59 | painfull truth

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JENNA

Um mit einem kühlen Kopf das folgende Gespräch anzufangen, hatte ich mir kurz mein Gesicht mit Wasser erfrisch. Anschließend betrat ich das Wohnzimmer.

"Okay, was zum Teufel ist los?", fragte ich ziemlich genervt. Ich setzte mich auf die moderne Couch.

Cindy folgte mir und setzte sich ans andere Ende. "Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll ..." Sie seufzte stark. "Scheiß drauf. Als ich mit unserer Gruppe in der Sportumkleide war, haben wir uns gewundert, wo du wieder warst. Wir redeten darüber, wie selten du dich gemeldet hast und wie viele Fehlstunden du mittlerweile hast."

Musste sie das so ansprechen? Ich war ja selbst nicht stolz darauf. Die gemeinsame Zeit mit Chloe brachte mich nun mal dazu, schnell von meiner Norm abzuweichen. Ich hatte kein gutes Gefühl bei Cindys Aufregung und der Start bewies mir schon, dass es nur schlecht enden konnte.

Sie fuhr fort: "Auf einmal sind Abby, Barb und Christine ausgerastet! Sie haben angefangen, sich richtig über dich zu beschweren. Sie hauten ziemlich fiese Dinge raus."

Ich schluckte schwer. "Zum Beispiel?"

"Dein untypisches Verhalten bezüglich White, dein angeblich nerviges prahlen mit Andrew ... Sie sagten sogar so schwachsinnige Dinge die in Richtung Affäre gingen. Mal im Ernst, klingt das nicht lächerlich? Du und White, das wäre unmöglich." Ungläubig lachte sie.

"Äh ... ja ... total", stammelte ich.

Verdammt Cindy, wenn du nur wüsstest!

Ich kratzte mich am Nacken. "Cindy, das klingt alles sehr ... untypisch für unsere Freunde ... Meinst du nicht?"

"Ich weiß, es war alles so plötzlich. Ich denke, die Tatsache, dass du im Moment so auf Abstand warst, verstärkte deren ganzen Ansichten."

Enttäuscht schüttelte ich den Kopf. Dachte sich Cindy das aus? Wieso sollten meine Freundinnen so welche grausamen Dinge über mich sagen? Ich kannte sie. Ich wusste sie waren anstrengend, aber sie liebten mich.

Oder?

"Das kann nicht sein", beharrte ich.

"Jenna, vertrau mir. Hätte ich es schon früher mitbekommen, wäre ich sofort zu dir gesprintet. Ich will mir gar nicht ausmalen, worüber sie noch sprechen, wenn wir beide nicht anwesend sind ..."

"Und was hast du gesagt, als sie mich runtergemacht haben?" Ich zeigte Anführungszeichen.

"Ich sagte ihnen, dass du vielleicht nur mal von allem eine Pause brauchtest und dich selbst finden wolltest. Ich weiß, du tust nie etwas ohne einen Grund."

Verärgert kaute ich auf meiner Unterlippe. "Cindy, willst du mich verarschen?"

Sie riss ihre Augen auf. "Was? Nein! Wie kommst du darauf?", bellte sie.

"Das ganze klingt verdammt weit hergeholt, findest du nicht?" Es tat weh, an meiner besten Freundin zu zweifeln, doch es musste sein.

"Jenna, ist das dein verdammter Ernst? Wieso um alles auf der Welt sollte ich mir sowas ausdenken?"

"Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich dir nicht mehr so viel Aufmerksamkeit geschenkt habe ... Das weiß ich ja auch und ich versuche, das in Zukunft auch zu ändern, aber wenn du dir Geschichten über unsere Freunde ausdenkst, nur um besser dazustehen, ist das eine ziemlich beschissene Aktion."

Sie rutschte auf dem Sofa näher zu mir. "Ich würde dich niemals anlügen! Und schon gar nicht, bei so einem wichtigen Thema!"

Unfähig den Augenkontakt beizubehalten, sah ich weg. In meinem Kopf ratterte es wie in einer alten Uhr. Ich wollte ihr so sehr glauben, aber ich konnte nicht. Ich konnte und wollte nicht. Vor allem wollte ich nicht, dass das wieder passierte wie damals schon mal.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt