Kapitel 74 - Parallel Welten

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In dem Wohnzimmer legt er mich auf ein breites Sofa. Mit ‚Accio' holt er alle Gegenstände aus Bad und Küche zu sich, die er zur Behandlung meiner Wunde braucht. Ich schaue ihm still dabei zu, denn ich bin bereits so schwach, dass ich kein Wort mehr herausbringe. Die Lichtkugeln vor meinen Augen werden heller und mein Bewusstsein driftet immer mehr ab. Mein Körper glüht und der Schweiss läuft mir in kühlen Tropfen übers Gesicht. Er legt mir einen getränkten Waschlappen auf die Stirn und öffnet mir die Jacke.

Nach einer Weile komme ich wieder zu Bewusstsein. „Es ist zwecklos! Ich weiss nicht was für ein Giftzauber sie angewendet hat..." Redet er in Verzweiflung, während er vor mir kniet und mich voller Leid betrachtet.

Ich schaue ihn mit halb geöffneten Augen an. Wie gerne würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen und ihn trösten, doch... mein Körper gehorcht mir nicht mehr.

Er beugt sich über mich. „Du darfst mich nicht verlassen, hörst du!" Befiehlt er mir mit zittriger Stimme. Ich schaffe es ein schwaches Lächeln anzudeuten. Dann verschwimmt alles um mich und die Lichter werden einen Moment lang so hell, dass ich nichts mehr sehen kann. Wo bin ich?

Die Sterne am Nachthimmel bauen sich vor mir auf. Dann erkenne ich die Milchstrasse. Mein Bewusstsein wandert vorbei an Sonnensystemen und schliesslich an duzenden von Galaxien, die in allen Farben leuchten. Unsere Welt ist so klein und unbedeutend im Vergleich zu allem was noch hier draussen existiert. Wir Menschen gehen beinahe blind durchs Leben, ob magisch oder nicht magisch. So vieles beginnt mir klarzuwerden...

Ich nähere mich einem schwarzen Nebel und werde hineingezogen. Dann schiessen die Szenen blitzartig an mir vorbei. Szenen einer anderen Welt. Einer Welt, die unserer äusserst ähnlich ist, und doch erkenne ich viele Ereignisse nicht wieder.

Ich sehe eine Welt vor mir, in der Draco bei seinen Eltern und den Todessern bleibt. In der er voller Angst tut, was Voldemort von ihm will. Eine Welt, in der Dumbledore wirklich auf dem Astronomie-Turm gestorben ist. Eine Welt, in der Sirius von Bellatrix getötet wurde. Eine Welt, in der Harry, Ron und Hermine ganz alleine losziehen, um die Horkruxe zu finden und zu zerstören. Eine Welt, in der ich nicht existiere...

Wie ist so etwas möglich?

Und dann offenbart sich mir der Kosmos. Meine Welt ist nur eine von vielen, die parallel zueinander existieren. Nur ein anderes Wort, nur eine andere Tat hätten wahrscheinlich unsere Leben komplett verändert...

Der schwarze Nebel taucht erneut vor mir auf und ich spüre, dass ich eine Wahl habe. Wir haben immer eine Wahl, auch wenn wir es auf den ersten Blick nicht erkennen. Egal wie klein und unbedeutend wir uns im Universum auch vorkommen mögen, unsere Entscheidungen haben enorme Auswirkungen. Unser Einfluss verändert einfach alles...

Ich kann mich jetzt dazu entscheiden hier zu bleiben und meinen Frieden zu finden oder ich kann mich dazu entscheiden zurückzukehren. Ich kann bei ihm bleiben. Dann beenden wir gemeinsam, was wir angefangen haben.

Mein Gefühl sagt mir, dass ich meine Wahl schon lange getroffen habe. Ich will zurück. Ich wünsche mir nichts mehr, als bei ihm zu sein. Es soll ihn nicht das gleiche Schicksal ereilen, wie in der Welt, die ich gesehen habe. Lasst mich zu ihm zurück, ich bitte euch...

Der schwarze Nebel beginnt sich zu drehen und ich werde davon angezogen und verschlungen. Ein helles Licht erstrahlt vor mir und schwindet allmählich. Dann spüre ich meinen Körper, meinen Herzschlag und wie die Luft durch meine Lungenflügel strömt. Langsam wage ich es meine Augen zu öffnen. Es ist so warm...

Ich befinde mich noch in der Hütte auf dem breiten Sofa. Draco liegt neben mir und hat seine kräftigen Arme fest um meine Taille geschlungen. Ich bin in eine gemütliche Wolldecke eingehüllt. Es scheint schon wieder früh morgens zu sein.

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt