Kapitel 22

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Markus Steel
By LuanaWhite

Ich parkte mein Auto vor Kion's Bungalow und war nervös. Ich hatte lange und viel nachgedacht und es war Zeit dass wir uns endlich richtig aussprachen. Er war immerhin mein ältester Freund und sowas wie ein Bruder für mich.

Ja, ich war immer noch verletzt dass er mir so viele Jahre die Wahrheit verschwiegen hatte, aber wenn er mit diesen Gabriel glücklich war, dann wollte ich mich für ihn freuen und ich wollte Gabriel auch kennen lernen.

Ich hatte mich nicht angekündigt aber das war ja nicht so tragisch. Kion's Auto stand in der Einfahrt also war er bestimmt zu Hause. Doch als ich gerade aus meinen Auto stieg, parkte auch ein anderes neben meinen und durch die Fensterscheibe erkannte ich Kion's Freund.

"Hallo Markus, schön dich zu sehen. Kion wird sich sehr freuen dich zu sehen." begrüßte Gabriel mich mit einem freundlichen Lächeln, nachdem auch er ausgestiegen war.

Ich hätte nicht gedacht dass Gabriel mich so freundlich begrüßen würde nach unserem letzten Treffen, wo ich alle ja regelrecht raus geschmissen hatte. Aber es zeigte dass er einen starken und guten Charakter hatte. "Hallo Gabriel. Ja, ich denke es ist schon höchste Zeit und ich schulde euch beiden eine Entschuldigung. Ich weiß, dass ich überreagiert habe." gab ich zu.

"Ich will ehrlich zu dir sein, Markus. Kion war am Boden zerstört gewesen nach deiner Reaktion, weil er all die Jahre genau davor Angst hatte. Es ist eben ein großer Schritt.

Und du bedeutest ihm sehr viel, du bist wie ein Bruder für ihn. Ich kann verstehen, dass du enttäuscht gewesen warst, weil er so lange geschwiegen hatte, aber deine Reaktion war wirklich schrecklich für uns alle gewesen, auch Samara und mich. Aber ich finde es gut, dass ihr das nun klären wollt. In einer Familie hält man immerhin zusammen." erklärte Gabriel sanft und sperrte die Haustür auf.

"Kion? Besuch ist für dich da!" rief der Dämon. Ich nickte Gabriel zu und wunderte mich dass er bereits einen Hausschlüssel hatte. Es musste zwischen den beiden wohl ernster sein als ich dachte. Wohnte er etwa bereits hier?

Dann kam Kion auch schon aus dem Wohnzimmer zu uns und er sah mich sehr überrascht an, als er mich erblickte. "Markus?" fragte er perplex und Gabriel gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Ich musste mich daran wirklich erst gewöhnen, dass die beiden ein Paar waren.

"Ähm ja. Ich bin hier um mit dir zu reden. Mit euch beiden. Sollen wir uns vielleicht setzen?" fragte ich und Kion nickte und wir gingen zusammen ins Wohnzimmer, wo Gabriel Kion's Hand in seine nahm. Man sah, wie wichtig mein Freund ihm war.

Als wir Platz genommen hatten, wurde es zunächst still und ich sah kurz zu Kion's und Gabriel's Hände. Es würde wohl eine Weile dauern bis ich mich daran gewöhnt hatte, dass mein bester Freund einen Mann liebte.

"Okay, also es tut mir leid. Wirklich. Wie ich reagiert habe. Naja es hat mich verletzt. Ich hatte gedacht wir würden uns alles sagen können, Kion. Aber dass du so lange ein Geheimnis vor mir hattest, hat mich sehr sehr getroffen." gab ich ehrlich zu.

Kion seufzte etwas länger aus und sah mich mit gequälten Blick an. "Ich weiß, Markus. Ich hatte einfach so große Angst. Ich weiß wie wichtig es dir immer war dass wir Hexen finden um unsere Aufgabe als Dämonen zu erfüllen. Ich wollte nicht dass du enttäuscht von mir bist." antworte er mir.

Ich schüttelte meinen Kopf und sah Kion ernst an. "Kion, ich wäre nie enttäuscht weil du einen Mann liebst. Gabriel scheint dir wirklich gut zu tun. Ich wollte immer nur dass du glücklich bist. Ich war enttäuscht weil du... Weil du es mir nicht gesagt hast. Weil du mir anscheinend nicht genug vertraut hast." erklärte ich bitter.

"Das hat mit seiner vergangenen Erfahrung zu tun, Markus. Aber das sollte Kion dir lieber selbst erzählen. Er wollte dir all das nicht verheimlichen. Er hatte einfach Angst, was verständlich ist.

Aber klärt das in Ruhe. Ich sehe mal nach Leana." erklärte Gabriel und gab Kion einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er und allein ließ.

Vergangene Erfahrung? Meinte Gabriel etwa dass Kion schon mal mit einem Mann zusammen gewesen war? Und wer war Leana? "Wer ist Leana?" erkundigte ich mich.

"Samara's Cousine. Sie macht gerade eine schwere Zeit durch und wohnt vorübergehend hier." erklärte Kion und ich nickte verstehend. Das bedeute dass nun zwei Hexen hier waren auf die er und Gabriel aufpassen mussten und dafür hatten sie meinen tiefsten Respekt.

"Markus, ich habe dir immer vertraut, wirklich. Du bist meine Familie. So war es und so wird es immer sein. Und Gabriel hat recht. Der Grund warum ich so lange geschwiegen habe liegt in der Vergangenheit." begann Kion zu erklären und ich hörte ihm aufmerksam zu. Jetzt war ich aber gespannt.

"Du erinnerst dich noch bestimmt an den Kampf mit den Gargoyles, und dass sich ein Mensch mit ihnen zusammen getan hatte um uns zu vernichten. Bevor das alles passiert war, war ich mit diesem Menschen zusammen gewesen. Er war meine erste große Liebe. Und ich habe ihm die Wahrheit erzählt.

Aber er hatte Angst bekommen und sich gegen mich gewandt. Ich war am Boden zerstört, wie du dir vorstellen kannst. Ich habe gegen sämtliche Regeln verstoßen, weil ich mich verliebt hatte. Dieser Kampf war allein meine Schuld gewesen. Es tut mir so leid. Deswegen wollte ich es für mich behalten, weil ich dachte ich würde nie wieder die Liebe finden.

Ich würde eine Hexe finden um meine Pflicht zu erfüllen und meine Fehler wieder gut machen. Das ist mir mit Samara auch gelungen aber dann ist Gabriel aufgetaucht. Ich konnte nicht mehr länger schweigen."

Ich stand auf und raufte mir meine Haare. Das, was Kion mir da erzählte, war wirklich eine traurige Geschichte. Ich hatte keine Ahnung gehabt. Kion hatte so lange diese schwere Last mit sich getragen und sich nie jemanden geöffnet. Ich konnte es jetzt verstehen.

Sein gebrochenes Herz, sein Schweigen. Seine Schuldgefühle. Der Mensch war in dem Kampf immerhin auch gestorben und Kion hatte das mit angesehen. Ich konnte nun nicht mehr anders als meinen Freund in meine Arme zu ziehen und ich konnte hören wie er zu weinen anfing.

"Oh Kion. Es tut mir so leid. Ich wünschte du hättest es mir damals gesagt. Ich wäre doch für dich da gewesen, du hättest das nicht völlig alleine durchmachen müssen. Aber ich verspreche dir eines, ich werde immer dein Bruder bleiben. Deine Familie. Egal was passiert ist oder was noch passieren wird. Versprich mir von nun an ehrlich zu sein und mich wieder an deinem Leben teilhaben zu lassen, okay?" redete ich ihm sanft zu und Kion nickte, während er weiter weinte.

"Ich verspreche es Markus." schluchzte er an meiner Brust und ich streichelte über seinen Rücken und so blieben wir eine Weile einfach stehen. Eine Familie zu sein bedeutete nicht nur bei guten Dingen da zu sein, sondern auch bei den Schlechten. Vor allem da brauchte man seine Familie. Und eine Familie verzieh. Wir machten schließlich alle mal Fehler und niemand war perfekt.

Witches&Demons - Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt