Teil 42

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Rosa

Scheiße scheiße scheiße. Mein Vater lässt mich tatsächlich überwachen. Er spinnt doch. Eiskalt erzählt er mir am Telefon, dass einer seiner Leute mich am Strand mit einem Mann beobachtet hat. Er war außer sich vor Wut, hat mich als Schlampe und Betrügerin beschimpft. Ich musste so mit den Tränen kämpfen, jedoch wollte ich mir vor Mario nicht die Blöße geben. Was denkt er denn sonst von meiner Familie?

Auf dem Weg zum Hotel fällt mir natürlich der graue Toyota auf, der schon vor meiner Wohnung geparkt hat. Papa war deutlich. Sollte ich mich noch länger mit diesem Mann treffen, lässt er ihn aus dem Weg räumen. Schließlich wäre ich mit Hugo verlobt. Beiläufig hat er mir noch erklärt, dass die Hochzeit in drei Wochen stattfinden soll. Ich habe doch niemals zugestimmt.

Völlig überfordert von der Situation, schnauze ich Mario im Hotel an. Schweren Herzens muss ich mir wohl eingestehen, dass ich ihn nicht mehr sehen darf. Ich will nicht, dass ihm was passiert. Ich könnte gerade heulen. Doch ich beiße meine Zähne zusammen. Ich muss mir erstmal einen Plan überlegen, wie ich die Hochzeit verhindern kann.

Wie in Trance arbeite ich alle Zimmer ab und sehe dann schnellmöglichst zu, dass ich aus dem Hotel verschwinde. Gerade als ich in den Mitarbeiteraufzug steigen will, packt mich eine Hand und zieht mich mit sich. Mario. "Verdammt. Was soll das?" Fauche ich ihn an. Mit finsterer Mine schaut er mich an. So kenn ich ihn gar nicht. "Du machst mir Angst." Zisch ich ihm zu, doch unbeirrt läuft er weiter... Und ich hinterher.

Plötzlich finde ich mich in seinem Zimmer wieder. Er schmeißt mich aufs Bett und funkelt mich wütend an. "Was ist los? Was sollte die Ansage heute morgen? War das gestern alles gelogen? Wolltest du nur Sex oder was?" Knurrt er aufgebracht. Mir ist das alles zu viel. Ich will einfach nur nach Hause. "Ich kann das nicht. Es tut mir leid." Versuche ich mich raus zu reden. Er knurrt ein weiteres Mal. "Wem willst du was vor machen? Der Sex war der Wahnsinn. Du hast das doch auch gespürt. Da ist doch mehr zwischen uns?" Verdammt, er klingt so verzweifelt.

Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich will ihn doch nur beschützen. Daher greife ich zu einer fiesen Lüge. "Hör zu. Es war ganz nett. Aber es war nur Sex. Ich wollte endlich mal wieder ordentlich durchgevögelt werden.... Und du warst halt gerade zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Knall ich ihm um die Ohren. Bäm das hat gesessen. Bei jedem Wort aus meinem Mund brach sein Herz und auch meins. Verzweifelt und völlig verwirrt starrt er mich an. "Das ist nicht dein Ernst? Su lügst doch." Flüstert er. In seiner Stimme schwingt pure Verzweiflung mit. Ich kann nicht mehr. Ich muss hier raus. Schnell spring ich auf und laufe zur Tür. Er hält mich nicht auf. Angewurzelt steht er noch an Ort und Stelle und starrt auf das Bett wo ich saß.

"Pass auf dich auf." Wispere ich ihm zu, ehe ich aus dem Zimmer flüchte. Da gerade kein Bus kommt, laufe ich nach Hause. Ist mir vollkommen egal. Ich muss einfach weg.

Doch Zuhause angekommen, begreife ich erst was ich getan habe. Ich habe ihn so sehr verletzt. Scheiße. Weinend lass ich mich ins Bett fallen. Das war ein Fehler, denn es riecht nach ihm. Verzweifelt schreie ich meine Wut raus, was mir laute Beschwerden der Nachbarn einbringt.

Den Rest des Tages verkrieche ich mich im Bett. Die Vorlesungen lass ich sausen. Wenn ich wirklich Hugo heiraten soll, dann ist mein Studium eh für die Katz. Aber was zur Hölle bezweckt mein Vater damit? Ich greife zu meinem Handy und wähle den einzigen Kontakt aus, der mir jetzt noch helfen kann. Mein Bruder Alvero. Doch mal wieder geht er nicht dran. So eine verfluchte Scheiße. Ich will doch einfach seine Stimme hören, die mir erklärt, dass das ganze ein riesen Scherz von meinem Vater ist. Aber das ist es nicht. Er meint es ernst. Ich soll Hugo heiraten und wenn ich Mario wieder sehe, lässt er ihn umbringen.

Die nächsten zwei Tage melde ich mich krank. Weder zur Uni noch zu Maureen gehe ich. Doch nachdem meine Tante mich gebeten hat, noch eine Vertretung zu übernehmen, da drei Leute ausfallen, kann ich wohl nicht anders.

Als am Morgen der Wecker klingelt kämpfe ich mich regelrecht aus dem Bett. Zieh es einfach durch und geh Mario aus dem Weg. Während ich die Zimmer reinige, kommt mir eine üble Idee. Was ist, wenn Mario abgereist ist? Ich meine die Ansage war deutlich also was will er dann noch hier?

Voller Überzeugung, dass Mario abgereist ist, betrete ich den Flur auf seiner Etage. Ich muss mich davon überzeugen, dass er weg ist. Oder hoffe ich tief in meinem Herzen, dass er noch da ist? Ich meine, er ist ja nicht wegen mir hier. Er will ja Urlaub in Los Angeles machen. Also stehe ich vor seiner Tür und bekomme Schiss. Was wenn er da ist? Was, wenn er nicht mehr da ist?

Dann verlässt mich der Mut. Ich drehe mich um und gehe. Doch kaum bin ich ein paar Meter gegangen, höre ich, dass  eine Tür geöffnet wird. "Wo zum Teufel glaubst du gehst du hin?" Höre ich die viel zu bekannte Stimme. Diese raue sexy Stimme, die mir unter die Haut geht.

Langsam drehe ich mich um. Verdammt. Da steht er. Wie immer lässig in Shorts und T-Shirt. Halleluja und es reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich kann mich nicht von ihm fernhalten. Es geht einfach nicht. Da sind schon so viel Gefühle. Ich will sie nicht unterdrücken und mein Leben mit Hugo verbringen. Aber wie erkläre ich es ihm ohne dass er reiß aus nimmt? Ich kann nicht einfach zu ihm gehen und sagen, hey mein Dad leitet ein Kartell, er bringt dich um, wenn wir zusammen sind. Scheiße.

Doch gerade in diesem Moment bin ich egoistisch. Ich kann nicht anders und springe ihm in die Arme. Sofort fängt er mich auf, trägt mich wie ein Äffchen ins Zimmer und legt mich auf dem Bett ab. Es ist so gut ihn wieder bei mir zu haben.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt