65 | self hate

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CHLOE

Ich hasste mein Leben wirklich. Warum musste immer alles so kompliziert sein? Am liebsten wollte ich sofort Marcus durch den Hörer anschreien, aber ich ließ es ruhen. Welchen Grund hätte ich dafür gehabt? Dass er endlich das Mädchen seiner Träume rumkriegen konnte? Dass er endlich mal etwas anderes schaffte, als sich nur die Kante zu geben?

Während ich da so alleine in in Jennas Zimmer wartete, bis sie mit dem Duschen fertig war, wurde mir nicht nur langweilig, sondern auch verdammt kalt. Ich beschloss, an ihre Kommode zu gehen, um nach einer brauchbaren Hose zu suchen. Auch wenn Jenna wahrscheinlich nur Sachen in XS hatte, hoffte ich auf etwas Glück.

Auf ihrer Kommode entdeckte ich viele von den glitzernden Aprikosen Lipglosses, die sie jeden Tag Dutzende Male benutzte. Sofort lächelte ich bei dem Gedanken daran, wie ihre Lippen damit schmeckten.

In der oberen Schublade, hatte ich nichts gefunden, also suchte ich in der dadrunter weiter. Ich fand eine schwarze Sportleggings und nahm sie heraus. Kurz betrachtete ich sie, bevor ich sie mir über die Beine streifte. Gerade als ich die Schublade schließen wollte, erblickte mein Auge etwas.

Ein kleines Notizbüchlein, das mir nicht unbekannt war. Ich sah kurz zur Tür, zögerte, doch es brachte nichts. Zwischen den Klamotten zog ich also das Buch zum Vorschein. Verdammt, ich wusste, dass ich das nicht hätte tun sollen, aber ich war zu neugierig.

Mit dem kleinen Büchlein setzte ich mich an die Bettkante und schwor mir, nur kurz rein zu schauen. Ich öffnete es und begann zu lesen.

17. September 2015.

Heute ist der Abend meins 15. Geburtstags. Wie jeder andere, hätte ich mir heute den Bauch mit Torte, Keksen, Cupcakes und haufenweise Softdrinks vollstopfen müssen ... aber ich tat es nicht.
In der Schule läuft mal alles gut. Die Leute respektieren mich – mögen mich sogar, aber gestern hab ich gehört, wie eine Gruppe von Jungs über mich geredet hat. Sie redeten nur über meinen Körper und meinten, ich wäre nicht schlank genug um in ihrem Bett landen zu können.
Dieser Hass in mir wächst Tag für Tag und kann es einfach nicht mehr ertragen, mich jeden Tag im Spiegel sehen zu müssen ... Es ist zu viel. Wenn ich es nicht tun müsste, würde ich es nie wieder machen. Vielleicht würde ich sogar auf jeden einzelnen Spiegel bei mir zu Hause einschlagen.

Wann hört das alles bloß auf?

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20. Oktober 2015.

Mom redet die ganze Zeit davon, wie sehr ich mich anstelle und dass ich nur Aufmerksamkeit möchte ... Warum denkt sie sowas von mir? Und warum sollte ich mir sowas ausdenken?! Wieso konnte sie nicht ein einziges Mal so sein, wie all die anderen Mütter auf dieser Welt?
Ein einziges Mal auf der Seite ihrer Tochter sein? Nein, das war für Carol Wilson unmöglich. Sie interessiert sich schon ihr ganzes Leben für nichts anderes. Immer nur Carol hier und Carol da. Wann war ich endlich mal an der Reihe? Wieso konnte sie das Rampenlicht nicht mit ihrer einzigen Tochter teilen?
Ich wünschte, unsere Beziehung wäre wie die aus diesen typischen Filmen, in denen es um Mütter und Töchter geht. Wie zum Beispiel Sophie und Donna aus dem Musical-Film Mamma Mia. Die waren wirklich toll ... Egal wie kitschig dieses Musical ist.

Verlange ich zu viel? Bin ich es wirklich nicht wert, richtig von meiner Mutter geliebt zu werden?

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Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt