Kapitel 18 - Ein Geschenk von Herzen?

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Ich schleiche mich durchs Schloss zum Astronomie-Turm. Ich kenne Hogwarts mittlerweile recht gut und ich weiss, welche Route ich nehmen kann und welche ich tunlichst vermeiden sollte.

Draussen windet es stark. Ich gehe die Treppen hoch und komme zur Tür für das Zimmer. Dann atme ich einmal tief durch und öffne leise die Tür. Das Zimmer ist schön ordentlich und einladend seit unserem Ratzeputz-Zauber. Draco sitzt lässig auf einer antiken Couch, vor ihm ein Tisch und darauf stehen eine Flasche und zwei hohe Kristallgläser. In dem dunklen Raum leuchten ein paar grosse, alte Kerzen.

„Wow!" Flüstere ich nur, als ich den Raum betrete. „Hey." Kommt ihm mit tiefer Stimme über die Lippen, als er mich erblickt. Er steht auf, geht zu mir und streicht mir meine Haare glatt, die der Wind vorhin zerzaust hatte. Seine helle Haut schimmert im flackernden Kerzenlicht. Er greift nach meinem Handgelenk und führt mich zur Couch. Als wir Platz genommen haben, muss ich einfach fragen. „Draco, was ist das hier?" Sein Blick wandert gemächlich über meinen Körper, von oben nach unten, dann sieht er mir wieder in die Augen. „Was denkst du denn, was das hier ist?" Kommt seine Antwort frisch und frech. Die Hitze steigt mir in den Kopf. Meine Beine verkrampfen sich und ich presse meine Oberschenkel zusammen. Er kann sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Draussen heult der Wind an die alten Fensterscheiben.

Die Uhr schlägt jetzt Mitternacht. Draco öffnet gekonnt den Korken der Flasche, schenkt in die beiden Gläser ein und drückt mir eines davon in die Hand: „Happy Sweet Sixteen." Gratuliert er mir cool und mit einem verschmitzten Grinsen. Ich schaue ihn etwas irritiert an. Es stimmt wirklich, es ist mein 16. Geburtstag. Er hat das also geplant? Er legt seinen Arm hinter mir auf die Couch und lehnt sich näher. „Jetzt bin ich auch 16, wie du." Merke ich mit verlegenem Lächeln an. Er nickt sanft. Ich drehe das Glas in meinen Fingern herum. „Es ist nur Champagner. Trink." Erklärt er ruhig, während er mich beobachtet. Ich führe das Glas an meine Lippen und nehme einen Schluck. Er nimmt einen Schluck aus seinem Glas und stellt es auf den Tisch zurück. Er nimmt mir mein Glas aus der Hand und stellt es ebenfalls zurück.

„D-Draco... was hat das zu bedeuten?" Frage ich etwas nervös. „Es bedeutet, dass ich dich jetzt nicht mehr alleine lassen kann, Mina." Er schlingt seinen Arm um mich und legt seinen Mund auf meinen. Sein anderer Arm greift nach meiner Hüfte. Der Kuss fühlt sich so intensiv an. Es ist als wäre ich in einen tiefen Traum gefallen, aus dem ich nicht mehr erwachen könnte. Nach einer Weile löst er sich vorsichtig von mir. „Es gibt da noch etwas..." Sein Ausdruck wird ernster. Erwartungsvoll erwidere ich seinen Blick und warte ab. „Willst du mich..." Beginnt er langsam zu sprechen. Mir bleibt der Atem stehen und ich schlucke einmal leer. „ ...zum Ball begleiten?" Beendet er den allesentscheidenden, kurzen Satz. Seine kühlen, blauen Augen sind auf mich fokussiert und einige Strähnen seines Haares hängen ihm ins Gesicht. Ein solch schöner Anblick sollte verboten gehören. Mein Herz schlägt noch völlig in Trance vom Kuss und ich bin für kurze Zeit unfähig zu antworten. Dann bekomme ich doch noch ein paar Worte heraus. „Ja, ...das will ich." Meine Augen werden glasig von all den hochsteigenden Emotionen. „Gut." Gibt er kurz und mit einem triumphierenden Lächeln zurück. Ich weiss, ich begebe mich tiefer in die Höhle des Löwen aber es ist einfach viel zu aufregend, als dass ich jetzt stoppen könnte.

Er lehnt sich zurück und holt etwas aus seiner Schultasche hervor, die hinter der Couch liegt. Es ist ein schwarzes Holzkästchen. Feine, goldene Linien sind darin eingraviert. Ich betrachte das Kästchen und schaue zu ihm auf. Er legt es mir ohne Kommentar in die Hand. Ich öffne den Deckel und... es ist ein Ring. Ein wunderschöner, dunkler Ring aus schwarzem Obsidian. Er ist komplett in gelbes Gold eingefasst. Ein ♏-Symbol ist mit kleinen weiss-funkelnden Steinen in den Obsidian eingearbeitet. Das Symbol steht für den Skorpion und gleichzeitig repräsentiert es das ‚M' meines Namens.

Ich betrachte den Ring einen Moment lang staunend. „Wirst du ihn tragen für mich?" Fragt er ernst. „Draco, er ist... wunderschön, aber... er sieht echt teuer aus." Stelle ich zögerlich fest. „Draco's Augen schmälern sich und seine dunkelblonden Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Was spielt das für ne Rolle?" Er sieht mich an und merkt, dass es für mich sehr wohl eine Rolle spielt. Sein Blick verfinstert sich und seine besitzergreifende Seite legt sich wie ein Schatten über sein Gemüt. Draco packt meine beiden Handgelenke und zieht mich daran näher zu ihm. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. „Ich mache, was ich will und auch wenn ich dir eine verdammte Villa kaufe, nimmst du sie an! Kapiert?" Redet er in angespanntem, tiefem Ton auf mich ein. Ich zucke ab dem plötzlichen Wechsel seiner Wesensart zusammen.

Er nimmt mit seinen beiden Händen meine Linke und streift mir den Ring über meinen Ringfinger. „Aber du..." Beginne ich zu intervenieren. Er unterbricht mich sofort. „Du gehörst zu mir. Ich will mich nicht mehr wiederholen müssen." Beendet er den Satz in striktem Ton. Ich nicke gehorchend. Als würde mir etwas anderes übrig bleiben. Irgendein Teil in mir, will ihm gehorchen, sich ihm fast unterwerfen. Dieser Teil möchte verzweifelt Anerkennung von Draco und seine volle Aufmerksamkeit. Diese Gedanken sind mir fremd und ich verstehe nicht, woher sie plötzlich kommen. Ich stütze meine Arme auf der Rückenlehne der Couch ab, um dahinter aus dem Fenster zu sehen. Es ist stockdunkel und ich kann nichts erkennen aber die Unwettergeräusche lassen erahnen, wie die Stimmung draussen ist. Es regnet und windet heftig. Die Zeit habe ich auch vergessen.

„Willst du in dein Zimmer zurück?" Fragt mich Draco seriös. Ich drehe mich zu ihm und schüttle den Kopf. „Ich bleibe bei dir." Antworte ich entschlossen, während ich ihn betrachte. Draco legt sich auf den Rücken und mit dem Kopf auf die breite, gepolsterte Armlehne. Er macht eine Handbewegung, welche andeutet, ich solle zu ihm liegen. Vorsichtig beuge ich mich über ihn und sinke langsam mit meinem Kopf auf seinen Oberkörper nieder. Ich spüre den Druck seiner warmen, breiten Brust unter mir, als ich meinen Körper fallen lasse. Sein Duft spielt mit meinen Sinnen. Meine Hüfte drückt sich auf seine und ein energetisches Kribbeln geht durch meine Beine.

Mit einer Hand wandert Draco zu meinem Rücken und da lässt er sie liegen. Mit der anderen Hand fährt er über meine Hüfte, über meinen Po und dann streichelt er meine Schenkel gerade unterhalb von meinem Rocksaum. Ich drehe meinen Kopf auf seiner Brust nach oben, damit ich ihn ansehen kann. Sein Blick wirkt entspannt und fast etwas schläfrig. Er sieht zu mir und bleibt eine Weile so. Ich lege meine Hand auf seinem muskulösen Oberarm ab. Ich fühle mich gerade so wohl und geborgen bei ihm.

Wie kann ein Mensch gleichzeitig sexy, abweisend, fürsorglich und unheimlich sein. Eine solche Gespaltenheit hätte jemand anderen längst zerrissen, denke ich noch, bevor ich in den Schlaf abdrifte. Ich kuschle mich fester an ihn, denn es wird langsam kühl im Zimmer. Das Letzte das ich wahrnehmen kann, ist, wie Draco mit einem Nox-Zauber die Kerzen zum Erlöschen bringt und wie er dann seine Jacke über uns legt.


- 1208 Wörter

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt