Rosa
Das Gespräch mit Claire tat richtig gut. Alfred hat uns sogar was zu trinken und zu knabbern gebracht. Wir haben es uns in den Lounge Möbeln gemütlich gemacht.
Leider bin ich dabei wohl eingeschlafen. Ziemlich unangenehm. Aber die Medikamente und der Stress der letzten Tage hauen mich regelmäßig aus den Socken. Als ich in dem Gästezimmer aufgewacht bin, wusste ich zunächst gar nicht wo ich bin.
Nach und nach kamen die Erinnerungen.... Und die Tränen. Es ist ein regelrechter Heulkrampf. Ich kann nichts dagegen machen. All die Bilder im Kopf, die Schmerzen.... Es tut alles höllisch weh. Plötzlich klopft es und ich versuche mich zusammen zu reißen. "Ja, bitte." Krächze ich. Es ist der Doc. Er sieht mich kurz an, sagt aber nichts zu meinem völlig verheulten Gesicht. "Zeit für die Wundversorgung." Lächelt er freundlich. Ich nicke und schlucke den Kloß im Hals runter. "Wie hast du geschlafen?" Fragt er und ich sehe ihn entgeistert an. "Oh, tut mir leid. Ihr seid hier alle per du, ich dachte es ist einfacher..." Entschuldigt er sich. "Klar. Kein Problem. Ich bin Rosa." Entgegne ich ihm. "Ich bin Francesco, aber alle nennen mich Franci." Erklärt er mir und schenkt mir wieder ein breites Lächeln. Zunächst überprüft er meine Vitalwerte und misst Fieber. Dann schaut er sich wieder die OP Wunde an. "Sieht schon echt gut aus. Du hast gute Heilungskräfte." Erklärt er, während er ein neues Pflaster auf meinen Unterbauch klebt. Bei der Bemerkung schnaube ich laut auf. "Vielleicht äußerlich..." Rutscht mir der Kommentar raus.
Franci unterbricht seine Arbeit und setzt sich zu mir aufs Bett. "Was meinst du damit?" Fragt er und schaut mir fest in die Augen. Er hat eine Art an sich.... Man kann das gar nicht beschreiben. Sein Blick ist offen und freundlich. Nicht aufdringlich. Und man hat einfach das Gefühl, mit ihm reden zu können und zu müssen. "Ich fühle mich innerlich komplett zerstört. Nicht nur wegen der Gebärmutter. Die Schläge, die Beschimpfungen. Sie sind in meinem Kopf verankert." Erkläre ich ihm. Er hört mir aufmerksam zu, sagt aber nichts. Daher prasselt es weiter aus meinem Mund. "Während der Vergewaltigungen habe ich mir immer gesagt, dass Hugo mich nicht breche wird.... Aber....er hat es doch geschafft." Gebe ich zu und weine hemmungslos. Wie macht dieser Typ das nur?
Er sitzt da und sieht mich an. "Weißt du, es ist schwierig den Kopf von den Ereignissen zu befreien. Es geht nicht von heute auf morgen. Und ich denke auch, du wirst sie nie vergessen. Eher das Geschehen akzeptieren." Erklärt er mir. "Wichtig ist, dass du neue Erinnerungen schaffst, die die alten verblassen lassen. Ich kenn dich noch nicht gut, aber auch wie die Jungs bisher über dich gesprochen haben, bist du eine sehr tapfere und intelligente Frau. Mit etwas Zeit wirst du es schaffen die Vergangenheit hinter dich zu lassen." Sagt er in einem ruhigen festen Ton. Wie erstarrt schaue ich ihn an. Ich bin echt baff. Er schafft es wirklich mir Mut zu geben.
"Also, was hälst du davon? Ich kümmere mich um deinen Rücken. Wenn die Creme eingezogen ist, treffen wir uns später für einen Spaziergang. Langsame, kleine Runden bringen den Kreislauf in Schwung und frische Luft lässt den Kopf frei werden." Schlägt er vor. "Klingt toll. Ich bin gleich nur erst mit Claire zum Frühstück verabredet." Erkläre ich. "Prima. Dann danach. Auch essen ist wichtig. Also hob, umdrehen und dann hast du es geschafft." Zwinkert er mir zu. Obwohl es mir unangenehm sein sollte, mich so offen Franci zu zeigen, fühle ich mich in seiner Nähe nicht gehemmt. Allein unsere Unterhaltungen tuen mir gut.
Nachdem die Creme eingezogen ist, mache ich mich im Bad fertig. Ich ziehe eine bequeme Leggings an. Wähle dann ein leichtes Baumwolltop, was nicht zu sehr über die Wunden reibt und eine kuschelige Strickjacke die Claire mir geliehen hat über. Trotz Winter ist es verhältnismäßig mild in Italien, aber nichts im Vergleich zu Mexiko. Daher friere ich doch ziemlich. Ich brauche unbedingt noch ein paar locker sitzenden Klamotten. Alles andere scheuert an meinen Wunden, außerdem verspüre ich den Drang nicht, mich in enge Klamotten zu zeigen. Das fühlt sich unangenehm an, wenn jemand meinen Körper sehen kann.
Das Frühstück ist toll. Claire und ich sind alleine. "Wo ist Riccardo?" Frage ich Claire. Sie lacht laut auf. "Der kleine Hosenscheißer ist bei Enzo. Mein Mann meint nämlich, Riccardo kann gar nicht früh genug in die Geschäfte eingeführt werden." Auch ich muss bei dem Gedanken lachen. Die beiden sind echt tolle Eltern. Wir genießen das Frühstück zu zweit. Selbst Sophia ist nicht in der Küche. "Wo ist eigentlich Mario? Ich habe ihn heute Morgen noch gar nicht gesehen." Frage ich Claire und bemühe mich nicht all zu enttäuscht zu klingen. "Er war schon früh wach. Hat Sport gemacht und ist jetzt irgendwie mit Vito unterwegs." Keine Ahnung. Erklärt Claire schulterzuckend. Ich gebe es zu, ich bin enttäuscht. Ich dachte zumindest, er kommt kurz vorbei und sagt guten Morgen. Claire bemerkt meinen Blick. "Er war bei dir, aber du hast noch geschlafen." Zwinkert sie mir zu. Meine Mundwinkel zucken erfreut.
Nach einem super leckeren und entspannten Frühstück treffe ich mich im Franci draußen. Wir beschränken uns auf kleine Etappen, da immer wieder meine Wunden schmerzen. Zum Glück gibt es auf dem Grundstück einige Sitzgelegenheiten, die wir immer als Ziel anpeilen. Es ist wirklich nett, mit dem Doc Zeit zu verbringen. Er ist so unaufdringlich, trotzdem entlockt er mir immer wieder Geschichten. Ich erzähle ihm tatsächlich von meiner Kindheit und von meinem Vater. Er hört mir die ganze Zeit aufmerksam zu. Keine Ahnung wie er das macht, aber ich traue mich sogar über meine Gefühle für Mario zu sprechen. "Es ist verdammt schwierig seine Berührungen zuzulassen." Gestehe ich schließlich. Er nickt zustimmend. "Warum machst du es denn überhaupt? Warum sagst du ihm nicht, dass du es im Moment nicht möchtest?" Fragt er. Ich denke einige Zeit darüber nach. Es ist eine gute Frage. "Ich möchte Mario nicht vor den Kopf stoßen. Er hat so viel für mich getan." Erkläre ich. "Das stimmt. Er hat dich da raus geholt. Aber nur aus Dankbarkeit solltest du die Berührungen nicht zulassen. Es ist deine freie Entscheidung, wer dich wann anfassen darf." Sagt er mit voller Überzeugung. Doch ich lache bitterlich auf. "Das hätte mal jemand Hugo sagen sollen." Stoße ich hervor. Franci schaut mich ernst an, dann grinst er. "Du hast Recht.... Aber Mario ist klüger als dieser Vollpfosten. Wenn du es ihm sagst, wird er sich daran halten." Erklärt er mir. Natürlich. Mario ist nicht Hugo. Er wird meine Grenzen einhalten.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...