Kapitel 62

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Sina Tonkin
By LuanaWhite

Mein Boss, Jaxon Franklin, hatte mich gestern Abend angerufen und gemeint, er würde sich die nächsten Tage frei nehmen. Irgendwas wegen seines jüngeren Bruders. Das war schon okay, immerhin hatte er sich auch mal verdient frei zu nehmen. Doch als ich ihn fragte ob ich seine Termine absagen oder verschieben sollte, meinte er plötzlich ob ich sie nicht übernehmen wollen würde! Als seine Sekretärin war ich ja mit allen Dingen vertraut.

Das war wirklich eine Herausforderung, aber auch eine unglaublich große Chance mich zu beweisen und wenn ich meine Arbeit gut machen würde, könnte ich vielleicht auch das ein oder andere Projekt übernehmen. Ich versprach Jaxon ihn nicht zu enttäuschen und tatsächlich lief es gut. Die meisten seiner Partner und Autoren, mit denen ich Meetings hatte, waren positiv überrascht. Zumindest hatte ich den Eindruck. Nur einer wollte nur mit Jaxon persönlich reden und war verärgert. Aber ich bot ihm an wegen eines neuen Termins mich bei ihm zu melden, sobald mein Chef zurück sei, damit war er dann einverstanden.

Mir machte die Arbeit wirklich Spaß und die Zeit verging so wahnsinnig schnell, dass ich gar nicht mitbekam wie spät es schon war. Es war bereits dunkel als ich meine Sachen zusammen packte und mein letzter Bus war bereits vor einer Stunde gefahren. Aber Jaxon hatte mir, solange ich ihn vertrat, seinen Fahrer Zander zur Verfügung gestellt.

Ich wollte etwas frische Luft schnappen, weswegen ich vor dem Bürogebäude wartete. Doch dann kam eine Gruppe von drei Männer direkt in meine Richtung. Dem Anschein nach waren sie auch bedrunken. Aber das war in Chicago zu dieser Tageszeit keine Seltenheit, egal an welchem Wochentag. Bestimmt gingen sie einfach an mir vorbei.

Zunächst machte es auch den Anschein danach, aber dann drehte sich einer von ihnen zu mir. "Hallo Hübsche. So alleine hier? Komm mit uns, dann können wir zusammen Spaß haben." lallte er mir zu und mir wurde ganz komisch. Hoffentlich tauchte Zander gleich auf.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein, ich werde gleich abgeholt." erklärte ich und wollte eigentlich viel selbstsicherer klingen als ich es tat. Aber dann redeten seine Kumpels auch auf mich ein und kamen immer näher. Ich wich zurück, aber dann war mein Rücken an der Gebäudemauer und die Typen begannen mich anzufassen. Einer legte seine Hand an meinen Arm, einer streichelte über mein Haar. Ich wollte das nicht und versuchte ihnen das auch begreiflich zu machen, aber entweder sie wollten mich nicht verstehen oder es war ihnen egal.

Ich bekam immer mehr Angst und Panik, stieß einen von mir weg, aber da packten mich die anderen zwei. Plötzlich tauchte ein vierter, mir unbekannter Mann auf. Es war nicht Zander, aber er schien mir helfen zu wollen, aber hatte er allein gegen drei überhaupt eine Chance?

"Lasst die Frau in Ruhe!" sprach der Fremde mit fester Stimme, doch die Typen lachten nur verächtlich und begannen ihn zu umkreisen. Oh nein. Und dann begannen sie zu kämpfen, jedoch gewann der Mann, der mir zur Hilfe gekommen war, sofort die Oberhand und nahm die Mistkerle regelrecht auseinander.

Ich konnte gar nicht glauben was ich da sah. Der Unbekannte machte die betrunkenen Typen richtig fertig, als wäre er ein Profikämpfer. Das war unglaublich. Dennoch liefen einzelne Tränen meine Wangen hinab. Nicht auszumalen was passiert wäre, wenn er nicht aufgetaucht wäre und dann hauten die Mistkerle, nachdem sie einige Blessuren kassiert hatten, einfach ab. Doch mein Retter schien keinen einzigen Kratzer abzubekommen haben.

Er kam auf mich zu und fragte mich ob alles in Ordnung sei. Ich nickte und wischte mir meine Tränen weg. "Äh ja, ich bin nur ein wenig unter Schock, das ist alles. Danke für deine Hilfe, wirklich." erklärte ich und konnte einfach nicht fassen dass das wirklich passiert war.

Besorgt betrachtete mich der junge Mann. "Das kann ich mir vorstellen. Ich kann dich auch zu einem Arzt bringen." bot er mir an. Das war wirklich fürsorglich, aber nicht nötig. "Oder darf ich dich nach Hause begleiten? Es ist immerhin schon spät und ich würde gerne sicher gehen, dass so etwas nicht wieder passiert. Ich bin übrigens Cassian." fügte er sanft hinzu und reichte mir ein Taschentuch.

Cassian. Ein ungewöhnlicher Name, aber ich schuldete ihm wirklich was. Dankend nahm ich das Taschentuch und trocknete damit meine Wangen. "Danke dir. Ich bin Sina. Und ich brauche keinen Arzt, mir fehlt wirklich nichts. Und eigentlich warte ich bereits auf jemanden, der mich eigentlich nach Hause fahren sollte." erklärte ich ihm. Kurz darauf erblickte ich auch Zander's Wagen, wie er die Straße rauf kam.

Cassian nickte. "Na gut, dann halte ich dich nicht länger auf. Erhole dich gut und komm gut nach Hause. Tut mir leid, was passiert ist." meinte er höflich und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, was schon auch irgendwie süß war. "Hat mich gefreut dich kennen zu lernen Sina, trotz der Umstände." verabschiedete er sich und wandte sich ans gehen.

"Äh warte." meinte ich dann plötzlich ohne vorher darüber nachgedacht zu haben. Immerhin hatte mich Cassian gerettet und ich wollte mich dafür irgendwie bedanken. "Ich... Also will mich gerne richtig für deine Hilfe bedanken. Hast du vielleicht Lust mit mir morgen einen Kaffee zu trinken?" fragte ich ihn. Eigentlich war das nicht so meine Art, aber ich hatte auch die Enttäuschung in seinen Augen gesehen, dass er mich nicht begleiten konnte.

Dann parkte Zander auch schon seinen Wagen und stieg aus. Ich suchte eine meiner Visitenkarten aus meiner Tasche und reichte sie Cassian. "Du kannst dich gerne bei mir melden, also wenn du willst." erklärte ich ihm sanft, auch wenn meine Stimme immer noch von dem Erlebnis eben gebrochen war.

Cassian nahm das Kärtchen überrascht an und betrachtete es einen Moment, ehe er mich wieder ansah und mir ein leichtes Lächeln schenkte. "Danke, ich nehme das Angebot sehr gerne an und werde dir nachher schreiben. Ruh dich erstmal aus, damit du wieder zu Kräften kommst. Wir sehen uns." sagte er sanft und drückte einen Moment meine Hand.

Dann verabschiedete mein Retter sich endgültig und einen Moment sah ich Cassian noch nach, ehe Zander zu mir kam und mich fragte ob alles in Ordnung sei. Aber ich wollte einfach nur schnell nach Hause und ich wollte auch nicht dass Jaxon davon erfuhr. Ich war eigentlich keine Frau die gerne die Prinzessin in Nöten spielte. Nein, ich wollte eine taffe und starke Geschäftsfrau sein. Niemand sollte sich Sorgen um mich machen.

Der Fahrer meines Chefs nickte und fuhr mich dann nach Hause, wo ich mir zunächst ein heißes Bad einließ. Ich musste mich wieder beruhigen, auch wenn ich bestimmt nicht so schnell vergessen würde was mir heute passiert war. Aber einen Lichtblick hatte ich. Cassian. Er war heute mein Schutzengel gewesen und wer wusste was die Zukunft noch bereit hielt.

Witches&Demons - Dark PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt