Neuanfang

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Ich spürte wieder etwas. Ein Kribbeln. Ein seltsames Gefühl in meinen Fingerspitzen. Wie als wenn meine Finger eingeschlafen wären und nun erwachten.
Ein seltsames Gefühl der Leichtigkeit umfing mich. Ein Wimpern schlag eines sekündlich dahin gerafften Lebens.
Was war das?
Das prickeln in meinen Fingern erreichte meine Hände. Meine Arme, den Bauch und schlussendlich meine Füße. Am liebsten hätte ich mich aufgerichtet um dieses seltsame Gefühl, diesen Zustand, abzuschütteln, doch es gelang mir nicht.
Zwar spürte ich das mein Körper da war, das zu mir gehörte, jedoch konnte ich kein Teil von diesem bewegen.
Während ich da lag, überlegte wie ich das prickeln abschütteln konnte vernahm ich nur undeutlich das gemurmel von Stimmen. Sie klangen wie unter Wasser. Wie Kilometer weit weg und brachten einen unangenehmen Druck auf meine Ohren, der mich meinen eigenen Puls wahrnehmen ließ. Rauschend, laut, unerträglich nervtötend. Könnte ich die Hand rühren würde ich mir die Hände auf die Ohren legen.
Könnte ich überhaupt etwas tun.
Ich sah nicht.
Ich sprach nicht.
Ich hörte nicht.
Ich bewegte mich nicht.
Ich fühlte nicht.
Das einzige was noch einigermaßen funktionierte schien mein Verstand.
Ohne Zeitgefühl irrte ich in einer Düsteren Landschaft aus Nichts umher. Fragte mich die belanglosesten Sachen um mir die Zeit zu vertreiben. Machte mor Gedanken über den Sinn des Lebens, wobei ich zu dem Entschluss kam das es wohl keinen mehr gab. Zumindest nicht für mich. Hatte ich doch die einzige Person verloren die es vermocht hätte mein Leben erträglich zu machen. Es auszufüllen.
Ich konnte meine Kurzschluss Reaktion selber noch nicht fassen. Geschweige den nachvollziehen.
Jetzt wo ich genügend Zeit gehabt hatte in dem schwarzen Nichts darüber nachzudenken, würde mir erst klar das ich mit meiner Tat nicht nur mich in Gefahr gebracht hatte. Auch alle anderen.
Vor allem eine Person. Eine der ich dies niemals hätte antun wollen.
Wo hatte der Sinn darin bestanden?
Ich verwinkelte mich in meinen Gedanken, schuf ein Labyrinth aus Gabelungen und Verästelungen. Jeder Gedanke schien einen neuen hervorzurufen der komplexer als der vorherige schien.
Die Zeit in dieser Schwärze schien nicht vergehen zu wollen. Das prickeln wurde nach einiger Zeit unangenehm. Belastend.
Bis es sich in einen neuen Schmerz verwandelte den ich zuvor noch nie erfahren hatte. Ein brenne und stechen in meinem Brustkorb, die sich anfühlten wie Tausende Schnitte. Sie gingen nur durch Mark und Bein. Wortwörtlich. Schienen meine Eingeweide zu zerreißen. Diese Dimension an Schmerz grenzte Folter. Nicht nur körperlicher, nein auch seelischer. Ich konnte weder schreien, noch mich währen. Nicht auf mich aufmerksam machen oder den Schmerzen vertreiben.
Je länger der Schmerz anhielt, desto mehr zermürbte er meinen Geist und Verstand.
Ich betete dafür dass niemals jemand anders solche Schmerzen erleiden musste. Niemand hatte das verdient. Schon gar nicht ich. Also wieso traf es mich?

Ich hatte das Gefühl das Tage verstrichen waren. Tage in denen ich die höllischsten Schmerzen durchmachen musste die mein Verstand jemals gespürt hatte. 

Und dann, ein Lichtstrahl. Ohne darüber nachzudenken folgte ich ihm. Die Schmerzen hatten nachgelassen, waren fast vollkommen verschwunden. Ich spürte lediglich nur noch ein leichtes ziehen in der Brust. Meine Lungen zogen sich zusammen, suchten nach Luft was augenblicklich dazu führte das ich danach schnappte. Mein Mund zog den Sauerstoff augenblicklich ein, so das sich meine Lungen entspannen konnten. Mein Blickfeld flackerte. Farben tauchten vor meinem Auge auf die langsam an Kontur gewannen und sich zuordnen ließen. Mein Blick war an die Decke gerichtet von der offenkundig irgendwelche Wurzeln und Pflanzen baumelten. Stöhnend versuchte ich meinen Kopf zu bewegen oder meine Hände die langsam aus ihrer Taubheit erwachten. Leicht hustend versuchte ich mich aufzusetzen. Erhielt auch sofort Unterstützung. Jemand hatte die Hände an meinen Rücken gelegt und drückte mich leicht hoch. Wieso fühlte ich mich so erschöpft? Das musste an den Schmerzen liegen dich mich so gequält hatten. 

Aber das beste was ich in diesem Moment war nahm war eine Wärme die nur seine Nähe ausstrahlen konnte. Er war noch da. Er war geblieben obwohl ich...Moment! Panik erfüllte mich. Ich war tot. Ich hatte mich doch selber erdolcht. Hieß das dass er etwa auch...? Ich konnte gar nicht darüber nachdenken. Tränen schienen in meine Augen zu schießen, die sofort anfingen zu brennen. Mein Herz leistete ihnen Gesellschaft. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Mir wurde schlecht. Konnte man im Himmel kotzen? Ich war mir unsicher. Vielleicht war ich aber auch wieder erwarten in der Hölle gelandet. Selbstmord und so weiter. Aber wenn er hier war musste es doch der Himmel sein? Mann war ich verwirrt. Mein Schädel fing in eben diesem Moment an zu brennen. Stiche jagten durch meine Schläfe. Zittrig hob ich eine Hand um diese zu massieren. 

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