63 | lonley teenager

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JENNA
june 2018, age 17

Ungeduldig lief ich im Kreis. Dabei spürte ich, wie sich der Alkohol immer mehr in jede Ecke meines Körpers verteilt hatte.

"Andrew guckt mich nicht an. Er hat mich kein einziges Mal angesehen. Warum? Bin ich ihm jetzt zu hässlich? Macht mich mein Kleid fett?", fragte ich Cindy. Hastig zupfte ich mein Kleid zurecht.

Sanft nahm sie meine Hände in ihre und zog sie von meinem Körper weg. "Nein, du siehst wunderschön aus." Sie musterte mein lachsfarbenes, enges Kleid, das bis zum Boden reichte.

"Mir reicht's!", lallte ich. Ich war anscheinend doch schon ordentlich betrunken. "Soll er doch weiter mit dieser Schlampe Veronica flirten! Ich gehe." Verärgert drängte ich mich an Cindy vorbei.

Sie schulterte ihre Clutch. "Warte, ich komme mit dir."

"Nein", seufzte ich. "Gib mir zehn Minuten alleine. Ich komme dann wieder." Ruhe würde mir ganz bestimmt gut tun.

"Bist du sicher?", hakte sie nach.

"Ja. Keine Sorgen. Ich bin gleich wieder da."

Eine tiefe Sorgenfalte erschien auf ihrer Stirn. "Na gut, wenn du meinst", sagte sie nichtsdestotrotz.

Während ich also auf dem Weg zu den Toiletten war, murmelte ich irgendwelche Beleidigungen, die ich Andrew am liebsten alle an den Kopf geschmissen hätte.

In den Mädchentoiletten war es voll. Kein Zentimeter war frei. Ich wollte mich in Ruhe frisch machen, aber so war das definitiv nicht möglich. Ich drängelte mich also wieder aus den Mädchentoiletten und überlegte. Dann kam mir eine Idee.

Ich betrat die Männertoiletten. Sie waren leer. Kein einziger Mensch. Ein seltsamer exotischer Geruch lag in der Luft, aber das konnte mich in dieser Sekunde nicht weniger interessieren.

Als ich in den Spiegel sah, erschauderte ich. "Oh Gott." Ich sah grässlich aus. Das Haarspray in meinen Haaren ließ nach, meine Mascara war verschmiert und mein Mund trocken. Während ich versuchte, mit Wasser und Papiertüchern durch Tupfen mein Gesicht und meine Achseln zu erfrischen, bemerkte ich Qualm aus einer der Kabinen. 

Ich erstarrte kurz. "Ist hier jemand?", fragte ich. Ein Husten ertönte. "Hallo?"

Die Tür der Kabine öffnete sich langsam und hinter ihr erschien Marcus White. Oh Gott, dachte ich. Er und seine Schwester hatten nicht gerade einen bescheidenen Ruf. Ich erinnerte mich an die Dutzenden Male, wo die Geschwister voll gepumpt mit irgendwelchen Drogen aufgefunden wurden.

Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust. "Was machst du hier, White?"

Er lockerte seine ohnehin lose Krawatte. Mit dem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose sah er eigentlich ganz erträglich aus. "Mich vor dieser Veranstaltung drücken?" Er zog an seinem gerollten Joint. Wie zu erwarten.

"Deswegen sitzt du hier wie ein Versager in einer der Toilettenkabinen und kiffst? Ziemlich erbärmlich, wenn du mich fragst."

Seine rotunterlaufenen Augen musterten meinen Körper. "Warum nicht? Das Leben ist scheiße, also wozu überhaupt noch auf unsere Körper achten?" Irgendwie sah ich mich in ihm. Nicht mit Drogen, aber mit Problemen ...

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt