Rosa
Nach unserem tollen Film- und Spieledate habe ich Hugo zum Glück nicht mehr gesehen. Mama meint, er ist mit Alvero geschäftlich unterwegs. Da ich von den Geschäften keine Ahnung habe, werde ich das mal so glaube.
Die Tage vergehen schleppend. Immerhin habe ich nun meinen Laptop und die Uni Bücher bekommen, sodass ich die verpassten Vorlesungen nacharbeiten kann. Doch sobald meine Beine wieder mitmachen, muss ich wieder nach L.A. Der Doc war gestern da. Bis auf meine Beine bin ich wieder fit und darf jetzt das Bett verlassen. Leider bin ich immer auf jemanden angewiesen, der mich die Stufen runter trägt. Unten hat man mir zum Glück einen Rollstuhl hingestellt, sodass ich mich dort etwas freier bewegen kann. Endlich wieder was zu tun. Ich schaue mir die Sonnenauf- und untergänge an, helfe Mama beim Kochen und wenn ich jemanden finde, der mich schiebt besuche ich sogar Speedy und Gonzalez. Immer wenn ich in der Box der beiden stehe, kribbelt meine Haut und mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich kann es überhaupt nicht erklären. Dennoch verschweige ich es den anderen, damit sie mich nicht für bescheuert halten.
So sind bereits weiter zwei Wochen vergangen und der Doc gibt sein ok für Physiotherapie. Hierfür kommt natürlich auch wieder ein Experte ins Haus. Ich trainiere auch außerhalb der Therapie, um endlich wieder nach L.A. zu fliegen. Ich halte es hier nicht mehr aus. Alle tänzeln wie auf Zehenspitzen um mich herum. Alle haben irgendwie Angst was falsches zu sagen. Das nervt tierisch. Mein großer Bruder, Carlos, hilft mir beim Training. Doch auch aus ihm ist nicht raus zubekommen, wo Alvero ist.
Nach zwei Wochen hartem Training steht heute die Abschlussuntersuchung an. Nervös warte ich auf den Arzt. Nach einigen Test verkündet er freudig, dass ich wieder vollkommen fit bin. Bezüglich meiner Amnesie meint er, dass die Zeit alle Dinge heilt. Ich kann also nur hoffen, dass ich mich irgendwann wieder an alles erinnere.
Gerade verabschiede ich mich von meinen zwei Eseln. Plötzlich schmerzt mein Kopf. Es ist, als ob Blitze einschlagen. Immer wieder tauchen Bilder in meinem Kopf auf. Wieder dieses Typ mit den traumhaft schönen Augen, der mir fast jede Nacht erscheint. Verschwommen sehe ihn eine Mann hier im Stall. Oberkörperfrei mit Tattoos. Aaah. Mein Kopf. Langsam sacke ich auf dem Boden. Speedy ist sofort bei mir und schnuppert an meinem Haar. "Verdammt. Nicht jetzt. Ich will zurück nach L.A." wispere ich zu mir selbst.
Kurze Zeit später geht es wieder. Ich fühle mich zwar vollkommen erledigt, aber ich lasse mir nichts anmerken. Mit meiner Tasche bepackt, stehe ich nun am Auto und verabschiede mich von allen. Papa ist noch immer nicht glücklich, dass ich zurück gehe, aber er versteht, dass ich schon alleine wegen des Studiums muss.
Mama heult wie ein Schlosshund. "Ich werde dich vermissen. Danke für alles." Flüstere ich ihr ins Ohr und ihr weinen wird noch heftiger.
Dann steige ich ins Auto. Während Hugo losfährt, schaue ich nochmals zurück. Es ist ein komisches Gefühl zu gehen, da ich immer noch das Gefühl habe, sie verheimlichen mir etwas.
Am Flughafen angekommen, will ich schnell aus dem Auto aussteigen. Ich weiß nicht, wie ich mich von Hugo verabschieden soll. Doch er steigt ebenfalls aus und läuft mit zum Schalter. "Also dann. Danke fürs Fahren." Sage ich schnell und klammere mich an meine Tasche. "Gerne. Ich melde mich dann bezüglich der Hochzeitsplanung." Sagt er nervös. Moment mal was? "Hochzeitsplanung." Wiederholt er. "Dein Vater wollte es dir sagen. Ich habe dir in Italien einen Antrag gemacht, an dem Abend als wir...." Stammelt er rum und weicht meinem Blick auf. "Hugo.. ich... Es tut mir leid. Ich weiß es nicht mehr." Antworte ich verwirrt. Wie zur Hölle soll ich da wieder raus kommen? Er kann mir ja viel erzählen. Gerade als ich ihm ein paar Takte dazu sagen will, höre ich meinen Aufruf für den Flug. "Ok. Wir telefonieren." Sage ich schnell und nehme meine Füße in die Hand und flüchte. Spinnen denn jetzt alle? Verdammt.
Erschöpft sitze ich im Flugzeug. Zeit wieder in mein altes Leben zurück zu gehen. Ich werde diese bescheuerte Sache mit der Hochzeit einfach aussitzen. Wenn ich auf keinerlei Nachrichten von Hugo antworte, wird er es wohl kapieren.
Zuhause angekommen säufze ich glücklich auf. Endlich Ruhe. Endlich wieder Luft zum atmen. Ich genehmige mir erstmal eine entspannte Dusche und anschließend kuschel ich mich aufs Sofa. Komisch, irgendwie ist hier mehr Deko und Kissen als sonst. Hab ich das vor meinem Abflug gekauft? Um nicht auf einmal von einer fremden Mitbewohnerin überrascht zu werden, schaue ich in das freie Zimmer. Doch es ist bis auf die Möbel leer. Mmmh, vielleicht hatte ich wirklich vor der Abreise einen Dekoflash. Egal. Schön sieht's auf jeden Fall aus.
Am nächsten Tag schreibe ich meinen Onkel, dass ich ab nächster Woche wieder arbeiten kann. Er freut sich und teilt mich direkt ein. Dann heißt es erstmal Unikram auf Fordermann bringen.
Die ersten Tage wieder in der Uni sind echt hart. Auch wenn meine Kommilitonen mir alle Notizen zur Verfügung stellen, ist es eine Menge Stoff der mir entgangen ist. Verdammt, das heißt wohl Nachtschichten. Aber für meinen absoluten Traumjob werde ich das machen. Ich habe so hart dafür gekämpft überhaupt in L.A. studieren zu dürfen, da werde ich jetzt bestimmt nicht aufgeben.
Nach meiner ersten Schicht im Hotel kämpfe ich mich erschöpft in den Diner Gegenüber. Maureen, die Besitzerin ist toll. Sie hat immer ein offenes Ohr und spendiert so manchen Schokomuffin. Die Glocke an der Tür klingelt, als ich in das Diner trete. "Rosa... Oh mein Gott. Du bist wieder hier?" Kommt sie auf mich zugestürmt und nimmt mich in den Arm. "Ja. Wo sollte ich sonst sein." Antworte ich perplex. "Wir haben uns alle solche Sorgen um dich gemacht. Erinnerst du dich wieder an alles? Claire macht sich solche Sorgen." Plappert sie weiter und ich verstehe nur Bahnhof. "Claire?" Frage ich verwirrt. "Oh.." entgegnet mir Maureen. "Eh ja... Also sie war kurzzeitig deine Mitbewohnerin. Sie hat bei mir gearbeitet. Jetzt ist sie wieder in Italien. Stell dir vor, sie hat geheiratet und ich wurde mit einem Privatjet eingeflogen." Erzählt sie stolz. Total überfordert verlasse ich das Diner. Ich hatte eine Mitbewohnerin, die jetzt in Italien wohnt? Das kann doch kein Zufall sein. Aufgebracht versuche ich Alvero zu erreichen. Doch er geht, wie die letzten Wochen, nicht ans Telefon.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...