Kapitel 92

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Dary Buckley
By LuanaWhite

In den folgenden Tagen begann Lilly ihr Hab und Gut in Kisten und Koffern zu packen. Die Meisten dieser Dinge befanden sich in ihrem Zimmer, aber nicht alles. Es gab etwas, was ich ihr noch schenken wollte, aber das würde ich ihr heute Abend geben, denn jetzt hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Ja, das klang irgendwie seltsam.

Ich hatte noch nie zuvor ein solches Gespräch geführt, da ich in der Firma meines Vaters als Finanzchef gearbeitet hatte, seit ich das Studium abgeschlossen hatte und auch davor war ich ebenso für ihn beruflich tätig gewesen. Es war auch eines der Dinge, die nicht zu diskutieren gewesen waren und ich keine Wahl gehabt hatte.

Aber das hatte sich geändert, als ich Lilly die Wahrheit über unsere Bindung erzählt hatte und Vater sagte ich wäre eine Schande. Wenn ich die Ehre unserer Familie so in den Dreck ziehen würde, dann wäre ich nicht mehr Teil von der Familie und somit flog ich auch aus der Firma.

Es tat weh, dass mich Vater sozusagen verstieß, aber irgendwie fühlte ich mich das erste Mal in meinen Leben frei. Ich konnte mir nun, ebenso wie meine ehemalige Hexe, ein eigenes, unabhängiges Leben aufbauen, zusammen mit Ariel. Deswegen betrat ich nun das große Gebäude in der der Verlag Franklin Publishing zu Hause war und fuhr mit dem Aufzug nach oben in die Chefetage.

Eine reizende, junge Frau mit dunklen Haaren begrüßte mich und führte mich zu dem Büro des CEO, Jaxon Franklin. Und ja, irgendwie war ich jetzt ein wenig nervös. Als ich den Raum betrat, saß ein Mann mit blonden Haar und Anzug hinter seinem Schreibtisch und schien in ein Telefonat vertieft zu sein. Jedoch winkte er mich dennoch zu sich.

"Setzten Sie sich gerne schon mal." bat der CEO mich und konzentrierte sich wieder auf das Telefonat. "Nein Jeffry, wir bleiben bei dem PR Plan. Wir können nicht ständig alles wieder auf den Haufen werfen und neu anfangen. Wir haben auch noch andere Projekte. Ja... danke. Ok, halte mich auf dem Laufenden." erklärte er und legte schließlich auf.

Entschuldigend lächelte Mr Franklin mich an. "Entschuldigen Sie. Heute geht es drunter und drüber. Viele Buchveröffentlichungen stehen gerade an. Nun gut. Also erstmal herzlich willkommen Mr Buckley, mein Name ist Jaxon Franklin. Ich habe bereits einen Blick über ihre Bewerbung geworfen und muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin.

Sie haben in der Firma ihres Vater beeindruckende Arbeit geleistet und haben durch die Zeit wo Sie dort gearbeitet haben, bereits zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Was verschlägt Sie nun in die Verlagswelt?" begann er unser Gespräch.

Ich versuchte mich an einem freundlichen Lächeln und wollte so ehrlich sein wie es ging. Aber irgendwas an diesem Mann kam mir... vertraut vor? War er ein Dämon? Aber selbst wenn spielte es keine Rolle. Ich war hier wegen des Jobs. "Nun, ich möchte mir eine eigene Existenz aufbauen. Die Firma meines Vaters war ein Familienunternehmen und ich hatte nicht wirkliche eine Wahl was meinen beruflichen Weg angeht.

Als ich erfahren habe dass sie in meinen Bereich jemanden suchen, wollte ich die Chance nicht verstreichen lassen. Sie haben meinen größten Respekt, was sie hier aufgebaut haben ist unglaublich, und es wäre mir eine Ehre meinen Teil dazu beizutragen." erklärte ich professionell.

Mr Franklin nickte und schien ein wenig nachzudenken. "Ich möchte vollkommen ehrlich zu Ihnen sein. Als ich mir alle Bewerbungen angesehen habe, war wirklich Ihre die herausragendste. Als Leiter des Finanzbereiches arbeiten vor allem wir beide sehr eng zusammen. Und ich muss meinem Leiter vertrauen können. Dass Sie ebenso ein Dämon sind, erleichtert auch einige Dinge. Mein Unternehmen ist ja vom Produkt her etwas völlig anderes wie bei Ihrem Vater. Fühlen Sie sich dem gewachsen?" erkundigte er sich weiter und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Ich war mir in vielen Dingen zur Zeit unsicher, aber was den Job anging war ich mehr als sicher. Dies versicherte ich Mr Franklin auch und tatsächlich wollte er mir eine Chance geben und wir vereinbarten ein Probemonat wo ich mich beweisen sollte und wenn alles glatt lief, würde ich eine feste Anstellung bekommen.

Das waren hervorragende Nachrichten und mehr als ich erwartet hatte. Wir unterhielten uns noch ein wenig ehe wir uns mit einem Handschütteln verabschiedeten. Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Kaum ging ich durch die Tür, kamen mir Lilly und Theo entgegen und... erst jetzt bemerkte ich, dass im Flur ihre Koffer standen.

Ich konnte sehen dass Lilly Tränen in die Augen stiegen als sie mich erblickte. "Hey, wie lief dein Gespräch?" erkundigte sie sich als erstes und versuchte sich wohl noch etwas zusammen zu reißen und ihre Tränen zurück zu halten.

Ich hatte gedacht die beiden würden erst in zwei Tagen abreisen. Oder hatte ich es einfach nur verdrängt weil ich diesen Moment so sehr gefürchtet hatte? "Ähm, es lief gut. Ich habe den Job erstmal auf Probe." erklärte ich der Hexe aber war mit meinen Gedanken gar nicht hier.

"Das hört sich gut an. Wo hast du dich denn beworben?" erkundigte sich Theo und ich erzählte ihm dass ich bei Franklin Publishing arbeiten würde, wo er seinen Augen weit aufriss. "Ehrlich? Wow, was für ein Zufall. Jaxon ist der ältere Bruder meines besten Freundes. Er ist kein übler Kerl, wenn man ihn besser kennt." erzählte er mir und das war wirklich ein krasser Zufall. Aber das konnte mich auch nicht ablenken und ich sah wieder zu den Koffern und dann wieder zu Lilly.

Meine ehemalige Hexe nahm meine Hände in ihre und drückte sie fest. "Ich bin mir sicher, dass du den Job bekommst. Du bist immerhin super in deinem Job und eine Bereicherung." meinte Lilly zu mir und begann mich fest zu umarmen.

Auch die Tränen liefen nun über ihr Gesicht. "Ich werde dich schrecklich vermissen. Aber ich wünsche dir alles Gute, für dich und Ariel. Und ich bin mir sicher, dass sie zu dir ziehen wird und ihr werdet glücklich zusammen sein und ich werde dich immer lieb haben, Dary. Vergiss das nie." erklärte sie mir und drückte sich fest an mich.

Jetzt war der Abschied also gekommen. Ich seufzte leise aus und schloss meine Augen, ehe ich Lilly's Umarmung erwiderte und nun ebenfalls mit meinen Tränen kämpfte. "Du gehst also wirklich." flüsterte ich leise und Lilly nickte ohne sich von mir zu lösen und ich konnte sie schniefen hören. Wenn man bedachte wie viel Angst sie vor einigen Monaten noch vor mir gehabt hatte, grenzte es schon fast an ein Wunder wie nahe wir uns jetzt standen.

"Wir werden regelmäßig telefonieren. Das hier ist kein Abschied, kleine Hexe. Es ist ein bis bald, okay?" erklärte ich ihr und nun löste ich mich etwas von ihr und wischte leicht lächelnd ihre Tränen weg. "Aber bevor du gehst, habe ich noch ein Geschenk für dich. Wartet ihr kurz hier?" meinte ich sanft und Lilly und Theo nickten.

Ich eilte schnell hinauf und holte das Bild, welches an dem Tag entstanden war, als unsere Bindung gefeiert worden war. Wir waren zwar beide unglücklich damals gewesen, aber irgendjemand hatte einen Moment eingefangen, wo wir beide gelächelt hatten. Ich fand dieses Bild wirklich schön und es zeigte irgendwie, wer wir beide wirklich waren. Ich seufzte ein weiteres Mal und ging wieder zu den beiden hinunter und überreichte Lilly das Bild.

Es war ein wirklich schwerer Abschied, als Theo und Lilly mit ihren Koffer mein Haus verließen. Es war nicht nur ein Abschied von meiner ehemaligen Hexe und bester Freundin, es war auch das Ende eines Lebensabschnitts. Nun begann für uns beide ein neues Abenteuer, getrennt voneinander.

Witches&Demons - Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt