Kapitel 40 - Draco's POV 4 - ein Vorgeschmack auf den Verrat

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Dumbledore und McGonagall stehen zu forderst. „Geht es ihnen gut?!" Fragt uns McGonagall aufgebracht. Ihre grossen Augen sind fest auf uns fixiert. „Sie scheinen es den Umständen entsprechend gut überstanden zu haben, Minerva." Stellt Dumbledore ruhig fest.

Wir richten uns langsam auf. Alles tut mir weh. Meine Kleidung und Haare sind verklebt von diesen widerlichen Spinnennetzen. Der Dreck hängt an meinen Schuhen und meiner Hose. Das war ein Höllenritt. Der Horkrux wurde vernichtet und der Kelch davon befreit. Ich schaue zu Hannah rüber, die noch bewusstlos daliegt. Wir haben keine schweren Verletzungen abgekriegt. Nur ein paar Schrammen und Kratzer.

Neville schnellt nach vorne zu Hannah und trägt sie zum Krankenflügel. Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, als würde ich bald im Krankenflügel wohnen. Da will ich auf keinen Fall mehr hin! Ich drehe mich zu Mina um. Sie scheint soweit okay zu sein. Mein Schädel brummt und will mich nur noch ausruhen. „Draco, bist du verletzt?" Höre ich ihre besorgte Stimme. Mina steht auf einmal vor mir. Sie bemerkt sofort, wenn etwas mit mir nicht stimmt. Das ist irgendwie schön aber auch anstrengend, da ich mich immerzu erklären muss. „Ja, es sind nur Kopfschmerzen. Ich will nicht in den Krankenflügel." Fasse ich mich kurz.

Potter berichtet Dumbledore und McGonagall, was geschehen ist. Es scheint so, als wäre die halbe Schule hier oben im Turm und würde uns anglotzen. Ich muss hier weg. Mina folgt mir die Treppen hinunter. „Wo willst du hin?" Fragt sie mich, während sie versucht meinen grossen Schritten hinterher zu kommen. „In die Grosse Halle. Ich habe Durst." Gebe ich angespannt zurück.

Mina und ich sitzen an einem leeren Tisch in der Grossen Halle. Es ist schon spät abends und der ganze Saal ist so gut wie leer. Das Abendessen ist lange vorbei und wir haben es dank unserem netten Ausflug in den verbotenen Wald verpasst. Ich fühle mich kraftlos, doch mein Puls rast noch immer. Mein Körper hat nicht kapiert, dass es vorbei ist und arbeitet auf Hochtouren. In diesem Zustand werde ich kein Auge zukriegen.

Die Elfen haben uns irgendeine beruhigende Kräutermischung aus der Küche gebracht. Wir sitzen uns eine Zeitlang gegenüber und trinken schweigend den wärmenden Tee. Mina schaut abwesend in die Tasse und ich beobachte, wie sich all das Leid und die Angst erneut vor ihren Augen abspielen. Es gibt nichts, was ich tun könnte, damit es ihr etwas besser geht. „Danke übrigens..." Beginne ich zögerlich die Konversation. Sie blickt von ihrem Tee auf und schaut mich erstaunt an. Sie ist wohl noch immer nicht daran gewöhnt, dass ich mich bedanken kann. „Wofür dankst du mir?" Fragt sie und kippt den Kopf schräg zur Seite. „Du hast mich vor dieser riesigen Spinne gerettet. Und das sogar noch mit einem meiner Lieblingszaubersprüche." Vermittle ich ihr auf scherzende Art. „Sectumsempra ist... einer deiner Lieblingszauber?" Hakt sie mit hörbar angewidertem Ton in der Stimme nach. Ich muss anfangen zu grinsen. „Ach, vergiss es. Es sollte nur ein Spass sein. Ich glaube dieses Vieh hätte mich in einen Kokon eingewickelt und verspeist, wenn du nicht gewesen wärst." Bemerke ich ernüchtert, als würde es mich kalt lassen. Mein Zynismus hat mir schon über vielerlei grenzwürdige Situationen hinweg verholfen.

Mina bewegt ihren Arm über den Tisch und legt ihre Hand auf meine. Ich schaue auf, direkt in ihre Augen. „Ich bin froh, konnte ich dir helfen. Du warst sonst immer für mich da und ich konnte nie etwas tun." Gibt sie betrübt zurück. Wie kann sie nur so etwas denken, geschweige denn es aussprechen? Sie ist am meisten für mich da und das auf eine Art und Weise, wie sonst nie jemand für mich dagewesen ist. Es schmerzt mich, diese Worte aus ihrem Mund zu hören. Ich drehe meine Hand unter ihrer und verschränke meine Finger fest mit ihren kleinen, kühlen Fingern. Ich brauche nichts zu sagen. Sie versteht mich wortlos.

Nach einer Weile haben wir uns ein wenig vom Schock erholen können und eine starke Schläfrigkeit und Erschöpfung tritt an ihre Stelle. Wir stehen auf und begeben uns aus der Halle. Wir stehen unten an der grossen Treppe im Eingangsbereich. Ich erinnere mich noch an den Ballabend hier. Als sie mit ihrem Kleid elegant die Treppen herunterstieg. Es kommt mir vor, als wäre seit dem Tag bereits eine Ewigkeit vergangen.

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