Missing part of Mine

73 | take time

CHLOE

Nervös lief ich im Flur auf und ab. Meine Füße fühlten sich taub an, durch das pausenlose hin und her watscheln. Aber ich konnte nicht still stehen bleiben. Mein Herz pulsierte zu schnell, was sich anfühlte, wie eine Tonne an Steinen, die auf meiner Brust lagen. "Und welche Straße ist es?"

"Liberty Street 12."

Ich atmete tief durch. "Denkst du, das ist eine gute Idee?"

"Liebling, wenn du das möchtest, dann ist es eine gute Idee." Meine Mom kam auf mich zu. "Aber du weißt, dass du das nicht tun musst?" Sie berührte sanft meine Wange und zum ersten Mal seit langem, ließ ich es einfach zu.

"Ich weiß nicht mehr, was ich will und was nicht."

"Das ist in Ordnung. Mach dir keinen Druck deswegen. Das würde es nur komplizierter machen." Um ehrlich zu sein glaubte ich, dass sie verdammt großes Mitleid mit mir hatte, wegen dem, was sie gehört hatte, als Kiara hier war und ich ihr erzählte, wie beschissen es mir all die Jahre ging.

Ich hatte keine Kraft mehr, um meiner Mom weiter die Schuld für alles zu geben. Oder ihr Vorwürfe wegen Nando zu machen. Soll sie doch mit ihm vögeln bis die beiden umfallen. Es war mir egal.

Ich will einfach nur wieder etwas Ruhe und Stabilität. Mehr nicht.

Marcus schlenderte die Treppe runter. "Äh ... Alles okay hier unten?", fragte er und fuhr sich durch die etwas gekürzten Haare. Nie stylte er diese mit Gel oder der gleichen, was seine Haare oftmals ziemlich unordentlich aussehen ließ.

"Kannst du mich vielleicht fahren?", presste ich nervös hervor.

"Äh, klar. Wohin?" Ich befürchtete, dass er merkte, wie ich – seitdem ich das von ihm und Jenna wusste – auf Abstand ging. Er wusste zwar nicht, dass ich es wusste, doch er spürte mit Sicherheit, dass etwas nicht ganz richtig war. Trotzdem drängte er mich zu nichts.

"Elwood. Liberty Street. Liegt am Stadtrand. Etwa 20 Minuten mit dem Auto von hier."

"Okay, kein Problem. Sollen wir direkt los?" Irgendwie bescheuert, dass ich mich von ihm distanziert hatte ... Aber es lag nicht an ihm. Es lag an mir. Ich hatte Schuldgefühle ...

Fuck, was ist nur los mit mir?

Ich nickte.

"Dann los." Nach der Verabschiedung zu unserer Mom, stiegen wir beide in seinen alten Wagen ein. Erinnerungen wie Marcus und ich damals auf der Rückbank saßen und uns darüber stritten, welcher PowerRanger der Beste war, während Dad am Steuer saß und zu alten Country Liedern summte, schwebten durch meinen Kopf. Ich lächelte minimal.

Nach Minuten der Stille, beschloss ich waghalsig direkt zu sein. Kein langes drumherumreden. "Warum hast du mir das mit Jenna nie erzählt?"

Verwundert sah er mich von der Seite an. "Wovon sprichst du?" Seinen linken Ellbogen stützte er auf dem herunter gekurbelten Fenster ab. Gleichzeitig fuhr er nur mit einer Hand am Lenkrad.

Aus der Entfernung sah man eine grüne Ampel.

"Ihr beide. Abschlussfeier. Vor den Ferien."

Die Ampel wurde rot und schlagartig tritt Marcus auf die Bremse. "Was sagst du da?" Ungläubig riss er den Kopf zu mir. "Was ... was meinst du?", stellte er sich dumm.