Kapitel 71 - Das Medaillon des wahren Erben

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Schlagartig hört das Kreischen auf und dann geht alles unglaublich schnell. Ungefähr zehn Grindeloh's springen aus der Dunkelheit ihrer Verstecke heraus und stürzen sich wie kleine Teufel auf uns. Sie kleben mir an den Beinen, meinen Armen und meinem Kopf. Sie beissen sich fest und ziehen an meinen Haaren. Ich kicke wie eine Wilde um mich und schlage mit den Fäusten herum. Ab und zu treffe ich einen aber es sind zu viele. Auch die anderen drei sind fest in ihren Fängen und kämpfen unerbittlich gegen diese kleinen Biester an. Ich halte krampfhaft am Diadem fest, damit ich es nicht verliere. Doch nach und nach schwinden meine Kräfte. Die Grindeloh's versuchen Harry das Schwert zu entreissen, doch er schafft es, sie sich für einen kurzen Augenblick vom Leib zu halten. Mit einer Wucht holt er zum Gegenschlag aus und ein blendend heller Feuerring legt sich um uns.

Die Grindeloh's ergreifen sofort die Flucht. So etwas wie Feuer haben sie höchstwahrscheinlich noch nie in ihrem Leben gesehen. Ich schaue den Flammen zu, wie sie im Wasser umhertanzen. Es ist definitiv kein normales Feuer, welches vom Schwert ausgeht. Langsam erlöschen die Flammen und die Dunkelheit des Sees nimmt deren Platz ein. Harry und Hannah mit ihrem leuchtenden Kelch, schwimmen jetzt voraus, damit wir unsere Umgebung besser erkennen können.

Mein Puls rast noch vom Angriff und meine Instinkte sind in voller Alarmbereitschaft. Beim weiteren Durchqueren des Sees, bemerke ich zunehmend alte Steinsäulen am Grund. Manche von ihnen stehen noch aufrecht und manche sind umgefallen oder zerbrochen. Könnte hier mal eine Siedlung gewesen sein?

Ich schwimme automatisch langsamer. Draco zieht mich an meinem Arm hinter sich her, damit wir das Tempo halten können. Dann hören wir erneut komische Geräusche. Wir drehen uns hektisch um und erstarren vor Schreck. Mehrere Dreizack-Gabeln sind bedrohlich nahe auf jeden unserer Kehlen ausgerichtet.

Wassermenschen. Es sind sicher fünf Stück. Sie haben uns umzingelt. Ihre garstigen Fischaugen mustern uns feindselig und sie geben fauchende Geräusche von sich.

„Was wollt ihr?!" Ruft uns eine von ihnen mit kreischend-gurgelndem Ton zu.

„Ich wurde gerufen! Wir sind hier, um zu helfen." Antwortet Draco ihnen mit verzerrter Stimme durch das Wasser.

Die Wassermenschen verweilen mit ihren Blicken noch einen Moment auf Draco. Dann schauen sie sich gegenseitig an. Sie deuten mit ihren Bewegungen an, dass wir ihnen folgen sollen.

Rasch schwimmen wir ihnen nach. Wir werden noch tiefer in den See hinab, durch verschlungene Wege hindurch, geführt. Schliesslich durchqueren wir eine tiefe Höhle. Die Wassermenschen halten nach einer Weile an. Eine von ihnen weist mit ihrem Dreizack geradeaus und vermittelt uns damit, dass wir alleine weiterziehen sollen.

Ich verstehe nicht, warum wir alleine weiter müssen und mein Misstrauen steigt. Mit ihnen jetzt diskutieren zu wollen, würde aber auch nichts bringen und so bewegen wir uns der Höhle entlang, in die besagte Richtung fort. Zu meinem grossen Erstaunen stelle ich bald fest, dass der Wasserspiegel beginnt zu sinken.

Es dauert nicht lange, bis wir mit unseren Köpfen aus dem Wasser auftauchen und die Luft über uns einatmen. „In dieser Höhle gibt es Luft?!" Ruft Hannah als erste mit grossen Augen aus. „Das hier ist neu für mich. So tief im See war ich noch nie." Bemerkt Harry kritisch. Draco und ich schauen uns nur an. Er sagt nichts, jedoch spüre ich seine ansteigende Nervosität.

Wir waten vorwärts, bis wir nur noch knietief im Wasser stehen. Unsere Kiemen und Flossen bilden sich langsam zurück. Vor uns erstreckt sich jetzt eine alte, gewundene Steintreppe. Die Stufen sind von tiefgrünem Seegras überwachsen und wirken uralt.

Vorsichtig steigen wir die rutschigen Stufen hoch. Es muss eine Art Turm im Felsen drin sein. Zum Glück haben wir Hannah's Kelch, sonst wäre es stockfinster.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt