Kapitel 2

17K 638 57
                                    

3.Wochen später, den Kerl hatte ich bereits vergessen.

Gelangweilt saßen wir in der Klasse und lauschten unserem Lehrer. Mathe, schon wieder und dann auch noch bei diesem Lehrer. Ich muss zugeben, ich hasste Mathe nicht, nur den Lehrer. Wie er erklärte. Da blickte ich einfach nur schwer durch. Gerade nahmen wir irgendwelche Sonderfälle von Ableitungen und Polynomdivision durch, als es zu meiner und aller Erleichterung an die Tür klopfte und Frau Benson herein kam.
Sie war unsere Geschichtslehrerin und gleichzeitig unsere Vertrauenslehrerin. So gut wie jeder konnte sie gut leiden.
Der Rest hatte halt Pech. Den sie war echt sehr nett. Im Sommer bekamen wir Eis, im Winter Schokoladenmänner und zu Ostern Schokoladenhasen. Außerdem konnte man mit ihr gut reden. Sie hörte unsere Probleme an und fand immer eine Lösung.

Also auf jeden Fall ging sie jetzt zu Herrn Kuns und beredete leise etwas mit ihm. Daraufhin nickte dieser und sie verließen beide den Klassenraum. Neugierig blickte ich ihnen hinter her.
Als die Tür dann ins schloss fiel konnte es sich Tom, unser Klassenclown, natürlich nicht nehmen einen pfiff den zwei Lehrern hinterher zu stoßen.
Natürlich fanden das alle mega lustig. Ich hingegen verdrehte nur meine Augen, und versuchte mich auf den Anschrieb an der Tafel zu konzentrieren, damit ich wenigstens etwas verstand. Nach zehn Minuten gab ich dann doch genervt auf, unser Lehrer war immer noch nicht zurück. Da konnte man ja wirklich auf krumme Gedanken kommen, wenn man so darüber nachdachte. Offenbar sah der Rest meiner klasse das genauso, den Tom machte sich gerade mal wieder darüber Lustig.
Er labberte irgendetwas von wegen "treiben", wobei er das treiben seltsam lang in die Länge zog, und vollführte dabei grinsend gewisse Dinge die von den anderen mit lautem Gegröle begrüßt wurden. Ich muss zugeben es war etwas lustig, allerdings aber auch ziemlich pervers. Als er es dann tatsächlich zu weit trieb, schaltete mein Kopf gnädigerweise ab.
Ich weiß nicht wie lange wir eigentlich nur da saßen und überhaupt nichts machten, bis Herr Kuns wieder in die Klasse kam und wie gewohnt (ohne auf Tom's Kommentare zu reagieren) weiter mit dem Unterricht machte.
Okaaay?
Als wir alle keine Ruhe gaben, herum lärmten, vor allem Tom, gab es Herr Kuns schließlich doch auf. Nach dem zehnten Mal "Ruhe Bitte!" Erbarmte er dich dann auch mal. Er brummte "Macht doch alle was ihr wollt." Was sollte das denn jetzt. Ich meldete mich.

"Herr Kuns. Ist alles okay?" Er wirkte etwas verwirrt. Vielleicht auch besorgt. "Ja."

"Verzeihen Sie, aber das sieht nicht so aus. Ist etwas passiert?" Der Lehrer seufzte tief und sah nachdenklich aus dem Fenster. Was hatte er nur? Schnell brachte ich die Klasse zum schweigen als ich Tom bedeutete die klappe zu halten. Er sah mich an, dann unseren Lehrern. Langsam merkte jeder im Raum das etwas nicht stimmte.

Natürlich versuchten wir etwas heraus zu finden. Doch er machte zunächst komplett dicht. Aber auf das ständige fragen der ganzen Klasse und unser Gejammer gab er nach und erklärte knapp das einer unserer Mitschüler vermisst wurde und das eine weitere Frau gefunden wurde.
Okay, das war in letzter Zeit doch etwas zu viel. Ich verdrängte meine Gedanken zu diesem Thema und folgte wie die anderen wieder dem Unterricht. Der nun ziemlich still ablief.

Nach Schulende ging ich wie gewohnt nach Hause, nachdem der Rest des Schultages normal abgelaufen war. Ich freute mich schon auf morgen. Wieder diese ganze Prozedur. Ätzend!
Zu Hause angekommen, machte ich mich zunächst daran etwas zu kochen, dann an die Hausaufgaben. Kurz nach fünf dachte ich dann ich könne ja mal draußen spazieren gehen. Also machte ich mich fertig und ging in den Park.

Ich weiß nicht wie lange ich ziellos dort umher spazierte und einfach nur alles auf mich einwirken ließ. Es tat gut, entspannte mich, brachte mich zur ruhe. Schließlich steuerte ich auf eine Bank zu um mich hinzusetzen. Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen. Das tat wirklich mal gut, zumindest solange bis ich spürte das sich jemand neben mich setzte. Was soll das? Hier gibt es doch noch bestimmt genug freie nicht belegte Plätze. Wütend drehte ich mich zu dieser Person um. Ich wollte doch nur mal alleine meine ruhe haben. War das zuviel verlangt? Und kaum war mein Blick zur Seite gehuscht, da machte es *klick* und ich fing an die Person zu erkennen. EHRLICH JETZT? Nicht der Typ. Verfolgte er mich etwa? Nein quatsch, ich meine das ist doch lächerlich oder? Das bildete ich mir doch nur ein. Hoffentlich! Aber da ich mir dann doch bei alledem überhaupt nicht sicher war, sprang ich auf um woanders hin zu gehen. Aber kaum das ich aufgestanden war, da spürte ich wie er mich am Handgelenk packte und festhielt. Was...???

