16 | truthfull roof

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JENNA

Ohne nachzudenken, stand auch ich von meinem Stuhl auf, entschuldigte mich und lief Chloe hinterher. Vor der Treppe blieb ich kurz stehen und zögerte.

Wieso hätte ich ihr jetzt hinterher laufen sollen? Sie hätte sowieso nicht mit mir gesprochen. Höchstens wieder beleidigt und runtergemacht. Aber Chloe brauchte jetzt jemanden. Wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre, wäre ich auch nicht gerne alleine gewesen. Aber Chloe und ich waren von Grund auf verschieden ...

Ich wollte gerade los, da wurde ich von Marcus aufgehalten. Er wollte seiner Schwester nachrennen.

"Nein, warte. Lass mich." Ich legte eine Hand auf seine Brust, um ihn zu stoppen. Sein Herzschlag beschleunigte sich.

"Sie ist meine Schwester, ich weiß was sie durchmacht."

"Ja, aber lass mich. Geh wieder zurück und klär das. Wir kommen gleich nach."

Irritierte Falten bildeten sich auf seiner Stirn. "Ähm, okay. Wenn du meinst."

Ich ging die knirschende Treppe hoch, während Marcus wieder ins Esszimmer verschwand.

Ich betrat Chloes Zimmer, doch dieses war leer. Sie musste allerdings nach oben gegangen sein, denn man hörte von unten die lauten Stufen. Ich sah im Badezimmer nach.

Auch niemand.

Ich schaute für eine winzige Sekunde in Judys Schlafzimmer, doch das schien mir echt zu privat, um noch länger nachzuschauen.

Das letzte Zimmer war Marcus' Zimmer, also betrat ich ungeduldig das Zimmer, doch wieder fand ich keine Chloe. Aber das Fenster war offen.

Sie ist doch wohl nicht ...

Ich streckte meinen Kopf aus dem Fenster und entdeckte sie dann endlich. "Was machst du hier?", fragte sie. Sie saß auf dem geziegelten Dach über der Garage.

"Ich, äh ... wollte nach dir sehen", gab ich zu und kletterte vorsichtig aus dem Fenster um mich neben sie zu setzen. In ihrer Hand entdeckte ich eine Zigarette, die sie gerade zwischen die Lippen legte.

Ich rümpfte die Nase bei dem Geruch. Chloe verdrehte die Augen, zog ein letztes Mal an der Zigarette und drückte sie an einem Dachziegel aus, um sie dann weg zu schmeißen. Da fiel mir die schwarze Sweatshirtjacke an ihrem Leib auf.

"Willst du darüber reden, was gerade passiert ist?" Ganz vorsichtig wählte ich meine Worte.

Sie seufzte, lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. "Nope", gab sie nur von sich. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns.

"Wieso nicht? Vielleicht kann ich dir ja helfen."

"Ich denke nicht, dass Miss Perfect mir helfen könnte. Du verstehst nicht wie es ist ein beschissenes Leben zu haben. Du kennst nur dein Leben, wo dir alles von klein auf in den Arsch geschoben wurde. Du musstest noch nie etwas derartiges durchmachen und musstest nicht die wichtigsten Personen in deinem Leben verlieren. Also spar dir deine falsche Fürsorge und geh wieder runter." Sie war total gekränkt und musste das alles an mir auslassen.

Personen? Plural? Ich wollte unbedingt fragen wen sie damit meinte, aber durch Chloes Worte wuchs nur meine Wut.

"Du hast keine Ahnung von meinem Leben, White", fauchte ich bedrohlich leise.

"Oh doch. Ich kenne genug Prinzessinnen von deiner Sorte. abgehobene, falsche, beliebte Mädchen, die sich immer groß aufspielen. Ihr seid alle gleich."

"Was erlaubst du dir? Ich versuche dir gerade zu helfen, verdammt!"

"Schade, ich will deine Hilfe nämlich nicht! Und überhaupt, warum solltest du mir helfen wollen? Wir hassen uns. Schon vergessen? Wieso bist du mir nach gelaufen?!"

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt