich kann es mir selbst nicht erklären und ziehe meine Schultern nach oben. „Zuerst hätten wir uns beinahe umgebracht und jetzt haben wir so etwas, wie ‚eine Beziehung'... schon echt seltsam." Hermine stimmt mir mit grossen Augen und nickender Kopfbewegung zu.

Der Nachmittag findet allmählich sein Ende und der bevorstehende Abend in den Katakomben rückt näher. Es ist kurz vor 22 Uhr. Ich werfe nochmals einen Blick in das Manuskript, packe es in meine Tasche und mache mich auf den Weg zu Snape's Büro. Ich bin die Letzte, die eintrifft. Die anderen Drei sitzen schon angespannt auf ihren Stühlen. Ich setze mich so unauffällig wie möglich hin. Snape steht ohne Kommentar von seinem Tisch auf und beginnt die nächtliche Lerneinheit.

„Ichhoffe für sie, dass sie das Manuskript während der Ferien gründlich studierthaben. Wir werden uns heute den verschiedenen Abwehrmethoden der Okklumentik widmen." Springen ihm die Worte in abgehacktem Ton aus dem Mund. Er fährt mit seinem einschüchternden Monolog fort. „Es gilt dabei grundsätzlich zwei Arten der Okklumentik zu unterscheiden. Sie haben einerseits die Möglichkeit einen Gedanken oder eine Erinnerung so zu verpacken, dass sie nicht gefunden werden kann. Das ist eine passivere Form der Okklumentik." Er macht eine kurze Pause, geht mit zackigen Schritten um seinen Schreibtisch herum und stellt seine Fäuste darauf ab. Sein durchdringender Blick ist direkt auf uns gerichtet. „Es gibt noch eine andere... Variante der Okklumentik. Diese erlaubt es ihnen einen Angriff zu starten auf Personen, welche unerlaubt in ihren Gedanken herumschnüffeln." Wir hören wie gebannt zu. „Ich werde sie beide Methoden lehren. Sie müssen sich voll und ganz bewusst sein, mit was für Zauberei sie von der Gegenseite konfrontiert werden."

Wir beginnen die Übungen. Jeder von uns soll sich eine starke Erinnerung suchen, von der wir nicht wollen, dass sie jemand sieht. Die eigene Willenskraft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Deshalb kann auch nicht eine beliebige, belanglose Erinnerung gewählt werden. Ich werde nervös. Als ich mich links und rechts von mir umsehe, stelle ich schnell fest, dass den anderen genauso unwohl dabei ist. Jeder von uns hat Erinnerungen und Gedanken, die wir auf keinen Fall teilen möchten und schon gar nicht mit Snape.

Letztes Mal waren Harry und Hannah dran. Da ist es nicht schwer zu erraten, zwischen welchen beiden Personen er dieses Mal wählen würde.

Snape begibt sich zu seinem Platz, in der Mitte des Raumes. „Ms. Crowley, bitte." Snape deutet auf den Stuhl gegenüber. Ich spüre wie die Blicke auf mich fallen und mein Magen sich zusammenzieht. Dann setze ich mich widerwillig auf den Stuhl, direkt vor Snape's schwer deutbares Antlitz. Sein finsterer Ausdruck erfasst mich. „Beginnen Sie ihre Erinnerung zu verpacken." Ich nicke und schliesse meine Augen. Wie ich es geübt habe, beginne ich die Erinnerung anzuvisieren und von anderen Erinnerungen zu isolieren. Die Erinnerung meiner Wahl ist eine Verblasste aber dadurch nicht weniger Unheimliche...

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt