Kapitel 66 - Unsere Kräfte sind weg

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Es ist der besagte Tag, an dem der Vollmond auftaucht. Meine Kräutermischung habe ich gestern bei Madam Pomfrey abgeholt und in meiner Schultasche verstaut. Ich habe das Badezimmer im obersten Stock des Ravenclaw-Turms für heute Abend zugesichert bekommen. Ich freue mich auf ein schön heisses Bad, den Sternenhimmel und eine erholsame Ruhe.

Bevor dies geschieht, muss ich erst noch den ganzen Tag überleben. Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, ab heute wieder zum Unterricht zu gehen.

Mad-Eye Moody hat sich auf dringende Anfrage von Professor McGonagall dazu bereiterklärt das Fach ‚Verteidigung gegen die dunklen Künste' zu übernehmen. Er wird nicht davor zurückschrecken uns alle furchteinflössenden Einzelheiten über Flüche zu zeigen. Auch wenn er mir nicht besonders sympathisch ist, finde ich es wichtig, dass er uns vorbereitet, auf das was da draussen lauert.

Was mir allerdings Sorgen bereitet, ist das ich seit dem Vorfall keinen Zauber mehr zustande bekommen habe. Wie soll ich so im Unterricht mitmachen können?! Wahrscheinlich haben die anderen ihre Kräfte bald wieder zurück. Was würde passieren, wenn sich meine Magie nie wieder davon erholt?! Ich zerbreche mir unnötigerweise den Kopf darüber, während ich meine silber-blaue Schulkrawatte vor dem Spiegel richte. Dann laufe ich mit meinen Zimmergenossinnen zum Unterricht.

Wir haben heute das Frühstück ausgelassen und stattdessen etwas länger geschlafen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass meine Freunde auch nervös sind vor der Lektion mit Mad-Eye. Ich habe gehört, dass sie ihn im vierten Jahr schon mal hatten, obwohl sich dann herausstellte, dass das gar nicht er war, sondern Barty Crouch Junior. Es ist schon echt verrückt, wenn ich von Harry und den anderen die alten Geschichten höre. Seit ich in Hogwarts bin, wurde auch mein Leben komplett auf den Kopf gestellt.

Wir schlendern geradewegs auf die Tür des Klassenzimmers zu. Von der anderen Seite des Korridors kommen uns plötzlich Draco, Pansy und Blaise entgegen. Draco scheint es besser zu gehen aber er wirkt gereizt. Wir bleiben einen Augenblick voreinander stehen, während unsere Freunde gleich ins Zimmer einlaufen. Keiner von uns weiss, was er sagen soll und so entsteht eine unangenehme Stille.

Ich versuche mich zu sammeln und beginne das Gespräch. „A-alles klar bei dir?" Stottere ich dann unbeholfen los und versuche mich dabei nach seinem Wohlergehen zu erkundigen. Sein Blick senkt sich und er schüttelt leicht den Kopf. Er beugt sich zu mir hinunter. „Nichts ist okay... Ich kann nicht zaubern und fühle mich wie ein verdammter Squib!" Beklagt er sich bei mir mit gedämpfter Stimme, so dass ihn niemand sonst von unserer Klasse hören kann. „Mad-Eye macht uns fertig, wenn wir keinen Zauber auf die Reihe bekommen!" Fährt er mit angespannter Miene fort.

Ich schüttle den Kopf. „Er wurde sicher über unseren Zustand von McGonagall informiert." Gebe ich in gescheitem Ton von mir. „Sei dir da mal nicht so sicher! Am besten, wir setzten uns in die hinterste Reihe." Redet er auf mich ein. Ohne meine Reaktion abzuwarten, greift er sich mein Handgelenk und zieht mich ins Zimmer zur hintersten Bank. Wir nehmen Platz und als ich gerade meine Bücher auspacken will, fühle ich mich beobachtet.

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe, dass sich auch Harry mit Ron und Hannah mit Neville in die letzte Reihe gesetzt haben. Harry bringt mir ein unsicheres Lächeln entgegen. Offenbar ist Draco nicht der Einzige, der sich wegen Moody Gedanken gemacht hat.

Ich lehne mich in den Zwischengang, näher zu Harry und werfe ihm einen angestrengten Blick zu. „Wie entwickeln sich deine magischen Kräfte...?" Wage ich es ihn in zögerlichem Ton zu fragen. Sein Ausdruck trübt sich sogleich, während er fast beschämt an mir vorbeisieht.

„Nichts. Ich habe noch keinen Zauber zustande gekriegt... Ich habe mit Ron's Zauberstab geübt aber es ist eine Katastrophe! Wie soll ich mitten im Schuljahr einen neuen Stab auftreiben können, wenn Hogwarts wie eine Festung verriegelt ist? Nicht einmal nach Hogsmeade können wir, so ein Mist!" Flucht Harry immer entnervter umher. Gerade als ich meinen Mund öffne und ihm gut zureden will, höre ich wie die Tür mit einem lauten Knall aufgerissen wird. Ich ziehe meinen Oberkörper blitzartig weg vom Gang und sitze aufrecht an meinem Platz.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt