Mario
Nachdem Rosa verschwunden ist, habe ich sie am Abend nicht mehr gesehen. Ich saß noch mit Vito, Mick, Alvero und Filippo bei einem Bier zusammen. Alle sind sich einige, dass ich Rosa Zeit geben muss. "Ich kenne meine Schwester. Sie ist Taff. Sie braucht einfach ein wenig Zeit." Erklärt Alvero mir. Daher beschließe ich, auch wenn es mir schwer fällt, etwas auf Abstand zu gehen. Doch natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, heute morgen bei ihr rein zu schauen. Sie schlief noch tief und fest. Ich denke es ist ein gutes Zeichen, dass sie nicht durchweg Albträume hat.
Nach einer ausgiebigen Joggingrunde und ein wenig Bankdrücken lasse ich mir von Enzo ein paar Aufträge geben. Zusammen mit Vito machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Nach einigen Stunden, die wir in der Lagerhalle verbracht haben, fahren wir wieder nach Hause. Noch bevor das Auto steht, sehe ich Rosa mit dem Doc. Sie spazieren wie alte Freunde durch den Park und lachen und unterhalten sich. Ich kann nichts dagegen tun. Eifersucht breitet sich in mir aus und ich kralle meine Hände fest ins Lenkrad. "Hey. Er ist ihr Arzt. Seh es als ersten Schritt, dass Rosa sich ihm öffnet." Sagt Vito beschwichtigend zu mir. Mein Kopf weiß es, aber mein Herz versteht es nicht.
Wütend stampfe ich ins Haus. In der Küche mache ich mir erstmal einen Kaffee und lasse mich am Tisch nieder. Claire, die mich wohl gehört hat, kommt mit Riccardo auf dem Arm zu mir. "Hey, alles gut?" Fragt sie besorgt. "Ja. Klar." Sage ich tief schnaubend. Skeptisch beobachtet sie mich, drückt mir den Kleinen in die Hand und macht sich einen Tee. Wie erstarrt halte ich dieses kleine Ding in meinen Händen. So winzig und zerbrechlich. Anscheinend merkt er meine Verunsicherung, denn er zieht einen Schmollmund. "Claire.... Claire... Ich glaube er heult gleich." Sage ich panisch. Hinter mir lacht sie laut auf. "Dann sprech mit ihm. Das beruhigt ihn.... Und dich." Lacht sie weiter. Ich presse dieses kleine Würmchen an meine Brust und schaue ihn fest in die Augen. "Deine Mama ist echt lustig. Drückt dich einfach in meine Arme. Ich habe ja Angst dich zu zerquetschen... Du süßes kleines etwas... Ha... Du... Süßer...." Verfalle ich in dieses blöde Geplapper, was die Leute immer machen, wenn sie Babys auf dem Arm halten. Innerlich trete ich mir gerade in den Arsch. Doch es funktioniert. Der kleine gluckst fröhlich vor sich hin und schaut mich mit diesen blauen Augen an.
Plötzlich höre ich eine Tür und Gelächter. Dann stehen Rosa und der Doc in der Tür. Schlagartig ändert sich Rosa's Miene. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Scheiße. Das muss ein Stich in die Magengrube sein. Sofort übernimmt Claire den Hosenscheißer und ich springe auf. Doch Rosa läuft rückwärts und schüttelt den Kopf. "Ist schon gut... Ich... Ich... Muss mich etwas hinlegen." Stottert sie und rennt förmlich davon. Hilflos starre ich den Doc an. Er setzt sich ebenfalls an den Tisch. "Lass sie. Sie muss das verarbeiten. Es wird immer wieder zu diesen Situationen kommen." Versucht er mich zu beruhigen. Aber ich will einfach zu ihr. Sie muss wissen, dass ich sie damit nicht verletzen wollte.
Mit wild pochenden Herzen klopfe ich bei ihr an. Wie erwartet liegt sie auf dem Bett und weint. "Süße... Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen." Beginne ich. Sofort setzt sie sich auf und sieht mich stirnrunzelnd an. "Du hast mich nicht verletzt... Ich war nur überrumpelt." Erklärt sie sich. Doch ich weiß nicht so recht, ob ich ihr glauben soll. Sie merkt meine Zweifel. "Hey, so lange wie ich hier wohne, wird es immer wieder zu Begegnungen mit dem Kleinen kommen. Er kann nichts dafür. Ich muss es einfach lernen zu ertragen." Säufzt sie schwer. So lange wie ich hier wohne, ertragen... Was redet sie denn da? Will sie etwa weg?
Unschlüssig ob ich sie drauf ansprechen soll, hocke ich vor ihrem Bett. Ich beschließe das Thema ruhen zu lassen und beherzige den Rat vom Doc. Er macht Therapie, ich schaffe schöne Erinnerungen. "Hey, was hälst du davon, wenn wir uns einen Film anschauen. Wie wäre es mit der *fast and furious* Reihe?" Schlage ich vor. Rosa's Augen leuchten. "Gerne." Antwortet sie. "Ok. Du ruhst dich etwas aus, ich besorgen was zu Essen und zu Trinken." Erkläre ich überschwenglich und flitze in die Küche. Ich bin so aufgeregt wie bei unserem ersten Date. Zum Glück ist Sophia in der Küche und hilft mir.
Nervös laufe ich mit Tablett voller Knabberein und Getränken nach oben. Rosa sitzt bereits auf ihrem Bett und hat den ersten Teil rausgesucht. Unschlüssig bleibe ich im Zimmer mit dem Tablett stehen. Wo soll ich mich hinsetzen? Auch Rosa schaut etwas unschlüssig. Ich stelle das Tablett aufs Bett und schiebe mir den Sessel näher ran, sodass ich auch ans Tablett komme. Rosa atmet erleichtert auf. Richtige Entscheidung, aber mein Herz schmerzt, dass sie meine Nähe nicht will.
Wir futtern ununterbrochen und schauen auf den Film. Zwischendurch fachsimpeln wir, wie man die Kurven anders fahren könnte oder über die Autos. Es ist toll. Sie wirkt völlig losgelöst und lacht aus tiefsten Herzen. Ich bin froh, ihr den Vorschlag gemacht zu haben und genieße die Zeit mit ihr. Auch wenn wir gefühlt kilometerweit auseinander sitzen. Zu gerne hätte ich sie jetzt im Arm.
Nach dem Film wirkt Rosa erschöpft. Sie will sich etwas ausruhen. Daher verabschiede ich mich und bringe das Tablett wieder in die Küche. Sophia lächelt mich an. "Und?" Fragt sie interessiert. "Es war toll. Sie hat herzhaft gelacht und auch eine Menge gegessen." Erkläre ich stolz. "Das ist toll." Erwidert Sophia und drückt meine Schulter aufmunternd.
Völlig euphorisch von dem schönen Nachmittag erledigt ich noch ein paar Aufgaben. Zum Abendessen beschließe ich diesmal Rosa zu wecken. Doch als ich anklopfe und sie mich rein bittet, schläft sie gar nicht. Der Doc ist schon wieder bei ihr. Wie es aussieht, hat er ihren Rücken gerade eingecremt. Es ist noch immer schwer, diesen Anblick für mich zu ertragen. Meine Schuldgefühle, sie da nicht eher rausgeholt zu haben, machen mich fertig. Der Doc wirft mir einen mahnend Blick zu.
Wieder hocke ich mich vor Rosa hin und sehe ihr in die Augen. "Hey. Ich wollte dich zum Abendessen abholen." Lächel ich sie an. "Oh. Eh... Ich muss noch 30 Minuten liegenbleiben. Außerdem habe ich gar keinen Hunger." Erklärt sie. Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen. "Ok. Dann ruh dich weiter aus. Brauchst du noch was? Etwas zu trinken?" Frage ich und stehe auf. "Nein. Alles gut. Gute Nacht, Mario." Antwortet sie. Na das nenne ich mal einen Rauswurf. Mit hängenden Schultern verlasse ich ihr Zimmer. Wütend stürme ich aus dem Haus und setze mich ins Auto. Mit Vollgas rase ich vom Hof. Ich muss hier einfach weg.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...