In den nächsten Tagen entwickle ich ein enormes Feingespür für die mir innewohnenden Kräfte. Viele Male reise ich durch meinen Geist, so als wäre er ein eigenes Universum mit seinen eigenen Gesetzen.
Kendra steht mir als Mentorin tatkräftig zur Seite und bringt mir bei, auf den verschiedensten Ebenen zu wandeln und Informationen abzurufen.
Mir ist bewusst, wie sie Draco währenddessen absichtlich von mir fernhalten. Die Frauen befürchten, dass er mich ablenken könnte und ich nicht rechtzeitig für meine Aufgabe bereit sein würde. Es schmerzt mich darüber nachzudenken. Niemals wollte ich ihn mit meiner Entscheidung zurückweisen oder verletzen.
Die Zeit verfliegt und der Tag des Blutmondes ist gekommen. Es ist Nachmittag. Ich wurde bereits für die Zeremonie hergerichtet. Meine Haare wurden mir geflochten und kunstvoll um meinen Kopf herum und über meine Stirn drapiert. Ich trage ein traditionelles, keltisches Kleid und darüber eine bestickte, schwere Robe in einem tiefen Königsblau. Antike, eingefasste Saphirohrringe runden den ganzen Look ab. Mein eigener Anblick ist mir fremd, wenn ich in den Spiegel schaue aber die Tradition verlangt es.
Die übrigen Stunden vertreibe ich mir mit dem Legen von Tarotkarten. Kendra leistet mir dabei Gesellschaft. Sie trägt auch schon ihre Zeremonie-Robe und kniet gegenüber von mir am Sofatisch. Ihre vielen, feinen Zöpfe sind hochgesteckt und bilden die Form einer Blume. Den auffälligen Schmuck, den sie täglich trägt, hat sie anbehalten.
Früher habe ich oft mit meiner Mutter Karten gelegt. Es war ein spannender Zeitvertreib für uns. Jedoch verstehe ich erst jetzt, dass es eine sehr nützliche Fähigkeit ist, die Karten deuten zu können.
„Wie lautet eigentlich deine Geschichte?" Stelle ich die Frage mitfühlend an Kendra, während sie die Karten mit geschickten Handbewegungen durchmischt. Es ist sicher nicht leicht für sie darüber zu sprechen, doch es würde mir viel bedeuten, wenn sie mir davon erzählen möchte.
Ihr sonst so starker und selbstbewusster Ausdruck wird weicher. „Meine Geschichte ist ähnlich, wie die der meisten hier. Wegen meiner Gaben wurde ich schon als kleines Kind von meiner Familie ausgestossen. Sie waren überfordert und fürchteten sich sogar vor mir. Ich wurde von den weisen Frauen in diesem Dorf aufgespürt. Sie haben mich herzlich bei sich aufgenommen und gefördert." Eine enorme Dankbarkeit aber auch Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. „So besteht unser Dorf fort. Wir nehmen die Mädchen bei uns auf, welche kein Zuhause haben oder auch Mädchen, denen es bei ihren Familien schlecht geht." Ergänzt sie ihre Erzählung mit einer gespielten Gelassenheit. Ich kann nur erahnen, welche Form von Schmerz sie unter ihrer coolen Art verborgen hält.
Sie lässt den Stapel Karten auf den Tisch plumpsen und seufzt beinahe genervt auf. Was ist mit ihr? Bin ich mit meinen Fragen zu weit gegangen? Gerade will ich Anlauf holen, um mich zu entschuldigen, doch es ist nicht so wie gedacht. Kendra rollt ihre Augen. „Er lässt einfach nicht locker..." Murmelt sie vor sich hin. „Was ist denn los?" Frage ich sie irritiert.
„Ich gebe es auf. Länger kann ich ihn nicht ignorieren. Seit ungefähr einer Stunde peilt er mich bereits mit Legilimentik an! Er hat gewonnen." Sie steht auf und schüttelt ihren Kopf, im Unglauben darüber, was sie gerade im Inbegriff ist zu tun. Sie geht vor die Tür. Mein Verstand kommt nicht mit aber vielleicht liegt es einfach daran, dass ich schon ziemlich nervös bin wegen heute Abend. Nach ein paar Minuten ist sie zurück. Kendra öffnet die Tür einen Spalt und streckt zuerst nur ihren Kopf hinein. „Hier ist jemand für dich." Ihr Ausdruck wirkt, als hätte sie sich geschlagen gegeben und die Situation akzeptiert, wie sie nun Mal ist. Mein fragender Blick ist auf sie gerichtet. Kendra schreitet zur Seite und als die Türe ganz aufgeht steht Draco vor mir.
Einen Moment lang herrscht absolute Stille zwischen uns. Nur das Knistern des Feuers im Kamin ist zu hören. Wir schauen uns gegenseitig in die Augen. Meine Aufmache wirkt klar ablenkend auf ihn. Ein Gefühlschaos braut sich in mir zusammen. Ich hätte nicht damit gerechnet, ihm noch vor der Zeremonie gegenüberzustehen.
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𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔
Fanfiction♡ Wie in einer Art Parallel-Universum lernt der Junge mit den weiss-blonden Haaren seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Er erkennt, dass er eine Wahl hat und verändert so den Verlauf der Geschichte. Dabei deckt er die verborgenen Geheimnisse sei...