Kapitel 9 - Draco's POV

120 8 0
                                    

Wir laufen in die Grosse Halle ein. Das ganze Geglotze geht mir gehörig auf die Nerven. Mina bewegt sich in Richtung Ravenclaw-Tisch. Ich wiege mich in Sicherheit und laufe entspannt zum Slytherin-Tisch. Plötzlich taucht Snape neben mir auf, als wäre er von der Hölle persönlich ausgespuckt worden. Er packt mich am Arm und zieht mich von meinem Tisch wieder weg. „Hey, was soll das!" Platzt es aus mir raus. Kommentarlos geht er mit mir zu den Ravenclaw's rüber und packt auch Mina am Arm. „Wir sind hier noch nicht fertig!" Zischt Snape uns dann ins Ohr. Alle Schüler am Ravenclaw-Tisch schauen ziemlich perplex drein. Mina's Freunde geben ihr einen verängstigten und mitleidigen Ausdruck, als auch sie davongezerrt wird. Snape bringt uns ganz nach vorne, näher zu den Lehrern. Dort steht ein separater Tisch. Als wir an der Hufflepuff-Tafel vorbeikommen, wirft mir Cedric einen kontrollierenden, warnenden Blick zu. Mina hat sich in der kurzen Zeit, trotz allem, einige Freunde gemacht. Sie ist der freundliche Typ Mensch, den alle mögen. Unter anderen Umständen, wäre sie mit jedem hier an der Schule klargekommen. Dies wird mir zunehmend bewusst. Wir erreichen den kleinen, uralten Tisch und Snape platziert uns mit seiner ruppigen Art auf den Stühlen. Professor Dumbledore sitzt mit den anderen Lehrern beim Mittagessen und schaut kurz zu uns rüber. „Was für eine verdammte Erniedrigung!" Fluche ich leise, vor lauter Frustration.

Mina blickt kurz zu Dumbledore und dann zu mir: „Nein, das soll keine Erniedrigung sein. Ich bin mir sicher, Dumbledore will nur, dass wir uns vertragen. Wir können dieser Sache nicht aus dem Weg gehen." Spricht sie mit ruhiger, analysierender Stimme. Ich schaue ihr mit gespannter Miene entgegen. Meint sie das gerade wirklich ernst?! Warum stört es sie nicht in meiner Anwesenheit zu sein? Ich werde nicht schlau aus ihr. Noch nie ist mir jemand dermassen hartnäckig in die Quere gekommen und schon gar nicht ein Mädchen!

Sie lebt in einer ganz anderen Welt als ich. Sie hat nicht gesehen, was ich gesehen habe. Auf unserem Tisch erscheint jetzt das Mittagessen. Ich betrachte unser Essen und danach das Essen auf den anderen Tischen: „Wenigstens bekommen wir das Gleiche." Murmle ich vor mich hin. Mina fängt plötzlich zu lachen an. „Wir sind doch nicht im Gefängnis, Draco." Sagt sie, grinst mir zu und hält sich die Hand vor den Mund, um die Geräusche von ihrem anhaltenden Gekicher zu dämpfen.

Mina's Ausstrahlung ist so voller Herzlichkeit, trotz allem was passiert ist. Trotz allem, was ich ihr angetan habe. Ich habe sie definitiv falsch eingeschätzt. Verdammt. Als ich sie so kichern sehe und sie nebenbei genauer betrachte, stelle ich mit Schock etwas fest. Sie trägt noch meine Strickjacke. Moment, das bedeutet ja, dass sie die ganze Zeit über vorher schon die Jacke trug...

Mein Blick verfinsterte sich und meine Gedanken fangen an sich zu drehen. Wer hat es bemerkt? Von weitem kann man grün und blau nicht so gut unterscheiden oder? Ich sehe mich möglichst unauffällig im Raum um. Mina wirft ihre langen, geraden Haare nach hinten und beginnt schon Mal zu essen. Es ist irgendeine Art Auflauf, der mich gerade einen Scheiss interessiert. Ich versuche unauffällig ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Ich räuspere mich. Und dann noch einmal etwas lauter. Sie schaut langsam von ihrem Teller auf und hat noch die Gabel an ihrem Mund. „Ist alles okay?" Fragt sie nach. Ich kaue auf meiner Unterlippe, schaue sie an und mein Blick bewegt sich langsam hinunter zur Jacke. Sie schnallt es nicht. „Du trägst sie noch... meine Jacke." Flüstere ich ihr mit verkrampfter Stimme zu, während ich mich etwas mehr zu ihr über den Tisch lehne.

Mina schluckt den Bissen in hörbarem Ton. Dann zuckt sie zusammen und schaut an sich herunter. „Mist!" Flüstert sie und schaut mich hilfesuchend an. Ich signalisiere ihr, die Jacke langsam auszuziehen und mir unter dem Tisch durchzureichen. Natürlich haben ein paar Hufflepuff's uns schon lange beobachtet. Die tun nur so scheinheilig aber das sind die grössten Tratsch-Tanten von allen! Als Mina und ich rüber schauen, drehen sich alle blitzartig von uns weg. Mina hat die Jacke jetzt bei sich auf dem Schoss und ich strecke meine Hand unter dem Tisch aus. Mina streckt ihren Arm aus und versuchte meine Hand zu finden. Ich greife nach der Jacke... und berühre dabei ihre kleine Hand. Ein elektrisierender Schlag fährt durch meinen Körper, hoch bis in meinen Kopf. Die Hitze wird unerträglich. Mina's Augen weiten sich und ihre Wangen erröten sofort. Sie lehnt sich in den Stuhl zurück und wendet ihren Blick ab. Sie versucht sich nichts mehr anmerken zu lassen, nimmt die Gabel wieder in die Hand und isst hastig weiter.

Ich sitze einfach nur da und sehe ihr zu. Der Appetit ist weg. Es ist so, als hätte ich bereits genug gegessen. Ich warte. „Bist du fertig?" Frage ich sie dann nach einer Weile etwas gestresst. Sie schaut vom Teller auf und nickt. Ruckartig stehe ich vom Stuhl auf und signalisiere ihr mit meiner Kopfbewegung, dass sie mir nach draussen folgen soll. Ich muss hier weg. In einem Höllentempo marschiere ich aus der Halle raus. Mina spürt diese unangenehme Energie in der Halle ebenfalls und folgt mir kurz darauf nach draussen. Ein Raunen geht durch den Saal und Pfeifgeräusche sind zu hören. „Ruhe bitte!" Höre ich Dumbledore noch ausrufen. Ich laufe aus dem Schloss und auf das Aussengelände. Mina muss fast rennen, damit sie mir folgen kann. Bei einer alten Baumgruppe halte ich an. Draussen ist es ruhig und keine Menschenseele würde uns hier stören. Es haben sich zu viele Fragen angestaut und es wird verdammt nochmal Zeit, dass wir reden!

Ich lehne mich gegen einen Baum und spüre die Brise, die meinen Kopf etwas kühlt und mir durch die Haare weht. Es riecht nach Herbst. Mina ist jetzt ebenfalls bei der Baumgruppe angekommen. Leicht keuchend begibt sie sich zu mir unter die Bäume. Ihre Wangen sind immer noch gerötet aber blasser durch den kalten Wind. „Ich bin froh, sind wir da endlich weggekommen." Beginnt sie mit Erleichterung zu sprechen. Ich nicke nur und weiss nicht, was ich darauf antworten soll. Es ist definitiv nichts von all dem geplant gewesen und ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht. Mina bewegt sich vorsichtig zu mir. Mein Herz fängt an fester zu klopfen. Die verdammte Hitze kehrt zurück. Mein Kiefer verspannt sich. Sie lehnt sich, mit einem halben Meter Abstand zu mir, gegen denselben Baum.


- 1060 Wörter

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt