Teil 59

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Rosa

Mir ist irgendwie schwindelig und mir tut alles weh. Aber... Ich höre Mario's Stimme.... Langsam drehe ich durch und höre irgendwelche Stimmen. Seine beruhigende, rauchige Stimme, die mir immer Gänsehaut verleiht. "Mario." Flüstere ich. "Baby... Ich bin hier." Höre ich ihn wieder und meine Hand wird fester gedrückt. Ist er wirklich hier? Oh nein. Hat Hugo ihn auch gefangen? Er darf ihm nichts tun. Ich merke wie sich mein Herzschlag beschleunigt. Panik bricht in mir aus. "Mario...." Schreie ich und so ein piepen wird immer lauter. Verdammt. Was ist das. Krampfhaft versuche ich die Augen zu öffnen.... Ich sehe grelles Licht. Irgendwer beugt sich über mich. "Nein... Nein.... Nicht schon wieder." Brülle ich und schlage um mich. Dann ein Stich in meinem Arm und alles wird wieder dunkel.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne ist es dunkel. Nur ein kleines Licht über meinem Bett leuchtet. Wo bin ich? Es ist nicht mein Zimmer. Ich sehe Umrisse einer Person. Sie liegt mit dem Kopf auf meinen Beinen. Dieser Duft. Es riecht nach Krankenhaus und.... Mario. Mario? Ich streichel der Person über den Kopf. Trotz extremer Schmerzen im gesamten Körper versuche ich die verwuschelten Haare zu erreichen. Es ist wirklich Mario! "M... Mario..." Krächze ich und mit Schwung fährt er hoch. "Oh Gott. Rosa... Du bist wach. Wie geht es dir?" Fragt er aufgeregt. Ihn hier vor mir zu sehen, lässt mein Herz höher schlagen. So verschlafen und mit zerzausten Haaren sieht er so gut aus. "Ich... Ich hab Durst." Presse ich hervor. Sofort greift er zum Nachttisch und reicht mir eine Schnabeltasse. Mit gerunzelter Stirn schaue ich ihn an. "Nimm schon. Wird keiner erfahren." Zwinkert er mir zu. Gierig trinke ich ein paar Schlucke.

Dann lass ich mich wieder erschöpft ins Kissen fallen. "Was ist passiert?" Erkundige ich mich. Mario's funkeln in den Augen ist schlagartig weg. Er sieht traurig und besorgt zu mir. "Eine Menge. Aber ich denke das sollten wir Stück für Stück aufarbeiten." Erklärt er mir. "An was kannst du dich noch erinnern?" Fragt er vorsichtig und sieht ziemlich ängstlich dabei aus.

Nach und nach setzen sich die Puzzleteile wieder zusammen. Hugo... Die Hochzeit... Die Schläge... Die Vergewaltigungen. Panisch schaue ich mich um. Ich habe das Gefühl, jemand schnürt mir die Luft ab. Dies scheiß Gerät piept wie verrückt. Mein Blickfeld wird kleiner, alles verschwimmt vor meinen Augen. "Mario." Flüstere ich panisch. Keine Minute später stürmt ein Arzt und eine Krankenschwester ins Zimmer. "Beruhigen Sie sich." Sagt der Arzt und bekommt eine Spritze gereicht. "Nein.. keine Beruhigungsspritze. Ich schaff das." Erkläre ich und versuche tief und ruhig zu atmen. Alle schauen mir dabei zu. Mario hält die ganze Zeit meine Hand und es wird langsam besser. "Machst du super, Principessa." Raunt Mario mir zu. Principessa. Nein... Nein.... Wieder geht der Puls nach oben..... Krampfhaft versuche ich dagegen an zu atmen. Es kostet mich so viel Kraft. Ich schließe die Augen und atme tief durch... Du schaffst es Rosa. Er hat dich nicht gebrochen.

Im nächsten Augenblick schaue ich Mario fest in die Augen. "Nenn mich nie wieder Principessa. Das hat Hugo gesagt. Er hat uns die ganze Zeit abgehört." Bitte ich ihm. Mit Tränen in den Augen erwidert er meinem Blick. "OK." Haucht er sichtlich ergriffen.

Meine Augen werden schon wieder schwer und ich schlafe erschöpft ein. In meinem Traum taucht Mario auf. Er streichelt Speedy und Gonzalez. Mario und ich im Meer. Aber das ist nicht L.A. Mario und ich in einem Bekleidungsgeschäft. Und eine Frau... Claire? Was hat das zu bedeuten? "Claire?" Schreie ich und schrecke auf. "Baby. Alles gut. Du hast schlecht geträumt." Raunt Mario mir zu. "Ich... Du... Wir..." Stottere ich. Er lächelt mich liebevoll an. "Wir kennen uns schon länger..." Schlussfolgere ich. Dann ist alles wieder da. Claire als meine Mitbewohnerin, ihre Entführung. Oh mein Gott. Das Autorennen. "Wir sind gegeneinander gefahren." Werfe ich in den Raum. Mario schluckt schwer und nickt. "Es war alles meine Schuld. Die Amnesie... Wäre das Autorennen nicht gewesen." Stammelt er. "Moment mal, und du bist dann nach L.A. gekommen, weil?" Will ich wissen. "Weil ich dich liebe!" Antwortet Mario wie aus der Pistole geschossen, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert. "Ich liebe dich auch." Hauche ich ihm zu. "Wie bitte? Was?" Fragt er dümmlich. "Ich liebe dich auch." Wiederhole ich und muss über mich selbst schmunzeln. Mario springt auf, beugt sich über mich und will mich küssen. Plötzlich schießen mir die Bilder von Hugo in den Kopf. "Nein...." Schreie ich aufgebracht. Sofort zieht Mario sich zurück und schaut mich entschuldigend an. "Sorry. Es ist nur..." Beginne ich. "Ich weiß. Wir haben alle Zeit der Welt." Lächelt er mir aufmunternd zu. Ich versuche mich ebenfalls an einem Lächeln, was aber höllisch weh tut. "Wie lange habe ich geschlafen und wo bin ich?" Erkundige ich mich. Mario streichelt meine Hand. Irgendwie ist es schön, doch irgendwie ertrage ich die Berührungen nicht, daher ziehe ich meine Hand weg. Kurz huscht ein Enttäuschung über sein Gesicht, aber er fängt sich schnell und lächelt mich aufmuntern an. "Du hast fast 24 Stunden geschlafen. Dein Onkel hat dich mit dem Heli in die USA ausfliegen lassen. Wir sind Tuscon." Erklärt er sanft. "Mein Onkel?" Frage ich verwirrt. "Ja. Hernando. Er stand plötzlich vor meiner Zimmertür. Deine Mutter hat ihn um Hilfe gebeten." Informiert er mich. "Meine Mutter.. oh Gott. Geht es ihr gut? Geht es allen gut?" Will ich wissen. Mario versteift sich sichtlich und ich bekomme Angst. Mein Herz rast wie verrückt und dies blöde Gerät piept wieder wie verrückt. Besorgt schaut Mario darauf. "Es ist alles gut. Sag es mir einfach." Fordere ich ihn auf. Er sieht zunächst auf seine Hände und atmet mehrere Male tief ein und aus. Innerlich mache ich mich auf alles gefasst. "Während der Rettungsaktion haben wir das Haus gestürmt. Deine Familie wurde von Hugo's Söldnern bedroht. Hugo hatte dich in seiner Gewalt und Javier wollte dich beschützen.... Er... Sie haben ihn erschossen." Schildert mir Mario. Oh Gott. Mein Bruder. Auch wenn wir nie so ein inniges Verhältnis hatten... Er war immerhin mein Bruder. Tränen laufen mir die Wangen hinunter, doch als ich in Mario's Gesicht blicke, sehe ich so viel bedauern. Da ist noch mehr. "Sag es einfach." Zische ich ihn an. Er schließt die Augen. "Dein Vater hat mich gerettet. Hugo hat auf mich geschossen und Epifanio ist dazwischen gesprungen. Er hat sich geopfert. Er hat gesagt, damit ich für dich da sein kann.... Und dass es ihm leid tut." Erklärt er und jetzt fließen bei uns beiden die Tränen. Ich schlucke schwer. "Und Carlos, Alvero und Mama?" Frage ich mit einem Kloß im Hals. "Ihnen geht es gut. Alvero und deine Mutter sind hier. Carlos hat wohl anscheinend das Geschäft übernommen und kümmert sich um die Aufräumarbeiten." Ich lache bitter auf. Natürlich tut er das. Das Geschäft muss weiter gehen. Kann ich sie sehen?" Bitte ich ihn. Sofort steht er auf. Kurz sieht er unschlüssig zu mir, als ob er überlegt, mich zu küssen. Tut es dann nicht und geht aus dem Zimmer. Natürlich küsst er mich nicht. Wie Hugo gesagt hat. Mario will mich jetzt nicht mehr. Dieser Arsch hat mich entstellt und geschändet.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt