93 | our feelings

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CHLOE

Es vergingen einige Minuten. Ich wusste zwar nicht wie lange genau, aber mehrere Minuten lang rannte ich Jenna hinterher.

Dass sie von uns beiden auf jeden Fall die sportlichere war, wurde mir noch nie klarer, als in dieser Sekunde. Mein Blut hörte ich in meinen Ohren rauschen und meine Haut war glühend heiß.

"Jenna!", schrie ich zum tausendsten Mal, als sie endlich etwas langsamer wurde. Ein DejaVu schlich sich in meine Gedanken.

Nach einem genaueren Blick, wurde mir bewusst, dass wir nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt standen.

Ich hörte Jenna ununterbrochen weinen.

"Bitte bleib stehen!", versuchte ich es ein weiteres Mal.

Jenna blieb tatsächlich stehen. Ihre Schultern bebten. Hastig wischte sie ihre Tränen fort und drehte sich zu mir. "Warum willst du das noch weiterführen? Chloe, sieh es endlich ein, wir sind zu verschieden und passen einfach nicht zusammen! Und du weißt, dass sich das auch niemals ändern wird! Also warum zur Hölle krallst du dich immer weiter daran fest?" Die Lautstärke ihrer Stimme machte mir Angst. In ihr lag Zorn, Flehen und Erschöpfung.

Mein Körper war zwar von dem ganzen Rennen echt niedergetrampelt und ausgelaugt, aber nach ein paar Mal tief Luft holen, ging es wieder. "Weil ich das nicht so ruinieren will, wie ich bisher alles andere in meinem Leben ruiniert habe." Ich sagte die Wahrheit. Die verdammte Wahrheit. Und ich war noch lange nicht fertig.

Jenna senkte den Blick wieder zum Boden. "Kiara ist wieder da ..."

"Sie bedeutet mir nichts", erwiderte ich in blitzgeschwindigkeit.

"Ihr habt euch geküsst, verdammt!" Mit dem Fuß trat sie fest auf den Gehweg.

"Es war nicht so, wie du denkst! Der Kuss hat mir rein gar nichts bedeutet!" Ich machte einen Schritt auf sie zu, doch sie wich bloß nach hinten aus. Sie wollte die Distanz von drei Metern aufrecht halten.

"Du willst mir also wirklich weis machen, dass du nichts gefühlt hast? Gar nichts?" Giftig verließen die Worte ihren Mund.

"Ich habe den Kuss nicht erwidert", wiederholte ich bestimmt.

"Das ist eine Lüge ... und das weißt du genauso gut wie ich", sagte sie bedrohlich leise.

"Vielleicht habe ich ihn ja doch für den Bruchteil einer Sekunde erwidert. Aber nur, weil ich es mein ganzes Leben lang so dringend wollte. Ich schwöre dir, sobald ich realisiert habe, was wir taten, habe ich es beendet. Es war nicht das Selbe, Jenna. Es war nicht wie mit dir."

Ekel spiegelte sich in ihren Gesichtszügen. "Warum sollte ich dir glauben?"

Abrupt klappte ich den Mund zu einer dünnen Linie und war sprachlos. All meine Argumente, die ich mir vor einer halben Stunde zurecht legte, waren wie vom Erdboden verschluckt.

Genau. Warum zum Teufel hätte sie mir das abkaufen sollen? Ich brach ihr schon etliche Male das Herz und hatte nie damit aufgehört. Im Anschluss entschuldigte ich mich ständig, nahm sie nur in meine Arme, sagte ihr wie gestört ich war und dass es mit uns nie funktionieren könnte. Trotz meinen Warnungen, blieb sie bei mir. Allerdings konnte ich sie insgeheim auch nicht gehen lassen. Warum war das bloß zwischen uns ein ständiges hin und her?

Enttäuscht schnaubte sie. "War klar. Du hast selbst keinen Schimmer, warum ich dir glauben sollte."

Sie wollte über den Rasen ihres Vorgartens, aber ich griff fest nach ihrem Handgelenk, weil ich so verdammt Angst hatte, dass sie mich dieses Mal wirklich verlassen würde. "Bitte nicht, Jenna."

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt