37 | second dinner

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CHLOE

"Chloe, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen. Du weißt wie neugierig ich sein kann. Bitte ruf mich zurück", flehte Jenna, als sie zum fünften mal auf meine Mailbox quasselte.

Warum genau ich sie seit zwei Tagen ignorierte, war mir unklar. Ja, sie hatte mal wieder eine Grenze überschritten, aber sie interessierte sich nun mal für mein abgefucktes Leben. Warum auch immer ...

Während ich also in meinem Zimmer auf meinem Bett saß, und weiter an meinem ach so wichtigen Projekt arbeitete, dachte ich darüber nach Jenna anzurufen. Morris erwartete von mir, am nächsten Tag, ihm meine Fortschritte zu zeigen.

"Marcus! Komm runter, das Essen ist fertig!", rief meine Mutter. Es war amüsant, dass sie es endlich aufgab. Seit Tagen ignorierte ich sie. Jedesmal wenn sie uns zum Essen rief, blieb ich in meinem Zimmer. Sie versuchte oft, mit mir zu reden, doch ich ging immer nur schweigend an ihr vorbei.

Dieses Mal, vergaß ich anscheinend meinen Groll, gegenüber meiner Mutter, denn ich stieg von meinem Bett und ging die knarzenden Treppenstufen runter.

Sobald ich im Türrahmen des Wohnzimmers stand, in dem auch unsere offenen Küche angrenzte, erblickte ich nur einen leeren kleinen Küchentisch. Verwundert ging ich zum Esszimmer, welches wir nur benutzen, wenn mehr Leute zum essen kamen.

"Chloe?", fragte meine Mutter verwundert, deutlich überrascht, dass ich dort stand. "Willst du mit uns essen?", wollte sie vorsichtig wissen. Es wirkte so, als hätte sie sich vor meiner Antwort gefürchtet.

"Ja, wenn das okay ist."

"Natürlich, warum sollte es nicht?" In ihrem Gesicht lag ein Hauch von Erleichterung. Meine Mom verließ das Esszimmer.

Ich schaute rüber zu Marcus, der irgendwas auf seinem Handy tippte und auf dem Stuhl eingesackt war. Schweigend drehte er sich um, sah mich kurz an, schenkte mir ein sehr winziges, besorgtes Lächeln und senkte dann wieder den Kopf. Ohne etwas von mir zu geben, setzte ich mich neben ihn. Er redete kaum mit unserer Mom, aber im Gegensatz zu mir, tat er es, auch wenn es nur kurz war.

Jetzt kam sie mit einem weiteren Teller samt Besteck zurück und legte die Sachen auf den Tisch vor mir ab. "Freut mich, dass wir mal wieder zusammen essen." Sie versuchte zu lächeln, doch es war sehr schwach und sah aus, als ob es all ihre Kräfte beanspruchte.

"Mhm", brummten Marcus und ich gleichzeitig. Ich merkte wie er leicht grinste und tat es ihm gleich.

Dann hörte ich, wie unsere Haustür summte. "Kommt noch wer?", fragte ich an meine Mutter gerichtet.

"Äh ... ja, also–" Sie wurde von einem erneuten Summen unterbrochen. Schnell flitzte sie aus dem Raum.

Aus dem Flur hörte ich Stimmen. "Hallo, meine Liebe. Ihr kommt genau rechtzeitig!", trällerte meine Mom.

Oh nein. Bitte nicht schon wieder.

Nach viel Geraschel und Geschmeichel, drehte ich mich um. Da stand sie im Türrahmen. Die größte Hexe aus New Jersey.

Carol Wilson.

Ihre blonden Haare waren zu einem strengen Dutt frisiert. Sie trug einen viel zu förmlichen Rock für den Alltag und auch für sonst alles. "Hallo, Marcus, freut mich dich wiederzusehen. Chloe, ich hatte nicht mit dir gerechnet, aber es ist auch schön dich wiederzusehen." Falsch lächelte sie mir zu.

"Ich wohne hier", zischte ich mit einem ebenso falschen Lächeln.

Sie öffnete ihren Mund, um noch etwas zu sagen, aber schloss ihn dann doch wieder. Ich drehte mich wieder um und spielte mit der Serviette, die unter meinem Teller lag.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt