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CHLOE
april 2014, age 14

Kiara und ich versteckten uns im Geräteschuppen der Sporthalle. Unsere Sportlehrerin bemerkte nicht einmal, dass wir verschwunden waren.

"Wie läuft's eigentlich mit deiner Nase? Tut das Piercing immer noch weh?", fragte sie mich.

"Nein, es ist dank der Salbe viel besser geworden, aber jedes Mal, wenn Mom mich enttäuscht ansieht, schmerzt es direkt wieder", entgegnete ich etwas bedrückt.

"Ach, das wird wieder vergehen. Deine Mutter ist jetzt nur angepisst, weil du mal was gemacht hast, was sie nicht wollte. Außerdem siehst du verdammt cool damit aus!" Sie trug wegen des Unterrichts einen hohen Pferdeschwanz. Während sie diese Frisur an sich selbst verabscheute, liebte ich es, wie ihre dunkelblonden Haare damit aussahen und wie ihr schmales Gesicht hervorstach.

"Du wirst mir niemals glauben, was heute morgen passiert ist."

"Hau raus." Gespannt sah mich meine beste Freundin an. Dabei bemerkte ich, dass das Makeup, was sie heute morgen auftrug, um ihre Sommersprossen zu verdecken, durch den Schweiß kaum noch zu erkennen war. Seit etwa einem halben Jahr schminkte sie sich nun jeden Morgen dezent vor der Schule. Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte. Ich fand sie auch ohne Make-up schön.

"Ich wollte mir eigentlich nur meinen iPod von Marcus zurück holen, nachdem er ihn eiskalt von mir klaute. Aber als ich sein Zimmer betrat musste ich fast kotzen." Bei dem Gedanke daran, stellten sich alle Härchen an meinem Körper auf.

"Was ist passiert? Was hat der Pudel getan?", hakte sie nach. Sie nannte meinen Bruder schon immer Pudel.

Ich zögerte. "Er hat ... du weißt schon." Ich rümpfte die Nase. "Zwing mich nicht es zu sagen."

"Hat er etwa ... an sich selbst rumgespielt?" Sie nahm echt nie ein Blatt vor den Mund.

"Eww. Ja! Und ich hab's live gesehen!" Schnell vergrub ich das Gesicht in meinen Händen.

"Das ist doch ganz normal", lächelte sie.

"Du hast gut reden, Einzelkind. Erwisch du mal deinen Zwilling mit dem du Monate lang im Bauch deiner Mom gekuschelt hast dabei, wie er an sich selbst rumfummelt."

"Sei froh, dass es nicht anders herum passiert ist."

"Kiara!", schimpfte ich. Selbst nach unserer jahrelangen Freundschaft, fiel es mir schwer, bei ihrem losen Mundwerk nicht zusammenzuzucken oder sogar rote Wangen zu bekommen.

Sie lachte. "Wie hat er denn auf dich reagiert?"

"Ich glaube seine genauen Worte waren du bist eine schlangen fressende Kröte. Danach hat er mich mit alten Boxershorts abgeworfen."

"Eww. Das ist widerlich."

"Kiara ... ich will nicht, dass du denkst ich bin prüde ... aber das war echt seltsam. Sein Gesicht war ganz rot und–"

"Okay, Tiger. Den Rest kann ich mir selbst vorstellen." Nachdem sie realisiert hatte, wie seltsam das klang, verzog sie angewidert ihr Gesicht.

Wir lachten beide, bis ich beschloß, das Thema zu wechseln: "Wie geht es deinem Dad?"

Sie riss ihre Augen auf. Die Atmosphäre veränderte sich schlagartig. "Oh. Meinem Dad ... geht's ganz gut."

"Warum sagst du das so, als wäre eigentlich das genaue Gegenteil wahr?"

"Tue ich nicht." Sie kratzte sich am Knie. Erwischt. Das Knie-Kratzen verriet sie immer.

Ich verdrehte meine Augen. "Spuck's aus, Ki."

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt