Kapitel 107 - Für immer dein

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„Welche Sache?" Möchte ich wissen. „Komm mit." Sagt er, ohne mir eine richtige Antwort zu geben. Er bringt mich die Treppe nach oben und durchquert mit mir den langen, schummrigen Gang. Wir gehen bis ans andere Ende. Er öffnet mir dort die breite Tür und lässt mich als erste eintreten. Ich stehe im grossen Badezimmer der Malfoy Manor. Hier war ich noch nie.

Das Bad ist ungewöhnlich hell und modern gestaltet, im Vergleich zum Rest des Hauses. Die Wände und der Boden sind mit weissen Fliesen ausgelegt. Eine grosse, verglaste Dusche befindet sich links vom Eingang. Vorne in der Mitte gibt es einen breiten Waschtisch mit zwei Becken. Darüber sind ausladende, ovale Spiegel angebracht. Seitlich davon stehen schmale Regale mit Schubladen. Zum Schluss entdecke ich auf der rechten Seite die grosszügige Keramikwanne. Sie ist in die Badezimmerecke eingelassen und nimmt einiges an Platz in Anspruch. So eine hätte ich auch gerne Zuhause.

Er geht auf die Wanne zu und dreht den Hahn auf. Es dämmert mir, über welche ‚Sache' er Klarheit haben möchte. Beim Anblick des einlaufenden Wassers reagiert mein Körper nervös.

Kurz nach Voldemort's Tod hat sich etwas verändert. Wir konnten es beide fühlen aber nicht benennen. Damals war es so, als wäre eine grosse Last von uns genommen worden. Und das war nicht nur, weil der Krieg endlich vorbei war. Nein. Es muss dieser Fluch gewesen sein, der all die Zeit über auf uns lag. Dieser hatte immerzu Schwierigkeiten in unseren ohnehin schon anstrengenden Alltag gebracht. Ob ich es jetzt rückblickend noch als Fluch bezeichnen würde, weiss ich nicht. Das Element Wasser hat uns auf geheimnisvolle Art und Weise miteinander verbunden. Woher diese Verbindung gekommen ist, bleibt uns ein Rätsel. Ob sie nun wirklich verschwunden ist, wissen wir ebenso wenig.

Draco will sicherstellen, dass wir voll und ganz davon befreit sind. Wäre das jetzt nicht der Fall, würde er bestimmt die Mitarbeiter seines neueröffneten Forschungslabors darauf ansetzen, um eine Lösung zu finden.

Es führt kein Weg daran vorbei. Ich mache zögerliche Schritte auf die Wanne zu und setze mich auf den Keramikrand. Er kommt zu mir und drückt mir eine Haarklammer in die Hand. Keiner von uns sagt etwas. Ich stecke mir die langen Haare nach oben. Wir hören dem Rauschen des Wassers zu und warten.

Die Wanne ist bald vollgelaufen. Draco dreht den Hahn zu und beginnt sein schwarzes Hemd aufzuknöpfen. Ich beobachte ihn still und gedankenversunken, wie er sich vor mir auszieht.

Ich muss an unser verbotenes Zusammensein im Bad der Vertrauensschüler zurückdenken. Damals lag noch ein langer Weg vor uns. Es war ein steiniger, gefährlicher Pfad, doch wir haben ihn gemeinsam beschritten. Es gibt mir Zuversicht, dass wir auch kommende Herausforderungen im Leben meistern werden.

Draco ist inzwischen in die Wanne gestiegen und bis zur Brust eingetaucht. Er gibt mir einen auffordernden Blick. Ich verlasse meine endlosweite Gedankenwelt und kehre ins Hier und Jetzt zurück. Behutsam öffne ich den seitlichen Reissverschluss meines Kleides. Ich ziehe mir die Ärmel über die Schultern und lasse das Kleidungstück zu Boden fallen. Draco lehnt seinen Kopf gegen den Rand der Keramikform und betrachtet mich mit verwegenem Ausdruck. Er geniesst die Show. Ich führe die Hände hinter meinem Rücken zusammen und öffne den Verschluss meines BHs. Zu guter Letzt schiebe ich mir den Slip von den Hüften und über meine Beine hinweg. Ich lege ihn zum Rest meiner Sachen.

Ich stehe vor der Wanne. Es sind nur noch wenige Zentimeter und ein paar Sekunden, die mich davor trennen, die Wahrheit herauszufinden.

Er richtet sich sitzend in der Wanne auf und streckt mir seinen muskulösen Arm entgegen. „Ich muss wissen, ob dieser Fluch wirklich verschwunden ist." Nennt er mir den Grund für dieses Experiment. „Ja, ich weiss. Finden wir es heraus." Stimme ich ihm einsichtig zu. Ich nehme seine Hand, hebe ein Bein an und tauche es in das wohlig warme Wasser ein. Er stützt mich und ich steige mit dem anderen Bein über den hohen Rand. Ich tauche ein und knie gegenüber von ihm. Konzentriert beobachten wir, was geschieht. Nachdem etwas Zeit verstrichen ist, kommt er mit prüfendem Blick näher zu mir. Seine Hände gleiten aus dem Wasser heraus und er hält mich an beiden Schultern fest. „Bemerkst du irgendwas?" Fragt er ernst nach. Ich schüttle ruhig meinen Kopf.

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