Kapitel 77

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Erschöpft blinzelte ich einige male. Mein Geist schien wieder gefestigt und mit meinem Körper vereint. Die Schwerelosigkeit meiner selbst war verschwunden. Ich konnte meine Hand und meine Füße bewegen. Viel besser noch. Ich konnte sie nach einer Unendlichkeit wieder spüren!
Ein windzug, vermutlich von einem Fenster ausgehend, ließ mich zusammen fahren und sorgte dafür das ich erneut blinzeln musste.
Als meine Sicht langsam wieder schärfer wurde erblickte ich die grün und brauntöne an die ich mich geklammert hatte.
Die besorgten blauen Augen mit den leicht zerzausten braunen Haaren.
Genau so musste auch Dornröschen erwacht sein. Mit dem Blick hinauf in das Gesicht des geliebten.
Meine Stimmbänder brannten als ich zum Reden ansetzte.

"Shhht." Die Rauheit in seiner Stimme erschreckte mich. Er klang abgekämpft. Gestresst. Gerade so als ob er Tage lang kein Auge zugetan hätte.
Insgesamt betrachtet sah er ziemlich fertig aus. Ich bildete mir sogar ein, das ich in seinem aufeinmal so blassen Gesicht, Schatten unter den augen sah.
Als ich mich etwas aufrichtete bemerkte ich das leichte zittern das seinen Körper umfing.
Besorgt fragend sah ich ihn an "Geht es dir gut?". Seine Augen schienen auch so blass wie sonst nie. Sonst glühten sie regelrecht. Und nun starrten sie mich einfach nur fassungslos, ja fast schon gespenstisch an.

"Jason...?" Zum ende hin wurde neine stimme immer gedämpfter. Konnte es sein    dass...?

"H..h..hast du Hunger?" Ich ertappte mich dabei wie ich meinen Hals umfasste.

Urplötzlich schoss er nach vorne. Das Bett knarzte und wackelte kurz.
Dann schloss er mich in seine Arme.
Den Kopf in meiner Halskuhle vergraben, die Hände um meinen Körper geschlungen, wie eine Boa um ihre Mahlzeit.
Als ich mich von der überraschenden Reaktion etwas erholt hatte, bemerkte ich das er (konnte es tatsächlich sein?) leise schluchzte. Je mehr ich die Berührung zu ließ, desto heftiger wurde sie. Immer weiter verstärkte er seinen griff. Gerade so als hätte er mich verloren gehabt.
Erst langsam fing ich an auch den Rest der Umgebung wahrzunehmen, nicht nur seine Atemzüge oder seinen Geruch oder Körper,  sondern ich erkannte auch die Blaue Zimmerdecke auf der auffällige goldene Verzierungen angebracht waren. Ebenso erfasste mein Blick die gegenüber liegende Wand. Dort waren zahlreiche Pflanzen aufgereiht. Jede unterschiedlichen Aussehens und Größe. Die Wand schien in einem komischen dunkel rot aus der barrockzeit zu entspringen und das Bett auf dem ich lag hatte lange hölzerne Gestelle die hoch zur Decke ragten.
Auf den ersten blick schien es wirklich als würde in diesem ganzen Zimmer kein einziges teil wirklich gut zusammen passen.
Doch auf dem zweiten sah zwei die perfekter gar nicht zueinander passen könnten. Die füreinander geschaffen waren.
Mich und den gutaussehenden Vampir der mich beinahe erwürgte.
Hastig tippte ich ihn an. Er brauchte eine weile bis er reagierte. Nur langsam nahm er den kopf hoch und blickte mir ins Gesicht.
Als er erkannte das er mich beinahe eigenhändig erwürgt hätte, ließ er mich los. Wenn auch etwas widerstrebend. Das konnte ich ihm ansehen. Das ihm das ganz und gar nicht zu passen schien.
Und ich hatte recht. Keine zwei Sekunden später zog er mich auf seinen schoss. Hinein in seine Arme, die er dieses mal zu meinem Glück wesentlich lockerer hielt.

"Ich dachte ich hätte dich verloren." Murmelte er mit den Lippen gegen meinen Hals. "Ich dachte ich würde das hier nie wieder tun können." Ein Kuss, federleicht, landete auf meinen Lippen.
Während er mich einfach nur festhielt und da saß dachte ich über seine Worte nach.
Was sollte das heißen er dachte er habe mich verloren? Ich hatte doch höchstens einen Tag in dieser seltsamen Schwerelosigkeit verbracht.
Er schien meine Verwirrung zu bemerken.

"Sky, du hast fast 12 Tage geschlafen. Wobei man es auch einfach eine Art koma hätte nennen können. Du hast dich nicht gerührt, kaum geatmet... Es war grauenvoll. Und du machst dir sorgen um mich..." 12 Tage? Ich war entsetzt. 12 Tage hatte ich mich durch dieses seltsame Labyrinth aus Tunneln und Farben gekämpft? Wie konnte das sein? Augenblicklich verharrte ich wie erstarrt in seinen Armen. Warum? Was war passiert das es soweit gekommen war? Ich konnte mich nicht erinnern. Nur noch das ich gegen eines dieser Biests gekämpft hatte und es getötet hatte. Worauf ich gerade sehr stolz und gleichzeitig traurig war. Ich hatte ein Lebewesen getötet. Normalerweise tat ich keiner fliege etwas zu leide. Das bestürzte mich nun sehr.

Aber was war dann passiert? Ich war ohnmächtig geworden kurz nachdem jemand uns zur hilfe geeilt war. Also warum war ich in diesem Zustand gewesen? Und das so lange?
Es ganlb nur einen den ich fragen konnte, doch er war wohl gerade nicht dazu in der Lage. Er war zusehr damit beschäftigt mich zu halten, zu küssen, mir über Rücken und Haare zu fahren.
Es machte auf mich leicht den Eindruck als wäre er süchtig.
Nach mir.
Als würde er sich nach mir verzehren, es aber nicht zulassen. Zumindest nicht alles. Mir kamen Bilder und Ideen was ich nun am liebsten nach all diesen Tagen mit ihm tun würde, da wurde mir klar wie stark unsere Verbundenheit eigentlich war. Außerdem erkannte ich wie schwer es für ihn gewesen sein musste. Und es auch immer noch war, da er sich mehr als nur zurück hielt.
Nach nur 12 Tagen konnten wir nicht nur noch eine Sekunde mehr ohne den anderen sein.
Wir hatten soviel gemeinsame Zeit verschwendet.
Es war unfassbar, dass wir uns jetzt endlich wieder nahe sein konnten.
Mann konnte es ihm ansehen, selbst ein fremder würde es erkennen wie sehr er gelitten hatte unter meiner 'Abwesenheit'.
Fürsorglich, fast schon zu liebevoll fuhr ich seine Gesichtspunkte nach. Ich wollte nicht das es ihn schlecht ging. Und es machte mich traurig das ich nicht schon früher etwas hatte dagegen unternehmen können.

Gerade als ich einen seiner hunderttausend küsse erwidern wollte, klopfte es an die Tür.
Ich sah das er sich schnell zusammenriss. Anschließend räusperte er sich und Antwortete mit gefertigter stimme, dass man hereinkommen dürfe.
Kurz darauf schwang die schwarze Tür mit einem knarzen auf. Und eine mir bekannte Person betrat den Raum.

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