69 | emotional return

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CHLOE
now

"Ihr wird es wieder gut gehen. Gib ihr etwas Zeit", schallte es durch meinen Schädel. Mom?

"Denkst du das wirklich? Sieh sie dir doch mal an!" Wessen australischer Akzent war das?

Ich versuchte die Augen zu öffnen, um zu sehen, was um mich herum geschah, doch das Einzige was ich erkannte, war ein verschwommenes, verzerrtes Bild.

"Ich hätte nie kommen sollen. Das war ein– Chloe!" Wie ein Echo prallte die Stimme durch meinen ganzen Körper. Fußschritte wurden immer lauter und der alte Holzboden knarzte. "Chloe? Bist du wach?" Neben mir sackte die alte Couch, auf der ich offensichtlich lag, ein. Mit jedem blinzeln wurde meine Sicht klarer.

Sommersprossen. Sommersprossen, die ich vergöttert hatte, erschienen vor meinem Geistigen Auge. Ihre wunderschönen dunkelblonden, welligen Haare lösten sich hinter ihren Ohren, in denen große Sonnenblumen Ohrringe steckten. Tatsächlich schaffte ich es etwas zu murmeln: "Ich hab wieder diesen Traum." Mit müden Augen lächelte ich.

"Das ist kein Traum, Schatz", erklang eine andere Stimme hinter mir. Mein Puls stieg rasend an und ruckartig richtete ich mich auf. Panisch starrte ich zu den Augen vor mir. "Kiara?", fragte ich schweratmend. "Das kann nicht wahr sein", flüsterte ich fassungslos. "Was machst du hier?"

"Ich ... Ich wollte dich sehen, also bin ich los und ... Tada." Sie gestikulierte mit ihren Händen, als hätte sie einen Zaubertrick vorgeführt.

"Ich lasse euch mal alleine", sagte meine Mom, ehe sie das Wohnzimmer verließ. Ihre Stimme klang traurig und erschöpft. Sofort biss ich mir auf die Zunge, da ich nicht auf ihre Anrufe einging. Hätte ich doch bloß abgenommen ...

Minuten vergingen, doch es fühlte sich an wie Stunden, in denen wir uns einfach nur anstarrten. Ich redete mir die ganze Zeit ein, dass das nicht wahr sein konnte.

Es gab so vieles zu sagen und zu besprechen. Ich wollte schreien, weinen ... Ich brauchte Antworten, Entschuldigungen und Wiedergutmachungen ... Doch bevor ich überhaupt realisierte, was ich da tat, nahm ich sie einfach nur stürmisch in meine Arme.

Erleichtert seufzte sie.

"Ich hab dich so vermisst, Ki", nuschelte ich in ihre Haare. Ihr Griff um meinen Rumpf wurde stärker. "Warum bist du hier?" Wir lösten uns voneinander. Meine Augen schweiften zu dem kleinen funkelnden Stecker in ihrem linken Nasenflügel. Erinnerungen durchströmten mich.

"Ich wollte dich einfach unbedingt wiedersehen ... und ... wow. Du ... du siehst so anders aus ... aber trotzdem genauso wie damals." Sie fuhr über die Tattoos an meinem linken Arm "Du hast dich echt nicht Lumpen lassen mit den Tattoos." Verlegen fuhr nun ich den Arm auf und ab.

Das letzte Mal wo wir uns sahen, trug sie noch eine Zahnspange. Mittlerweile strahlten ihre geraden Zähne und nahmen ihr ganzes Gesicht ein. Mir viel ihr australischer Akzent auf, welcher selbstverständlich damals nicht existierte. "Als ob du keine hast."

Ertappt wich ich sie meinem Blick aus und biss sich lächelnd auf die Unterlippe. Kurz darauf krempelte sie ihr lang ärmliches Shirt an dem rechten Arm hoch. Eine Rose mit ausgeprägten Dornen kam zum Vorschein.

"Ich steh auf deinen Akzent", lächelte ich.

"Ja, oder? Hab ich mir nach all den Jahren abgeschaut", grinste sie.

"Seit wann bist du wieder in New Jersey?"

Ihr Lächeln verschwand und sie fing an sich am Knie zu kratzen. Ich wusste was das bedeutete. Es bedeutete, dass ihr etwas unangenehm war ... Das tat sie schon früher immer, sobald es passte.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt