24 | little purchase

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CHLOE

Ich saß in meiner Küche an dem kleinen Tisch und blätterte in meinem Geographiebuch herum, mit der Hoffnung, mich ablenken zu können. Hausaufgaben – auch noch an einem Sonntag – waren eigentlich das Letzte an was ich gedacht hatte, vor allem weil ich eigentlich schon genug zutun hatte mit dem Projekt, doch ich brauchte endlich mal eine andere Beschäftigung. Mir schwebten zu viele Dinge im Kopf herum.

"Das ist doch bullshit!", jammerte ich vor mir hin. "Hör auf darüber nachzudenken. Hör auf an sie zu denken", tadelte ich mich selbst.

Unser seltsames Gespräch von gestern brannte sich in meine Gedanken ein.

"Scheiß drauf." Ich schloss das Buch und ging zum Kühlschrank. Dort holte ich mir eine kleine Wasserflasche raus.

Plötzlich hörte ich die Haustür, die aufgeschlossen wurde. "Das wird ein Spaß!", ertönte eine Stimme. Es war nicht die Stimme meiner Mom.

"Ich freue mich tierisch!", erwiderte dieses Mal meine Mom. Sie betrat den Raum. "Hi, Liebling."

Hinter ihr erschien Carol in einem ordentlich gebügelten, faltenfreien Kleid. Sie räusperte sich. "Hallo, Chloe."

"Äh ... Hi." Ich schenkte den beiden kaum noch Beachtung.

"Carol und ich werden etwas backen. Willst du uns vielleicht ... Gesellschaft leisten?", fragte Mom zögernd. Süß, wie sie sich Hoffnung machte.

"Auf. Gar. Keinen. Fall." ich betonte jedes einzelne Wort intensiv und schaute in den Kühlschrank, auf der Suche nach etwas zum Essen. Ich vermied anschließend Blickkontakt mit den beiden Frauen.

Meine Mom seufzte. Sie stellte ihre Taschen auf dem kleinen Küchentisch ab.

"Verdammt! Ich habe vergessen die Rosinen und den Sirup einzupacken", fluchte Carol. "Ich muss sie schnell holen."

"Das könnte doch Chloe übernehmen ... Meinst du nicht?", warf meine Mutter ein.

"Wie bitte?" Ich schlug lautstark den Kühlschrank zu.

"Das wäre durchaus praktisch. Jenna ist zu Hause. Klingel einfach und frag sie nach den Sachen", forderte Carol.

"Moment, Moment!" Abbremsend gestikulierte ich mit meinen Händen in der Luft. "Ich habe nicht einmal zugestimmt."

"Na komm schon, Chloe. Nimm meine Autoschlüssel und fahr zu Carol nach Hause. Du und Jenna seid doch auch Freunde und könnt euch Hallo sagen. So schlimm wird es nicht."

Carol, die hinter meiner Mom stand, zuckte bei der Erwähnung von Jenna und mir als Freunde zusammen. Ihr Gesicht wurde starr, als hätte sie das nicht glauben können.

Viel zu spät nahm ich zur Kenntnis, dass auch ich überrascht meine Mom anstarrte. Jenna und ich waren keine Freunde.

"Ich habe keinen Nerv dafür. Vielleicht hätte Carol ja lieber Mal auf ihre Sachen aufpassen sollen", sagte ich verächtlich.

"Chloe!", schimpfte meine Mutter wie die Tausenden Male zuvor in meinem Leben. "Geh jetzt sofort die Sachen holen!" Ihre Zähne knirschten.

Meine Lippen formten sich zu einer dünnen Linie. In meinem Kopf hatte ich schon die perfekte Beleidigung für sie zurechtgelegt, aber irgendein Impuls hielt mich davon ab, es laut auszusprechen. Normalerweise tat ich es immer ohne auch nur zu zögern.

Missing part of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt