Kapitel 51

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Aus dem nichts heraus kam er, ich glaube von rechts, angeschossen und fing mich auf. Durch das unerwartete aufeinander treffen unserer Körper presste mich der Druck an seine Brust. Meine Beine flogen haltlos hinterher. Den Bruchteil einer Sekunde später hatte er wieder festen Boden unter den Füßen. Erleichtert atmete ich aus. Meine Hände und Füße zitterten unkontrolliert, wie so oft wen etwas derartiges geschah. Free-Fall-Tower. Schoss es mir durch den Kopf. Dach, Balkon, Gestalt und Fall. Aufgefangen und gerettet. Mein Gehirn verband die so eben geschehene Situation in meinen Kopf mit ähnlichen Bildern von Dingen die ich bereits durchlebt hatte. Es verknüpfte die guten mit den schlechten um mir wenigstens etwas die Panik zu nehmen.

Nur bekam es das nicht richtig hin. Nutzloses Ding! Ängstlich presste ich meine Augen aufeinander um diese bilder aus meinem kopf zu verbannen. Unterdessen strich etwas kühles über meine Stirn und meine arme, dass es mir Gänsehaut bereitete.

"Alles in Ordnung?" raunte seine Stimme nahe an meinem Ohr. Ich konnte kaum nicken geschweige denn etwas sagen, weswegen ich still da liegen blieb und mich beruhigen ließ. Sowas nennt man dann wohl einen Schock fürs leben.

Mit weichen knien, zitternden Händen und einem seltsamen Gefühl in meiner bauchgegend setzte ich mich schließlich auf. Er wartete noch einen Moment befor er mich ganz losließ, um sich ganz sicher zu sein das es mir gut ging.

Nach weiteren Minuten setzte ich zu einem Versuch an mich bei ihm zu bedanken. Meine Stimme klang seltsam hoch und zittrig. Als wäre sie mit mir den abhang hinunter gestürzt, wäre aber nicht aufgefangen worden, sondern am Boden n tausend Stücke zerschellt, die ich nun alle wieder zusammen setzten musste um wenigstens einige Wörter hervor zu bringen. Deswegen scheiterten wohl auch meine ersten Versuche, doch nach einem ständig wiederholten räuspern gelang mir endlich dieses eine für mich wichtige Wort.

"D..Danke!" mein Gesicht verzog sich dabei zu einer seltsamen Maske, die eigentlich hatte ein Dankbares lächeln sein sollen. Nun sah es wohl eher so aus als könnte ich nur noch meine linke Gesichts Hälfte dazu überreden während die andere stur ausdruckslos blieb. Wenigstens schaffte er es freundlich auszusehen.

"Gern geschehen! Ich hätte dich ja schlecht fallen lassen können." schmunzelnd richtete auch er sich auf und nahm mich an die Hand. Ausnahmsweise währte ich mich nicht, da ich immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen unterwegs war. Geduldig führte Jason mich zu dem kleinen See der von hier sogar noch schöner war als vom Rand des Felsens. Das Wasser schimmerte im Sonnenschein und kein Wind wehte darüber der das Wasser aufschäumen ließ. Irgendwo konnten meine Ohren eine Ente ausmachen. Als ich nach ihr suchte, fand ich stattdessen auf der anderen Seite die Person die durch den Spalt gekommen war, angelnd am Ufer sitzen. Er oder sie war definitiv zu weit weg um irgendwas mit zu bekommen, was ich vorhin hatte zu meinen Vorteil nutzen wollen. Deprimiert darüber das ich mich umsonst bemüht hatte den Berg rechtzeitig herunter zu klettern, wischte ich mir eine kleine Zorn träne aus den Augenwinkeln.

"Alles in Ordnung?" erschrocken nickte ich schnell.

"J..ja!" er sah mich zwar noch etwas misstrauisch an, akzeptierte es dan aber und ging auf einen bestimmten Fleck zu, auf dem eine schlichte schwarze Decke lag. Scheu folgte ich, ohne das er etwas sagen musste. Ich fing an ihm immer mehr zu vertrauen. Natürlich wusste ich das es falsch war, aber es war nun mal nicht zu vermeiden immerhin hatte er mir schon so einige male den Hals gerettet.

"Setzt dich." sagte er freundlich als ich neben ihm stehen und geblieben war. Behutsam tat ich dies dann auch.

Nach einiger Zeit versuchte ich die stille, in der wir beide nur auf das Wasser hinaus gesehen und überlegt hatten, zu durchbrechen.

"Ich dachte schon du hättest hier sonst was aufgebaut." leicht drehte sich sein Kopf zu mir um damit ich ihn grinsen sehen konnte.

"Du sagtest das soetwas nicht dein Fall ist, also hab ich alles bis auf das hier wieder weg gebracht."

"Oh." verlegen sah ich auf meine Finger. Er fing an zu lachen.

"Jetzt sag nicht das du es dir anders überlegt hast."

"N..N..NEIN! Natürlich nicht." energisch schüttelte ich mit meinem kopf.

"Aber...?" woher konnte er wissen das...?

"Nichts!"

"Klar!" ironisch lächelnd pickste er in meine rechte Seite. Genervt zog ich meine Füße an und legte die arme darum und den Kopf darauf. Meine Haare bildeten so einen perfekten forhang zwischen uns. Den er leider mit einer Handbewegung zur Seite strich. Dort wo mich sein Lufthauch traf, bekam ich gänsehaut.

"Ist dir kalt?" fragte er 'besorgt'.

"Etwas." log ich. Ich konnte ja schlecht zugeben das ich wegen ihm gänsehaut hatte.

"Kein Wunder. Dein shirt ist ja auch gerissen."

"Top!" korrigiere ich ihn automatisch. Und Ach nee! Hatte ich dir vorhin gesagt.

"Wie auch immer. Hier!" ich musste nicht Aufsehen um zu verstehen das er mir gerade ein anderes Shirt zugeworfen hatte. Was, weil ich nicht fangen konnte, auf dem Boden hinter mir landete. Müde griff ich danach und zog es mir über. Das andere ließ ich drunter weil ich mich nicht vor ihm ausziehen wollte. Als ich mich dan umwand um mich zu bedenken saß er Oberkörper frei neben mir. Erschrocken starrte ich ihn an und begann wild zu husten.

"Ist was?" amüsiert über meine sichtbar irritierte Handlung. Hastig löste ich meine Blicke und sah auf das weniger interessante Wasser vor uns. Dabei wollte ich mir sein Shirt schon wieder ausziehen und zurück geben.

"Lass es an! Mir wird, mir kann nicht kalt werden."

"Nein, nein. Es ist dir. Außerdem..."

"Was? Ist es weil du jetzt meinen Oberkörper sehen kannst? Darum würde ich mich nicht sorgen. Später wirst du wohl noch mehr sehen als das." Hustend und würgend boxte ich ihn gegen den Oberarm.

"Sei nicht so Gewalttätig!" sein schallendes lachen brannte in meinen Ohren.

"Du bist pervers!"

"Oder realistisch." sagte er trocken.

"Realistisch?" er konnte doch nicht denken das...? Oder doch? Und wie zur Bestätigung sagte er genau das, was ich auf keinen Fall hatte hören wollen.

" Jap. Wirst schon sehen."

"Du..." knurrte ich ihn an.

"...bist heiß. Ich weiß!" um Sprache ringend versuchte ich die richtigen Worte zu finden. Feuerroter scham umspielte meine Wangen. Was fällt diesem Sack ein meine Sätze zu beenden. Und dan auch noch so!

"Nein! Idiot!"

"Siehst du den da drüben?" verwirrt zogen sich meine brauen zusammen. Ich hatte schon gedacht er hätte ihn übersehen.

"Nö." ich schwankte mit meinem Kopf auf die andere Seite.

"Was hab ich vorhin zum Thema lügen gesagt? Ich weiß das du überhaupt deswegen so schnell hier runter wolltest."

Oh oh.

"Nächstes mal spring einfach direkt, dan spar ich Zeit." Aufrauschend floss die Luft aus meinen Lungen. Du miese kleine Ratte.

"Ich weiß was du sagen willst. Aber lass es ja." Drohend sah er mich an und wackelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum.

"Was ich dir eigentlich sagen wollte; er beobachtet dich." schief legte ich den Kopf in den Nacken. Wie meinen?

"Wie kan er das aus der Entfernung?" annehmend das dies ein Scherz war schlich sich ein leichtes grinsen über mein Gesicht.

"Indem er so ist wie ich." schlicht und wahrscheinlich wahr.

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