72 | promised forever

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CHLOE
may 2014, age 14

"Denkst du, Dad hat – wie er es versprochen hat – Lasagne gemacht?", fragte mich Marcus, als wir auf dem Weg nach Hause waren.

Ich nickte selbstbewusst. "Natürlich. Dad hält immer seine Versprechen."

"Da hast du recht", stimmte mein Bruder mir zu. Plötzlich änderte sich etwas in seinem Gesicht: Er schien traurig und gleichzeitig schüchtern zu sein. "Wann ... ähm ... wann genau wird Kiara eigentlich wegziehen?", fragte er behutsam.

Ich seufzte. "In zwei Wochen, nach der Abschlussfeier." Der Griff um die zwei Bücher in meinen Armen, die nicht mehr in meinen vollen Rucksack passten, wurde stärker.

"Das ist so scheiße. Erzähl ihr das niemals, aber ich werde die Schreckschraube wirklich vermissen."

Auch wenn es oft nicht so schien, als ob mein Bruder und Kiara sich mochten, es war so. Sie waren trotz den ständigen Neckereien und dem gegenseitigen Provozieren ... Freunde.

Okay, es konnte sein, dass Freunde die falsche Bezeichnung war, aber Feinde waren sie definitiv nicht. (Oder nicht?). Vielleicht doch eher wie zwei Geschwister, die sich immer zankten.

Ich versuchte mir ein Lächeln aufzuzwingen, aber ob es in der Realität so überzeugend wie in meinem Kopf aussah, war schwer herauszufinden.

"Bist du sehr traurig?", erkundigte er sich aufrichtig.

"Nein", log ich.

"Bist du wütend?"

"Nein", log ich wieder. Meine Gedanken fraßen mich ehrlich gesagt förmlich auf. Ich vermisste sie schon jetzt, obwohl sie noch nicht einmal weg war.

Ich war traurig, da ich von dem Tag an, wo sie es mir erzählt hatte, nicht wusste, dass wir nur noch vier Wochen lang zusammen sein konnten.

Ich war wütend, da sie so lange gebraucht hatte, um mir diese wichtige Sache mitzuteilen.

Ich war vieles. Aber vor allem eins: unsicher. Unsicher, weil ich nicht wusste, ob ich sie je wieder sehen würde, auch wenn sie sagte, nichts würde sich ändern.

"Alles wird gut gehen." Mein Bruder schlang, während wir gingen, einen Arm um meine Schultern.

An meinem Schlüsselbund hing dieser kitschige New York Anhänger von Onkel Nando. Es war eins von vielen seiner Andenken, die er uns von seinen Reisen mitgebracht hatte. Marcus und ich hoben jedes einzelne auf. Während ich in dieser Sekunde die Tür aufschloss und mir der Anhänger in die Augen sprang, lächelte ich.

"Hi, Dad, wir sind da!", rief ich durch den Flur.

"Hi, Dad! Bist du schon fertig?", rief Marcus direkt hinterher. Wir stellten unsere Rucksäcke ab.

Dann liefen wir durch den Flur, bis ins Wohnzimmer, doch da war niemand. "Dad?", kam es verwundert von mir. Gemeinsam liefen wir in die offene Küche in der auch niemand stand. Als wir jedoch um die Theke herum schauten, änderte sich alles.

Es fühlte sich an, als hätte jemand meinen Herzschlag gestohlen ... Als hätte jemand die Welt um mich herum in Dunkelheit gehüllt. Ich war so glücklich, nichtsahnend ... Und dann ... dann stand ich vor ihm. Fast so, als wäre ich gar nicht richtig Teil der Szenerie, sondern eher ein Zuschauer.

Alles spielte sich in Zeitlupe ab. In einer winzigen Millisekunde, die sich wie Minuten anfühlte, drehte ich meinen Kopf zu Marcus, auf der Suche nach einem Beweis, dass ich mir das nur am einbilden war. Es konnte nicht die Realität sein. Sein Gesicht ... voller Schock und Angst ... verriet mir, dass es keine Einbildung war.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt