Rosa
Was habe ich bloß getan, ich habe mich mit Hugo verabredet. Er ist doch eigentlich eher wie ein weiterer großer Bruder. Oder macht er es wirklich nur, weil er mich aufmuntern will?
Egal. Darüber kann ich mir heute Abend Gedanken machen. Jetzt steht erstmal die Planung für unseren Besuch an. Mama ist total aus dem Häuschen. Sie glaubt fest daran, dass Mario mitkommt. Ich muss gestehen, ich habe eine scheiß Angst davor. Noch eine Abfuhr verkrafte ich nicht. Vielleicht sollte ich ihn links liegen lassen... Oder so tun, als ob nichts war.... Oder ihn Hugo unter die Nase reiben... Nein das ist scheiße. Mich hat die Sache mit der Barbie auf der Party verletzt, ich muss ihm nicht das gleiche antuen. Obwohl, das wäre ja nur der Fall, wenn ich ihm was bedeute... Was ich anscheinend nicht tue.
Frustriert hacke ich wie wild die Kräuter klein. "Süße? Alle gut bei dir?" Erkundigt sich meine Mama und legt eine Hand auf meine Schulter. Ich zucke zusammen und schaue sie an. "Mmh? Ja.... Ja. Alles gut. Bin nur die Einkaufsliste nochmals im Kopf durchgegangen." Lüge ich. Und ja, meine Mum glaubt mir kein Wort, doch ich bin ihr gerade so dankbar, dass sie nichts weiter dazu sagt.
Still bereiten wir das Essen für unsere Gäste vor. Als dies erledigt ist, schnappe ich mir die Einkaufsliste und gehe zum Auto. "Hey, willst du einkaufen?" Höre ich hinter mir Hugo. "Ja. Mir fehlen noch ein paar frische Zutaten." Antworte ich sofort und drehe mich um. Das war ein Fehler. Nur wenige Zentimeter hinter mir steht Hugo. Er trägt nur eine tief sitzende Jeans und sein schweißnasser Oberkörper glänzt in der Sonne. Mein Blick verweilt wohl etwas zu lange auf seinen Bauchmuskeln. "Soll ich dich fahren? Als Packesel bin ich großartig." Grinst er mich wissend an. "Klar. Gerne." Stammel ich wie eine blöde. Man Rosa reiß dich zusammen. Du bist total untervögelt.
Nachdem er sich frisch gemacht und zum Glück ein Shirt übergezogen hat, geht es Richtung Stadt. Der Verkehr ist schlimm. Wir brauchen ewig bis zum Markt. Doch erstaunlicherweise stört es mich überhaupt nicht. Man kann mit Hugo über alles mögliche quatschen und lachen. Ich hätte nicht gedacht, dass der Nachmittag so angenehm und entspannt wird. Endlich kann ich abschalten und den ganzen scheiß aus Europa vergessen.
Wir genehmigen uns noch ein paar Burritos bevor es zurück geht. Auch während des Essens quatschen wir und necken uns. Erst als es dunkel ist, kommen wir wieder Zuhause an. Wie zu erwarten, steht ein ganzes Empfangskomitee bereit. Während meine Brüder verärgert schauen, grinst mein Vater zufrieden, als Hugo und ich aus dem Auto steigen. Hat mein Vater etwa was damit zu tun, dass Hugo sich auf einmal für mich interessiert? Zuzutrauen wäre es ihm. Da muss ich unbedingt Mama nach fragen.
Nachdem wir die Einkäufe ausgeladen und verstaut haben, setze ich mich mit einem Eistee auf die Veranda. Alvero, der jüngste meiner Brüder kommt zu mir, setzt sich stöhnen in den Schaukelstuhl neben mich. Ungeduldig klopft er mit seinen Händen auf den Oberschenkeln. Einige Zeit sitze ich seine Klopferei aus. Doch dann reicht es mir. "Was?" Frage ich unbeabsichtigt etwas schärfer. Alvero schaut mich mit seinen dunkelgrünen Augen an. Ein paar Strähnen seiner braunen Haare sind ihm ins Gesicht gefallen. Angespannt schiebt er sie mit seinen Händen wieder zurück.
Noch immer hat er nichts gesagt. Ich habe kein Bock auf Spiele. Daher steht ich genervt und laut stöhnend auf. Er hält mich am Handgelenk auf. "Warte." Sagt er sanft. Ich betrachte ihn kurz und setze mich wieder hin. Es vergehen wieder ein paar Minuten. Die Stille macht mich gerade wahnsinnig. Er will doch was sagen. Warum sagt er es nicht einfach? "Alvero." Zicke ich ihn an. "Hast du in Europa wirklich jemanden kennen gelernt?" Fragt er schließlich und sieht mir jetzt fest in die Augen. "Was soll denn die Frage?" Entgegne ich ihm. "Ich habe dich heute morgen mit Hugo gehört. Ist es wahr oder nur eine Ausrede für Hugo?" Bohrt er weiter.
Noch immer vestehe ich nicht, was er mit dieser Fragerei bezweckt. Und vor allem. Bin ich bereit die Wahrheit zu erzählen? "Ach komm schon. Spuck es aus. Ich bin es, dein Bruder." Sagt er beschwichtigend und stupst mich mit seiner Schulter an.
Da sie eh schon die Story über die Rettungsaktion in Europa kennen, kann ich den Rest auch noch erzählen. Als hole ich tief Luft und erzähle ihm von Mario und schließlich auch von Matteo. Sobald ich fertig bin, schaue ich ihn an. Sein Gesicht ist angespannt und seine Stirn gerunzelt. "Heißt das, der eine Typ hat dich verarscht und der andere ist für dich im wahrsten Sinne des Wortes gestorben?" Fasst Alvaro die Situation in seiner plumpen Art zusammen. "So kann man es wohl ausdrücken." Stoße ich mit einem frustrierten Stöhnen hervor. "Und der Pisser kommt morgen auch?" Erkundigt sich mein Bruder. Mein Herz schmerzt bei dem Gedanken. "Ich weiß es nicht. Aber wenn er kommen sollte, lässt du ihn in Ruhe. Verstanden? Ich regel das alleine und auf meine Art." Zische ich ihn an. "Aber... Er hat dich verletzt." Hält er dagegen. "Nein hat er nicht. Wir waren uns vorher einig, dass das einmalig war. Ich bin die jenige, die mehr reininterpretiert hat." Erkläre ich schnell. "So genau will ich das nicht wissen." Sagt er mit gerümpfter Nase, was uns beide zum lachen bringt. "Sollte er dich nochmals verletzen, werde ich ihn langsam umbringen und hinten im Garten verbuddeln." Fügt er hinzu. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen meint er das vollkommen Ernst. Noch ein Grund mehr auf Abstand zu gehen. Sollte Alvero irgendetwas in den falschen Hals bekommen, glaube ich sofort, dass er Mario um die Ecke bringt.
Nachdem mein Bruder weg ist, überkommt mich wieder die Angst. Alvero wird jede Regung von Mario beobachten. Das macht eine Aussprache um so schwieriger.
Erschöpft falle ich schließlich ins Bett. Am Morgen schießt mit sofort wieder in den Kopf, dass ich Mario heute wieder treffe.... Also vielleicht. Nachdem ich das restliche Essen vorbereitet habe, springe ich schnell unter die Dusche. Flashbacks von Mario schießen mir in den Kopf, wie wir uns in Paris näher gekommen sind. Das kann ich gerade nicht gebrauchen. Mist verdammter. Ich spüle meine Gedanken mit dem Wasser den Ausguss hinunter. Vor meinem Kleiderschrank bleibt ich schließlich hilflos stehen. Was zieht ich an? Schick machen werde ich mich nicht, das fällt sofort auf. Einfach in Tanktop und Hotpants kann ich auch schlecht gehen. Plötzlich höre ich einen Hubschrauber. "Scheiße sie kommen!" Fluche ich laut und lande doch bei Tanktop und Jeans.
Als ich im Garten ankomme, ist der Heli gerade gelandet. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich versuche zu erkennen, ob Mario dabei ist. Doch zunächst springt Claire aus dem Helikopter. Gott Hilfe... Am liebsten würde ich flüchten, doch meine ehemalige Mitbewohnerin zieht mich in eine feste Umarmung. Und ich heule vor Freude, sie wieder zu sehen.
DU LIEST GERADE
Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...