"Lass mich los!" keifte ich entsetzt und versuchte mich loszureißen, doch er hielt mich fest. Meine F***e, war der stark!

"Lass mich los!" schrie ich erneut, doch er lachte bloß während sein griff sich nur weiter versteinerte. Scheiße! Wie wild begann ich an meinem Arm zu reißen und ihn heraus zu drehen. Auch vergebens. Er zerrte mit einem plötzlichen Ruck an meinem Handgelenk, so dass ich zu ihm gezogen wurde und ungelenk auf seinem Schoss landete.

"Lass mich los!" schrie ich mittlerweile schon zum dritten Mal.

"Verdammt! Was soll dass? Was willst du?" fragte ich während ich mit meiner freien Hand versuchte ihn zu schlagen. Doch er lachte nur. "Das wirst du bereuen, ich schwöre, ich hacke dir eigenhändig die Finger ab, wenn du mich nicht sofort loslässt!"

"Du bist Vorlaut!" Was? War dass, das einzige was ihm gerade einfiel? Wütend machte ich mich bereit, tief die Luft einzusaugen, damit ich möglichst viel davon hatte um laut genug zu schreien. Okay, auf drei! 1...2...und 3.

"HILFE, HILFE, HI..." Blitzartig schoss seine Hand hervor und legte sich auf meinem Mund.

"Mmmmhhh!" langsam wurde ich panisch und ich spürte das es nicht mehr lange dauern würde bis mir die erste Träne die Wange herunter laufen würde. Ich spürte wie sich langsam das Adrenalin in mir sammelte, in meinen gesamten Körper floss, Stück für Stück, bis in meine Fingerspitzen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und bis diesem Freak in die Hand.

"Au!" machte dieser nur verdutzt und ließ mich für den Bruchteil einer Sekunde los, sofort nutzte ich die Chance, sprang auf und rannte einfach los. Mein Atem kam nur stoßweise aus mir heraus. Was sollte das? Meine Schritte knirschten über den Schotter, zum Glück nur meine. Mein Kopf wandte sich wie von selbst nach hinten um nachzusehen ob ich verfolgt wurde. Nein, gut. Konnte man bei so etwas anzeige erstatten? Was war in letzter Zeit in dieser Stadt bloß los? Verdammt, ich wünsche mir niemals mehr das etwas passieren soll. Offenbar war ich außer Gefahr, den er schien mir nicht zu folgen. Und trotzdem hatte ich dieses seltsame Gefühl in meinem Bauch. Wie zur Bestätigung stolperte ich in diesem Moment über irgendetwas seltsam geformtes und viel zu Boden. Ein stechender Schmerz machte sich sofort in meinem Bein breit.

"Aua!" langsam versuchte ich mich wieder aufzurichten. Es schmerzte aber es ging. Verwirrt blickte ich nach unten um zu sehen über was ich gestolpert war. Ein Schuh? Mein Blick glitt an dem Fuß nach oben, der logischerweise in dem Schuh steckte. Oh nein! Nein, nein, nein! Bitte nicht! Mein Blick wanderte langsam Stück für Stück immer weiter nach oben, bis er schließlich an einem Gesicht mit einer schwarzen Sonnenbrille hängen blieb. Seine Hände schossen hervor und packten grob meine. Er zog mich nach oben, dann hielt er mich mit einer Ellenbogen Länge Abstand vor sich fest. Natürlich zappelte ich und versuchte mich loszureißen.

"Hilfe!" kreischte ich meine Panik war gar nicht zu überhören. Doch seine Reaktion kam natürlich prompt. Erneut presste er mir seine Hand auf den Mund, um mich am schreien zu hindern. Jetzt hatte ich wirklich Panik. Wie war er so schnell vor mich gekommen? Ich hatte nicht gesehen das er mich überholt hatte. Das war doch einfach nicht möglich. Oder doch? Und wie ich so darüber nachdachte kamen mir die Tränen.

"Das war aber nicht sehr nett!" tadelte mich dieser Type, was wohl eine Anspielung darauf sein sollte, dass ich ihn gebissen hatte. Meine Beine zuckten hin und her bei den kläglichen versuchen mich frei zu strampeln. Wieso hilft mir den keiner? Irgendwer muss doch hier sein.

"Du dachtest wohl dass du mich abhängen kannst, aber so schnell wirst du mich nicht mehr los!". Ach ja? Das werden wir ja noch sehen! Durch eine unbedachte Bewegung meinerseits, kam ich gegen seine Sonnenbrille. Sie verrutschte nur minimal, dennoch erkannte ich das seltsame leuchten darunter. Dass konnten doch unmöglich seine Augen sein. Entsetzt starrte ich dorthin, selbst als er schon längst wieder seine Brille gerichtet hatte. Für einen Augenblick verstärkte sich der Druck um mein Handgelenk, sodass ich mir auf die Zunge beißen musste um nicht aufzukeuchen. Kurz darauf packte er mich und ich wurde durch die Luft geschleudert, offenbar lag ich nun über seinem Rücken. Ohne Vorwarnung rannte er schließlich los. Meine Lunge wurde unangenehm aufeinander gepresst und Schwindel Gefühle machten sich in mir breit. Das letzte woran ich mich erinnerte war dass wir ungewöhnlich schnell an allem vorbei rauschten. Dan wurde mir schwarz vor Augen, mein Körper erschlaffte und jeder widerstand ließ nach.

House of VampiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt