Kapitel 61

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Jasons's Sicht

Was hatte mich da gerade geritten? Wie war ich darauf gekommen sie zu küssen? Hatte ich sie doch bestrafen wollen, für ihr unsittliches, uneinsichtiges verhalten mir gegenüber. Das Sie sturrerweiße immer und immer wieder an den Tag legte. Wieso konnte Sie nicht so bereitwillig wie die meisten anderen sein?
Und alles nur wegen ihrem verdammten Geruch. Jedes mal wenn ich in ihrer Nähe war machte mich dieser Geruch wahnsinnig. 
Mein Vater hatte wohl am meisten Glück gehabt mit meiner Mutter. Wie er immer zu mir meinte hatte er gerade mal zwei Wochen gebraucht um Sie rum zu kriegen. Wie hatte er das nur geschafft? Gab ich mir nicht genug Mühe? War ich nicht höflich genug? Nicht zuvorkommend genug? Nicht freundlich, nicht hilfsbereit genug? Es machte mich wahnsinnig, nahezu verrückt wenn sie mich jedes mal stur abblitzen ließ. Wenn sie mich erst ansah als würde ich ihr wenigstens ein klein wenig etwas bedeuten, nur um mich dann im nächsten Moment zu verletzten. Egal ob mit Worten oder mit Schlägen. Jedes mal wen sie das tat versuchte ich mir einzubilden das mir das ganze nichts ausmachte. Doch ein klein wenig schmerzte mich ihr widerstand trotzdem. Er traf mein erkaltetes, lebloses Herz. Es war ein grauenvolles, nervtötendes Gefühl.
Es kotzte mich an.
Was nahm sich diese kleine Göre eigentlich heraus? Eigentlich hatte ich ihr Manieren beibringen wollen. Doch was hatte ich stattdessen getan?

Sauer fuhr ich mir durch die Haare. Nun würde sie mir ewig weiter auf der Nase herum tanzen. Vielleicht hatte es aber auch bewirkt das sie jetzt endlich einmal anfing, all das hier zu verstehen. Fest würde ich mich allerdings nicht an diesen Gedanken klammern. Sie war immer zu widerstand bereit.

Für mich mit einer ungewohnten Langsamkeit, ging ich die Treppe nach unten. Von dort aus ging ich nachdenklich nach draußen. Auf dem Hof lief ich in Dauer schleife um zwei Bäume herum und versuchte so einen klaren Gedanken zu fassen. Das war überhaupt nicht so einfach wie ich dachte, denn jedes mal kam Sie dazwischen. Entweder schoss mir ihr Duft vom Fenster nach draußen in die Nase, oder ich konnte sie atmen hören. Hier und da vernahm ich sogar ein paar Worte. Offenbar redete sie mit sich selbst. Das war etwas seltsam, aber auch süß.

Nachdenklich blieb ich stehen und überlegte wie das wohl wäre wen sie mal eine normale Konversation mit mir führen würde, die länger als fünfzehn Minuten dauerte.

Sauer ertappte ich mich dabei wie ich schon wieder über sie nachdachte. Und ich war dabei auch noch in meiner Aktion stehen geblieben. Seit wann konnte ich mich nicht mehr, auf mehr als zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren? Verflucht. Ich brauchte dringend etwas zu trinken. Da bei Vampiren kein Alkohol half, hieß das wohl wieder das ich mir was fangen musste. So konnte ich mich auf etwas anderes Konzentrieren, als auf das kleine Biest oben. Welches es sich wohl gerade im Bett bequem machte. Den ich hörte ganz leise wie das Bettgestell leise quietschte.

Nach dem 'Essen' würde ich mich einfach neben Sie legen. Das war der einzigste Platz im Haus in dem ich mich seit neustem richtig entspannen konnte. Nach Jahren ohne solch ein Gefühl, war es mir unvorstellbar, dieses auf einmal nicht mehr zu haben. Doch heute sollte ich es vielleicht doch lassen. Mal schauen wie ich mich nach dem Blutrausch fühlen würde.

Wen die Person die ich jagen werde, einen ruhigen Charakter hatte, sich während des ganzen entspannte, übertrug sich das ein klein wenig auf mich, wen ich ihr Blut trank. Das konnte ich mir heute eventuell zu nutzen machen.

Kurz musste ich daran denken wie ich ihr Blut getrunken hatte. Der beste Jahrgang den ich je gekostet hatte. Ein grinsen stahl sich auf meine Lippen. Dieses köstliche rosige Blut... Es juckte mich sogar leicht in den Fingern, ihres zu nehmen. Doch so würde ich vermutlich nur wieder eine Barriere zwischen uns errichten.

Plötzlich stieg mir ein anderer Geruch in die Nase. Er war nicht ganz so herrlich wie Sky's, ließ mich aber auch meine Schritte beschleunigen. Sofort machte ich mich daran, diesen Geruch zu verfolgen. Wie ein Raubtier schoss ich durch den Wald hindurch. Steine, Stöcke, Äste schossen an mir vorbei. Dennoch sah ich alles scharf. Wie immer.

Nach einigen Augenblicken, erblickte ich sie Gestalt einer Frau. Meiner Meinung nach war sie einfach nur durchschnitt. So wie die meisten anderen auch. Scheinbar war sie gerade dabei Blumen oder so einen Scheiß zu pflücken. Ohne das sie überhaupt reagieren konnte, stürzte ich mich auf sie.

Ihr Geschrei nervte und langweilte mich. Da machte ich keinen langen Prozess. In wenigen Minuten war sie blutleer. Ausgesaugt.

Die Leiche warf ich mir über die Schultern und rannte damit weg. Ich hatte meinen Platz wo ich sie hinbrachte. Wo ich sie alle hinbrachte. Ohne das sie mir gefährlich werden konnten, indem sie jemand fand.

Kurz gesagt, sie lagen 20 Meter vergraben unter der Erde. In einem alten Bergwerk, dass über 300 Kilometer von meinem Haus entfernt lag. Niemals würde mich so jemand mit ihnen in Verbindung bringen können. Ich hatte mir zwar geschworen mich unter Kontrolle zu bekommen, aber seit Sie mich nicht ernst nahm, bekam ich dutzende Rückfälle.

Die Leichen in diesem Stollen stapelten sich zu tausenden, bis unter die Decke. Die meisten waren nur noch kahle Totenschädel. Ohne Haut und Knochen. Vier waren noch frisch. Die eine die ich vor knapp vier Stunden getötet hatte, während Sky zu Hause gesessen hatte. Über die Hausaufgaben gebeugt, die sie eh nicht verstand.

Mit einem dumpfen Aufschlag viel die Tote vor meine Füße. Mit denen kickte ich sie geradewegs einen langen Schacht hinunter.

Wenn sie bereit war auf mich zu hören, würde ich dieses ganze verfluchte Ding in die Luft jagen. Dann brauchte ich es nicht mehr. Hoffte ich zumindest.

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