95 | his comeback

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CHLOE

Sobald ich die Tür zu meinem Haus aufschloss, strömte mir direkt ein holziger Geruch in die Nase. Einen, den ich unter tausenden wiedererkannt hätte.

Jenna schulterte ihren Rucksack. "Gott, was ist das denn für ein penetrantes Aftershave?", fragte sie und wedelte theatralisch mit der Hand um ihre Nase herum.

Draußen war es mittlerweile dunkel.

Nach dem ganzen Carol-Drama dauerte es bloß fünf Minuten, bis sich Jenna ein paar Klamotten und anderes Zeug zusammen klaubte und in zwei Rucksäcke stopfte. Alles nötige nahm sie mit, damit sie für ein paar Tage erst mal bei mir zu Hause unterkommen konnte.

"Fuck, sag mir bitte, dass das ein Scherz ist", murmelte ich zu mir selbst und stellte Jennas anderen Rucksack in den Flur.

Aus der Küche erklangen mehrere Stimmen. Gelächter. Jedoch verstummten sie, sobald die Haustür ins Schloss fiel. Füße spazierten über den knarzenden Boden.

Schnell kniff ich die Augen fest zu und überkreuzte beide Zeige- und Mittelfinger, als würde ich gerade darauf hoffen, dass mein Geburtstagswunsch war wird. Allerdings war es in meinem Fall einfach nur hoffen darauf, dass meine Vermutung falsch sein wird. "Bitte nicht, bitte nicht ..."

"Chloe ..."

Natürlich lag ich richtig.

Seufzend senkte ich meine Finger und öffnete die Augen.

Ich musterte ihn. Das dichte, braune, kurze Haar und die Sonnen-gebräunte Haut harmonierten gut zu der hellen Jeans und dem kurzärmligem Hemd, auf dem ... Ananasse ... gedruckt waren. Unter dem geöffneten Hemd trug er ein weißes T-Shirt.

Manche Dinge ändern sich wohl wirklich nie.

Ich unterdrückte den Impuls, ihm einfach in die Fresse zu schlagen, egal wie verlockend das auch war.

Es schmerzte etwas, ihn nach so langer Zeit zu sehen. Zum einen, nach all dem scheiß mit meiner Mom, und zum anderen, da er einfach das verdammte Ebenbild meines Dads war.

"Du bist hier", sagte ich unbeeindruckt.

"Du wirkst nicht überrascht", meinte er und stemmte die Hände auf die Hüften. Hinter ihm erschienen Mom und Marcus. Mom wirkte ängstlich. Vielleicht wegen meiner bevorstehenden Reaktion?

"Dein schreckliches Aftershave hat dich selbst nach all den Jahren noch immer verraten." Meine Augen schweiften über seinen muskulösen Körper. Dass er ständig viel unterwegs war, erkannte man immer noch. "Fuck, du bist ja ganz schön alt geworden", neckte ich ihn, obwohl das nicht wahr war.

Empört schnappte er nach Luft. "Du bist so eine Göre! Verdammt, ich dachte, nur Marcus wäre nerviger geworden. Ich glaube ich muss mir noch mal überlegen, wer schlimmer ist."

"Sowas von sie", behauptete Marcus im selben Moment als ich "Sowas von er" sagte.

Wie zwei Kinder streckten wir beide die Hände aus und zeigten dem anderen den Mittelfinger.

Aus Nandos Kehle ertönte ein Lachen. "Marcus war schon immer ein Fall für sich, aber du? Du warst doch eigentlich immer der nette Zwilling?"

"Tja, ich schätze, dass wir nun beide scheiße sind", witzelte ich und zuckte unbekümmert mit den Schultern.

Nando lachte ein weiteres Mal. Seine Stimme war nie sonderlich tief. Dass er schon dreiunddreißig war, sah man ihm kaum an. Er zog sich genauso wie all die Jahre zu vor an. Seltsam bedruckte Hemden oder T-Shirts waren ein Muss bei ihm. Den Surfer-Boy-Look wollte er um jeden Preis beibehalten, auch wenn das ziemlich bescheuert aussah.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt