Kapitel 57 - Verborgene Herkunft

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Ich sitze beim Mittagessen und kann die Kürbiscremesuppe nur bedingt geniessen. Ich schaue rüber zum Slytherin-Tisch und sehe, dass Draco wieder nicht auf seinem Platz sitzt. Er muss dringend mehr essen. Er ist im Wachstum verdammt! Ich bin wütend vor Sorge. Auch Pansy scheint besorgt um ihn zu sein, obwohl sie in letzter Zeit eine solche Hassliebe für ihn entwickelt hat. Blaise und die anderen vertragen sich zwar wieder mit ihm aber sein launisches Verhalten, scheint ihnen dennoch auf den Senkel zu gehen.

Ich löffle hastig meine Suppe aus und verabschiede mich von Cho und den anderen Ravenclaw-Schüler am Tisch. Vor dem Eingang der Grossen Halle bleibe ich dann stehen und fahre mit meiner Hand über den Ring. Ein hoher Ton entsteht in meinen Ohren, wenn ich über den Stein streiche. Dieser erzeugt eine Resonanz und dann höre ich eine Melodie. Ich folge dem Klang und steige die Treppen hoch. Ich gehe durch die Gänge und die Melodie wird lauter.

Schliesslich gelange ich zum Musikzimmer des Schulchors. Und da sitzt er am Flügel und spielt dieses melancholische Lied, welches mich hierher geführt hat. Ich schaue kurz auf meine Füsse. Ich trage noch meine Schulschuhe aus dunklem Leder. Gut, dann ist es kein Traum. Ich schliesse die Tür hinter mir. Dann betrete ich den alten Tanzsaal.

Langsam gehe ich auf ihn zu, bis ich neben ihm am Flügel stehe. Ich sehe ihm beim Klavierspielen zu. Er weiss, dass ich da stehe aber er spielt, ohne sich ablenken zu lassen, weiter.

Dann setze ich mich neben ihn auf die lange Klavierbank. Ich frage mich, ob ich überhaupt willkommen bin oder ob er alleine sein will. Das macht mich etwas nervös. Als ich mich gerade wieder leise von der Bank erhebe, greift Draco nach meinem Handgelenk. „Bleib hier." Ist alles was er mit tiefer Stimme sagt. Sein bedrückter Blick liegt währenddessen auf mir. Ich nehme wieder Platz auf der Bank. Dann wendet er sich erneut dem Klavier zu und beginnt das nächste Stück zu spielen.

Seine langen, grazilen Finger bewegen sich geschickt über die Tasten. Eine pure Bewunderung für sein Talent macht sich bei mir bemerkbar. Ich blicke aus den grossen, hohen Fenstern und sehe draussen, wie die Schneeflocken vom Himmel niedersinken. Abgesehen von der Melodie, ist es so still im Saal. Die Akustik ist optimal und die Klänge tragen mich in eine uralte Welt. Eine längst vergangene Zeit.

Er zieht ruhig seinen Zauberstab hervor und hält ihn zum Flügel hin. Dann murmelt er eine Formel und versorgt den Stab wieder. Der Flügel spielt von selber weiter. Er erhebt sich von der Bank und steht vor mich hin. „Darf ich... um diesen Tanz bitten?" Fragt er zögerlich, während er mir seine Hand entgegenstreckt. Ich weiss zwar gerade nicht, wo Draco Malfoy sich versteckt hält aber gegen diesen sanften, romantischen Typen vor mir, habe ich auch nichts einzuwenden.

Die Wärme steigt mir in die Wangen. Ich nicke ihm verlegen zu und nehme seine kühle Hand. Der Flügel stimmt gerade das nächste Lied an. Er zieht mich näher zu sich hin und legt seinen Arm um meine Taille. Ich halte mich an ihm fest. Er führt mich gekonnt durch den Saal und das Tanzen fühlt sich mehr und mehr wie Schweben an. Wir bewegen uns eine Weile so durch den Saal, während wir uns seelenruhig in die Augen schauen.

„Das hier ist keine Entschädigung für den Ball aber es ist... immerhin etwas." Beginnt er bedächtig zu reden, während er seinen Blick beginnt von mir abzuwenden. Ich strecke, ohne zu überlegen, meinen Arm aus und lege ihm meine Hand an seine Wange. Mit leicht geweiteten Augen wendet er sich wieder zu mir. „Es ist so viel mehr, als ich mir erträumt habe." Gebe ich ihm mit gefühlvoller Stimme zurück. Ein Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab und sein Ausdruck wirkt weniger müde.

Wir tanzen in beschleunigtem Tempo durch den Saal. Dann lässt er mich mit einem Arm los und ich drehe mich in mehreren Pirouetten von ihm weg, bevor er mich mit seiner anderen Hand zu sich zurückholt. Er greift kurzerhand nach meiner Taille und stützt mir den Rücken. Dann lässt er mich zur Seite fallen und stoppt einen halben Meter über dem Boden. Er betrachtet amüsiert mein erschrockenes Gesicht. Dann hilft er mir gekonnt zurück nach oben, zum Stehen zu kommen. „Ich habe dir doch gesagt, du sollst mir Bescheid geben, bevor du so einen Trick machst..." Wiederhole ich den Satz von damals in einer Nostalgie und mit einem traurigen Lächeln. Der letztjährige Ball war wie aus einem Märchen entsprungen. Jetzt bleiben uns nur noch die Erinnerungen daran.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt