Kapitel 33 - Schmerzhafte Erinnerungen

70 8 0
                                    

Die Zeit fliegt nur so dahin. Wir haben Ende Februar. Dumbledore ist noch selten im Schloss anzutreffen.

Die Schlagzeilen des Tagespropheten werden immer absurder. Das dies keine unabhängige Zeitung mit freier Meinungsäusserung mehr ist, haben wir mittlerweile alle kapiert. Das Ministerium tut so, als hätten sie alles im Griff, dabei sieht man wie die Wirtschaft der Zauberwelt langsam aber sicher aus dem Ruder läuft. Vermehrt werden hohe Ämter an reinblütige Hexen und Zauberer mit fragwürdigem Hintergrund vergeben. Halbblüter werden unter Druck gesetzt und müssen ihre Herkunft deklarieren. Die Kontrolle und die Angst nehmen zu.

Jetzt, da meine Freunde in die ganze Sache eingeweiht sind, bin ich trotz allem erleichtert. Ein grosses Geheimnis zu verbergen, hat mich mehr Kraft gekostet, als ich mir eingestehen wollte.

Wir dachten, dass wir Snape für eine Weile los sein würden nach den letzten Ereignissen. Das war falsch gedacht. Snape nimmt seine Aufgabe, die ihm Dumbledore übertragen hat, sehr genau. Und so kommt es, dass wir heute Abend einen weiteren Termin in seinem kalten Büro erdulden müssen.

Cho, Padma und Luna sind um mich besorgt, da sie jetzt genau verstehen, wo ich hin muss und was ich dort tue. Sie würden mich am liebsten begleiten aber das geht natürlich nicht. Ich umarme nochmals jede einzeln, bevor ich leise aus der Tür gehe. Ich schleiche durch den Gemeinschaftsraum. Mein Magen fängt erneut an zu rebellieren, bei den schauderhaften Erinnerungen der letzten Male. Ich schreite hinaus. Vor den richtungswechselnden Treppen, sehe ich Draco rumstehen. Er scheint auf mich gewartet zu haben. Er betrachtet still die unzähligen Bilder an den hohen Mauern. „Hey." Begrüsse ich ihn schüchtern. „Hey, ...ich dachte mir, ich komme vorbei, damit du nicht mit Potter durchs Schloss spazieren musst." Rechtfertigt er sich. Wir beide wissen, dass das nicht der Grund dafür ist aber ich hake nicht weiter nach. Ich bin froh, dass er bei mir ist.

Wir vier treffen uns unterwegs und gehen zögerlich auf das Büro von Snape zu. Keiner weiss, was uns dieses Mal erwarten wird. Draco sieht, dass ich zittere und nimmt unauffällig meine Hand in seine. Hannah versucht sich mit irgendwelchen Atemübungen zu beruhigen. Harry ist jetzt schon echt mies gelaunt. Das kann ja etwas werden, denke ich nur, ohne viel Hoffnung auf ein gutes Ende.

Wir klopfen an die Tür aber es macht niemand auf. Die Tür ist offen und wir gehen rein. Dieses Mal sind die vier Stühle in der Mitte in einem Halbkreis angeordnet. Der fünfte Stuhl steht den anderen gegenüber. Wir schauen uns fragend an und setzen uns langsam auf die Stühle. Nach kurzer Zeit kommt Snape hereingeschneit. „Guten Abend." Begrüsst er uns mit einem ernüchterten, fast zynischen Ton. Harry's Blick verhärtet sich. Er scheint heute echt nicht gut drauf zu sein.

Snape steht hinter seinem Pult und beginnt mit dem Unterricht. „Heute werde ich ihre Fähigkeiten als Team anschauen. Sie arbeiten also zusammen. Durch ihre Verbindung zueinander, werde ich zwischen ihnen hin- und herspringen. Dabei werden sie versuchen mich abzuwehren." Wir haben verstanden und begeben uns in eine aufrechtsitzende Position. Snape wandelt nach vorne auf seinen Platz. Bestimmt sieht er die Angst in unseren Gesichtern. Es kümmert ihn aber nicht. Er hebt seinen Zauberstab. Ich kralle meine Hände in die Armlehnen. „Legilimens!" Ruft Snape und das Büro um uns verblasst.

Wir stehen in einem schönen Bauernhaus auf dem Land. Eine Frau backt mit ihrer Tochter gerade Brot. Ist das etwa... Hannah, als Kind?

Hannah versucht Snape aus ihren Gedanken zu kriegen aber er verweilt hartnäckig dort. Wie bei mir, ziehen auch die Erinnerungen von Hannah immer schneller an uns vorbei. Ihre frühe Kindheit, die vorige Schule, die sie besuchte, ihre Eltern und all die kleinen Momente ihres Lebens. Schutzlos ausgeliefert. Das ist das Gefühl, dass ich dabei empfinde. Ich kann es nicht mitansehen und versuche Snape's Geist aufzuspüren. Ich finde ihn bei einer Schlüsselerinnerung von Hannah. Es ist dunkel draussen. Die Eltern sitzen mit Hannah am Tisch und erzählen ihr etwas Wichtiges. Sie könnte da etwa acht Jahre alt gewesen sein. Snape steht im Ecken des Zimmers und hört mit. Ich stürze mich auf die Erinnerung und vertreibe Snape. Nur wo ist er hin?

𝔻𝕒𝕣𝕜 𝕄𝕒𝕘𝕚𝕔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt