96 | glorious intimacy

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JENNA

"Es ist schon spät. Wir sollten schlafen gehen."

Ich war der gleichen Meinung wie Judy. Heute war ein wirklich langer und stressiger Tag. Das Kennenlernen mit Kiara, Chloes Ehrlichkeit, Moms Abneigung, und Nandos Heimkehr.

Bei letzterem muss ich jedoch hinzufügen, dass ich positiv überrascht war. Chloe war nicht zornig, als sie ihren Onkel wiedersah. Mal abgesehen davon, dass ich am Anfang nicht einmal verstand, wer dieser Mann überhaupt war, war ich verblüfft.

Das Timing von Nando war absolut ironisch, doch der Grund für seine Heimreise war plausibel.

Judy erklärte außerdem, dass sie mit ihm sprach. Sie fanden es war höchste Zeit für dieses Treffen. Zu ihrer Verteidigung musste man aber sagen, dass sie nicht wissen konnten, was mit Kiara und meiner Mom geschehen würde. Trotzdem verloren Chloe und ich kein Wort darüber.

"Eure Mom hat recht", stimmte Nando schließlich zu und durchquerte das Wohnzimmer, um in den Flur zu gelangen. Wir alle folgten ihm.

Ich mochte Nando. Nach einer kleinen Zusammenfassung von Chloes und meiner Geschichte, fragte er viel über mein Leben und wirkte ernsthaft interessiert.

Oben verabschiedete sich Marcus und schloss seine Zimmertür hinter sich.

Nando folgte Judy in ihr Schlafzimmer, aber im Türrahmen blieb er stehen, da Chloe ihm noch etwas sagte: "Stell bloß keine Dummheiten da drin an", warnte sie.

Er lachte und schüttelte den Kopf. "Versprochen. Aber auch ihr bleibt schön artig, verstanden?", warnte er ebenfalls.

"Versprochen", entgegnete Chloe.

Die Kommunikation in dieser Familie war zwar jahrelang verschlossen bezüglich ernsteren Themen, aber ein Schamgefühl hatte keiner von den Whites.

In Chloes Zimmer ließ ich mich als aller erstes mit ausgestreckten Armen aufs Bett plumpsen. "Mein Kopf tut weh", jammerte ich leise und starrte zu den Sternen-Aufklebern.

"Meiner auch", sagte Chloe und schaltete die Nachtischlampe an. Warmes, gedämmtes Licht erhellte den Raum minimal.

Sie setzte sich mit einem angezogenen Bein auf ihren Schreibtischstuhl und klappte ihren Laptop vor sich auf. Ihr Rücken war zu mir gekehrt.

Mit meinen Ellbogen stemmte ich meinen Oberkörper hoch. "Wie geht es dir?"

Ich hörte sie seufzen. "Geht so. Ich bin nicht wütend, falls du das befürchtest. Also schon ein kleines bisschen, aber das spielt keine Rolle." Sie begann auf dem Laptop herum zu tippen.

"Das freut mich ... Tut mir leid, falls die Frage blöd kommt, aber ... warum ... bist du überhaupt so gelassen?"

Sie hielt die Finger still. "Ich ... Keine Ahnung. Ich glaube, ich habe endlich eingesehen, dass wütend sein nichts mehr bezweckt." Die Tastaturschläge schallten weiter durch das Zimmer.

"Das ist die richtige Einstellung. Du kannst stolz auf dich sein, Chloe."

Sie nickte kaum merklich. "Vielleicht schon." Langsam drehte sie sich auf dem Drehstuhl in meine Richtung und senkte ihr Bein wieder. "Ich wollte einen Schlussstrich ziehen, verstehst du? Einfach alles mit diesem ... Schmerz ... hinter mir lassen."

Ich setzte mich an die Bettkante. "Ich verstehe."

Chloes Mundwinkel zuckten ein wenig, ehe sie sich wieder umdrehte und weiter tippte.

Ich kramte aus Chloes Kleiderschrank – der komischerweise viel ordentlicher als mein eigener war – ein großes schwarzes T-Shirt. Ich schälte mich aus meinen Klamotten und zog das Oberteil über. Es reichte mir bis zu der Mitte meiner Oberschenkel.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt