Missing part of Mine

97 | one favor

CHLOE

Es war Dienstag. Jenna und ich gingen gemeinsam von meinem Haus aus zur Schule. Nach der ersten Stunde, in der wir Geschichte hatten, trennten sich unsere Wege. Sie musste einiges klären, was sie sich einen Tag zuvor noch nicht traute, und ich ... musste ebenfalls etwas schnell hinter mich bringen.

Auf meinem Weg zum Lehrerzimmer, schloss sich mir Kyle an. Er sah gut aus. Erholt und glücklich. "Na?", begrüßte er mich. "Hast dich ja lang nicht mehr blicken lassen."

"Ich hatte die stressigsten zwei Wochen meines Lebens", rechtfertigte ich mich. Dann musterte ich ihn von der Seite. "Gibt es irgendwas neues bei dir?"

"Nett, dass du fragst", erwiderte er mit einem etwas selbstgefälligem Ton, der mich zum schmunzeln brachte. "Ich hab mich von Matteo getrennt."

Ungläubig riss ich die Augen auf. "Du hast was?"

"Jep. Es ist vorbei. Er konnte mir einfach nicht genügend Aufmerksamkeit oder Zuverlässigkeit geben, also musste ich es beenden."

"Das ist ... Wow", stammelte ich. Dass auch noch ausgerechnet Kyle die Beziehung beendete, war kaum zu fassen. Er war besessen von Matteo und vielleicht liebte er ihn sogar.

"Scheiße, und warum bist du so glücklich, obwohl das so beschissen ist?", fragte ich verwundert.

"Na ja, ich hab auf dich gehört. Beziehungen sind unnötig und belasten einen nur. Ich bin jetzt frei, Chloe! Ich kann jetzt machen was ich will, so als Single, weißt du? Wir können wieder zusammen auf die Jagd gehen, wie in alten Zeiten! Du wirst mein und ich dein Wingman." Mit seiner Schulter torkelte er gegen meine und wackelte mit den Augenbrauen.

Ich biss mir auf die Zunge. "Na ja ... was das mit meiner Meinung über feste Beziehungen angeht ... Ich denke ich muss dir da was sagen."

Seine Mundwinkel rutschten nach unten. "Sag mir nicht, dass es das ist, was ich denke, was es ist."

Ich seufzte. "Mich hat es erwischt."

"Oh. Mein. Gott. Heilige Scheiße! Ihr seid zusammen?! Du und Jenna Darwin? Was zum ... Ich dachte ihr wärt nur Freunde! Deiner Meinung nach waren feste Beziehungen doch unnötig?"

"Finde ich immer noch. Aber Jenna ... für sie würde ich alles machen." Aus Ekel vor meinen eigenen kitschigen Worten, zog ich ungewollt eine Grimasse.

"Seit wann ist es offiziell?" Er klang so aufgeregt und ungläubig.

Ich lächelte unwillkürlich. "Seit ... ähm ... Samstag?"

Empört schnappte er nach Luft. "Seit drei verfickten Tagen? Wie bitte?! Und da hast du es nicht für möglich gehalten, mich mal anzurufen, oder was?"

Aufgebracht schnaubte ich. "Willst du mal einen kleinen Einblick in meine letzten zwei Wochen erleben?", schnauzte ich.

"Liebend gerne."

Ich blieb mitten im Schulflur stehen. Kyle stellte sich vor mich und wartete fordernd.

"Also", setzte ich mit einem Seufzer an. "Vor vier Jahren starb mein Dad, genau dann hielt es meine damalige beste Freundin für vorteilhaft mir zu sagen, dass sie ans andere Ende der Welt ziehen wird, weil die Kanzlei ihres Dads in Amerika kein Glück mehr hatte. Ich akzeptierte es nach einer Weile. Beim Abschied hieß es; 'Oh, Chloe, ich werde jeden Tag mit dir telefonieren und schreiben' bla bla bla." Ich imitierte die hohe Stimme von Kiara albern nach und brabbelte danach schnell weiter.

"Ich hab gewartet. Vier Jahre lang kam nichts ... Mein Leben wurde ein depressiver Haufen Mist, begleitet von Therapeuten, Alkohol, Drogen, Sex und Angstzuständen. Auf jeden Fall, erschien plötzlich diese blöde Highschool-Prinzessin und brachte mich wirklich dazu, dass ich mich in sie verliebe. Wie konnte sie bloß?", fragte ich fassungslos.