Rosa
Der Abschied fällt mir wirklich schwer. Doch Mario hat mir heute morgen deutlich gemacht, dass er nichts für mich empfindet. Mein Herz ist doppelt gebrochen. Nicht nur Mario hat es gebrochen. Mein Herz ist gebrochen, weil jemand wegen mir gestorben ist. Das werde ich nicht so einfach verkraften können. Das ist das letzte was ich wollte. Ich wollte Claire helfen und vielleicht... Ganz vielleicht glücklich werden, mit einem tollen Mann an meiner Seite. Aber das ist jetzt vorbei.
Nachdem ich mich von allen verabschiedet habe, wische ich meine Tränen weg. Enzo und Claire stehen am Auto und sehen mit liebevoll an. Sie wollen es sich nicht nehmen lassen, mich zum Flughafen zu bringen. "Könnten wir kurz zum Strand. Ich möchte mich dort von Matteo verabschieden." Frage ich. Mit Blick auf die Uhr nickt mir Enzo zu. Schnell eilt Sophia davon und bedeutet mir an, kurz zu warten. Schnaufend kommt sie aus dem Garten zurück. Mit einer weißen Rose in der Hand, sie drückt mir diese in meine und nickt mir aufmunternd zu. Ich drücke sie nochmals herzlich und steige dann ein.
Die Fahrt zum Strand verläuft schweigend. Gemeinsam mit Enzo und Claire laufe ich durch den Wald. Es ist unheimlich wieder hier zu sein. Doch das brauche ich... Als Abschluss. Ich greife nach Claire's Hand, als wir den Strand betreten. Die Erinnerungen sind zurück. Mein Blick schweift über den Sandstrand und das Meer. Dann sehe ich ihn... Mario... Er hält eine Frau im Arm. Mein ganzer Körper zittert. "Hey, das ist Matteo's Schwester. Die beiden kennen sich schon ewig..." Versucht Enzo mich zu beruhigen. "Er... Er hat mir von ihr erzählt... Matteo meine ich... Lilli..." Stottere ich leise. Sie so zu sehen bricht mir erneut das Herz. "Es ist okay. Ich will sie nicht stören. Ich kann ihnen jetzt nicht begegnen." Erkläre ich betont entschlossen. Entschlossener als ich es wirklich bin. Aber Mario jetzt in die Augen zu blicken würde mich komplett zerreißen. Daher lege ich die weiße Rose auf auf den Sand und laufe mit schnellen Schritten zum Auto.
Wieder folgt eine schweigende Fahrt. Die Verabschiedung am Flughafen will ich nur schnell hinter mich bringen. Es ist mir alles zu viel. Ich will einfach nur weg. Claire ringt mir das Versprechen ab, dass ich zur Hochzeit komme. Wer weiß, vielleicht haben sie mich bis dahin auch schon vergessen. Ich drücke die beiden nochmals schnell und flüchte dann förmlich.
Den Flug nach L.A. bekomme ich gar nicht mit. Ich starre aus dem Fenster und lasse die letzten Tage Revue passieren. So viel ist passiert. So viele Menschen habe ich in kurzer Zeit lieben und schätzen gelernt, so viele Menschen sind gestorben. Ich muss nach vorne blicken. Es ist vorbei. Zurück in mein altes Leben.
Die Hitze in L.A. haut mich fast aus den Socken. Ich schleppe meine Tasche zum nächsten Taxi und lasse mich nach Hause fahren. Erschöpft krabbel ich in mein Bett und genieße die Ruhe. Die nächsten Tage verbringe ich im Bett. Mit Filmen, Eis und Heulkrämpfen. Claire schreibt mir immer wieder, doch ich finde keine Kraft zu antworten. Sie erzählt auch von der Beerdigung und von der Hochzeitsplanung. Anscheinend geht das Leben bei ihnen weiter, denn.auch lustiges Selfies mit Eve folgen. Mario erwähnt sie mit keinem Wort. Ist wahrscheinlich auch besser so.
Am späten Nachmittag klingelt mein Handy. *Papisa* steht auf dem Display. "Mi Mariposa...." Begrüßt er mich. "Wie geht es dir? Wie war dein Urlaub in Italien?" Fragt er fröhlich. Ich habe ihnen gesagt, dass ich nach Frankreich und Italien fliege, um mich für mein Studium mit der Architektur zu beschäftigen. "Super Papa." Antworte ich und schlucke schwer. "Wirklich alles gut? Wann kommst du denn mal wieder nach Hause.... Wir vermissen dich." Flötet er. "Ich war doch gerade weg, ich muss jetzt erstmal wieder arbeiten und zur Uni." Erkläre ich. "Ach das Hotel. Ich habe alles geregelt. Du kannst da wieder hin, wann immer du willst. Die können noch ein paar Tage verzichten und wir hier in Mexiko haben auch schöne Architektur." Lacht er. Es stimmt schon. Das Hotel gehört meinem Onkel mütterlicherseits. Sie haben kein Problem, wenn ich nicht komme. Aber will ich jetzt schon wieder weg? "Komm schon. Mariposa....." Bettelt er zuckersüß. Hört man ihm so zu, würde man niemals einen skrupelloses Gangster hinter diesem liebevollen Vater vermuten.
"Ok." Ich komme mit dem nächsten Flug." Knicke ich schließlich ein."Wunderbar. Deine Mutter wird sich freuen." Lacht er und legt auf. Augenrollend werfe ich mich aufs Bett.
Was habe ich bloß getan. Schnell zücke ich mein Handy, buche einen Flug für heute Abend und schicke Papa die Flugdaten.
Stunden später stehe ich im heißen Flughafen. Mein Empfangskomitee ist kaum zu übersehen. Meine Brüder und mein Vater winken mir fröhlich entgegen. Sie erwecken ziemlich viel Aufmerksamkeit. Jeder kennt sie hier und machen einen großen Bogen um sie.
Nach einer herzlichen Begrüßung fahren wir nach Hause. Nach Hause... Mein Zuhause ist eine riesige Farm. Abgeschirmt mit einer hohen Mauer. Riesige Weiden und Ställe für die Pferde und meine Lieblinge. Meine Esel. Speedy und Gonzalez. Die habe ich schon seit Ewigkeiten.
Nachdem ich von meiner restlichen Familie begrüßt wurde, geht mein nächster Weg zu meinen Lieblingen. Ich werde schon von weitem mit lauten "i-ah" begrüßt. Ich schiebe mich in ihre Box und kraule und kuschel sie erstmal ausgiebig. "Ich habe euch so vermisst." Flüstert ich ihnen ins Ohr. Gefühlte Stunden verbringe ich bei ihnen. Ich erzähle ihnen von Claire, Matteo und natürlich auch von Mario. Tränen brennen in meinen Augen, als ich plötzlich ein Räuspern hinter mir wahr nehme. "Momia." Schrecke ich auf. "Hallo meine Kleine. Ich wollte nicht lauschen...aber..." Sie schaut mich liebevoll an. Dann bricht es aus mir heraus. Ich falle ihr um den Hals und weine. Ich weine, bis ich keine Tränen mehr habe. Wir setzen uns auf einen Heuballen in die Box und ich erzähle ihr alles. Geduldig hört meine Mutter mir zu. Sie streichelt meinen Kopf und ist einfach da für mich. Es tut so gut, einmal alles von der Seele zu reden.
Es ist bereits dunkel, als wir ins Haus gehen und ich völlig ausgelaugt in mein Bett falle.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomansaMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...