Kapitel 49 - Konfrontation

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Es ist der nächste Morgen und der Unterricht beginnt offiziell. Ich bin nervös. Heute werde ich Draco das erste Mal direkt darauf ansprechen, seit all den Geschehnissen. Es ist Monate her seit wir geredet haben.

Ich ziehe mir seit langem wieder meine Schuluniform an. Es ist jedoch kein erfreuliches Gefühl mehr, wie damals am Anfang des 5. Jahres. Ich schaue in den Spiegel und binde meine Haare hoch zu einem Pferdeschwanz. Dann ziehe ich mir meine Halskette an und ein paar Ohrstecker. So fühle ich mich wohl. Es ist wichtig, dass ich mich selbstsicher fühle, um mein heutiges Vorhaben erfolgreich durchzusetzen.

Ich schnappe mir meine gepackte Schultasche und gehe mit den anderen runter zum Frühstück. Cho, Padma und Luna wissen ungefähr, was ich vorhabe und werfen mir noch einen besorgten Blick zu, bevor sie mit den anderen in die Halle einlaufen. Ich hingegen warte etwas weitervorne im Gang. Ich kenne seine Gewohnheiten und er trifft meistens ein paar Minuten später ein.

Lange muss ich nicht warten, bis er die Treppen vom Kerker her hochgelaufen kommt. Er hat sich deutlich verändert. Es ist fast so, als ob das restliche bisschen Unschuld und Hoffnung in ihm erlöschen wären. Er ist noch grösser geworden und er wirkt nicht mehr wie ein Kind, sondern wie ein junger, vom Leben gezeichneter, Mann.

„Draco?" Spreche ich ihn ruhig an. Er geht einfach an mir vorüber und tut so, als wäre ich nicht da. Ein Stich bohrt sich in meine Brust.

Er ist nicht alleine. Die anderen folgen gleich hinter ihm und werfen mir einen abschätzigen Blick zu. Gerade als ich Draco nachlaufen will und noch einmal probieren möchte, ihn anzusprechen, werde ich abrupt geschupst und umgeworfen. Ich bin am Boden und hebe meinen Kopf an. Es ist Pansy. Sie steht mit verschränkten Armen vor mir und beugt sich mit finsterem Blick über mich. „Verzieh dich, Crowley!" Spuckt sie mir die Worte fast ins Gesicht. Sie geht weiter ohne jedes Schamgefühl.

Ich sitze einen Moment auf dem kalten Steinboden. Eigentlich müsste ich jetzt unendliche traurig sein, so wie ich mich kenne. In mir entfacht sich aber eine Wut. Ich werde nicht aufgeben! Nicht bevor ich es überhaupt probiert habe! Ich stehe auf, nehme meine Schultasche vom Boden und marschiere zum Frühstück.

Als nächstes haben wir Zaubertränke bei Professor Slughorn. Ich kann mich nicht konzentrieren. Harry ist in meiner Gruppe und lehnt sich zu mir rüber „Und hast du ihn angesprochen?" Fragt er leise, während er seinen Blick kurz nach hinten zu Draco und den anderen schweifen lässt. Mein Kopf senkt sich. Ich nicke zögerlich. Harry rümpft seine Stirn und versucht zu verstehen, was das bedeutet. Luna tippt Harry auf die Schulter und er dreht sich zu ihr um. „Es bedeutet, dass es nicht gut gelaufen ist." Erklärt Luna ihm ruhig und geduldig.

Während dem Unterricht versuche ich Draco zu ignorieren. Es fällt mir schwer. Bei ihm sieht das so leicht aus. Kann er seine Gefühle und sein Gewissen so einfach abschalten?

Wir bereiten den nächsten Trank vor. Luna steht von unserer Gruppe auf und holt die Zutaten. Draco steht von seiner Gruppe auf und geht zum Tisch mit den Zutaten. Als er mit seinen blassen, schönen Händen den Rosmarin schneidet, fällt mir auf, dass er den Ring nicht mehr trägt. Der eine Ring mit der Schlangenverzierung und dem Obsidian fehlt an seinem Finger. Ich frage mich, was er mir damit sagen will...

Soll das bedeuten es ist aus zwischen uns? Dann denke ich an die unzähligen Versuche, die ich nach dem Traum am Pool unternommen habe, um ein weiteres Mal in seine Träume zu kommen. Sie alle scheiterten. Er hatte den Ring noch an, als ich mit ihm schwimmen war. Kann es sein, dass es damit zu tun hat? Das ewige Grübeln treibt mich bald in den Wahnsinn. Ich muss mich irgendwie davon lösen.

Die Lektionen des Tages verstreichen und es gelingt mir mehr und mehr im Unterricht aufzupassen. Ein kurzer Gedanke durchquert meinen Geist. Was wäre, wenn ich es schaffen würde, ihn zu vergessen und ich mein Leben nach diesem Krieg in Ruhe und Frieden weiterführe? Für meinen Verstand ist dieser Gedankengang nur logisch aber meinem Herzen versetzt dies einen weiteren, brennenden Stich.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt