Rosa
Die Zeit hier auf der Farm tut mir gut. Auch dass meine Mama über alles Bescheid weiß hilft mir alles zu verarbeiten.
Jeden Morgen steht ich früh auf und helfe bei der Stallarbeit. Ich muss einfach immer was zu tun haben, egal was. Abends, wenn es nicht mehr so heiß ist, reiten Mama und ich immer aus. Wir reden über Gott und die Welt und von Tag für Tag wird es leichter. Ich habe Mario nicht vergessen. Er ist noch fest in meinem Herzen, aber die Schuldgefühle werden weniger.
Eines Abends kommt mein Vater mit einem grimmigen Gesichtsausdruck zum Essen. Meist ist dann ein Geschäft nicht so gelaufen, wie er es wollte. Daher denke ich mir nichts dabei. Nachdem wir Mamas Spezialitäten, die Pozole Suppe, gegessen haben, lehnt mein Vater sich in seinem Stuhl zurück und schaut mich an.
"Mi Mariposa, hast du mir vielleicht was zu sagen?" Fragt er ernst, und mir kommt fast das Essen wieder hoch. Da ich nicht weiß was ich sagen soll, bleibe ich ruhig und warte ab. Er schnaubt energisch auf. "Rosa Maria Sofia Fernandez, was hast du in Europa wirklich getrieben?" Knurrt er wütend. Hilfesuchend schaue ich zu meiner Mutter, aber sie schaut betreten auf ihren Teller. Na super. Plötzlich knallt es. Mein Vater schlägt mit der Faust auf den Tisch. "Rede!" Brüllt er. Ich zucke zusammen, so kenn ich ihn gar nicht. Zumindest nicht Mama und mir gegenüber. "Epifanio." Flüstert meine Mutter besänftigend und legt eine Hand auf seinen Arm. Es scheint zu funktionieren. Er atmet tief durch und schaut mich an. Es ist keine Wut die ich sehe, sondern Sorge. Mein schlechtes Gewissen meldet sich. "Ich hab doch von Mia erzählt. Meine Mitbewohnerin...." Beginne ich und blicke in das Gesicht meiner Mutter. Mit einem sanften Lächeln spricht sie mir Mut zu. "Es hat sich rausgestellt, dass sie Claire heißt. Die Tochter von Henri Delamare, dem französischen Mafia Boss. Er hat sie entführt. Ich habe ihrem Verlobten bei der Befreiung geholfen, bin anschließend mit nach Italien... Dort kam es zu einer Schießerei. Claire's Bruder und Vater sind Tod.... Und auch ein guter Freund von mir." Erkläre ich schnell. Wobei die letzten Worte fast durch Tränen verschluckt werden.
Einige Augenblicke schaut mein Vater mich an. Er scheint alles verarbeiten zu müssen. "Warum hast du dich in Gefahr gebracht, mi Mariposa?" Fragt er schließlich sanft. "Weil sie meine Freundin ist." Schniefe ich.
"Mmmh." Brummt mein Vater. "Na dann passt es ja gut, dass Enzo Mancini und seine Frau Claire vor haben uns zu besuchen." Sagt er schließlich und blickt mich an. "Der Enzo Mancini. Das hast du wohl gerade vergessen zu erwähnen." Fährt mein Vater fort und es bildet sich ein kleiner Grinsen in seinem Gesicht. "Äh, ja. Genau. Enzo ist der Padre von Italien." Grinse ich nun ebenfalls. "Aber warte... Was? Sie kommen? Sie kommen hier her?" Frage ich irritiert. "Mmh. Er hat sich für übermorgen angekündigt." Informiert mein Vater uns. Verwirrt schaue ich zwischen Mama und Papa hin und her. Meine Mutter lächelt mich an. "Das ist doch toll. Ich freue mich sie kennenzulernen." Sagt sie in ihrer üblichen freundlichen Art. "Hat Enzo gesagt, wer alles kommt?" Frage ich betont beiläufig. "Nein. Er meinte nur zu viert. Warum?" Bei seiner Frage schaut er mich misstrauisch an. "Nur so. Ich geh dann noch ein bisschen zu Speedy und Gonzalez." Rufe ich bereits auf dem Weg nach draußen.
Das muss ich erstmal verarbeiten. Claire kommt. Enzo auch... Und Mario? Kommt er auch? Ich lasse mich in der Box von meinen Eseln nieder und gehe meinen Gedanken nach. Was ist, wenn Mario plötzlich vor mir steht? Was ist, wenn er nicht mit kommt, weil er mich nicht sehen will. Mist. Verdammt. Das ganze wirft mich total aus der Bahn.
Als es bereits dunkel ist, krieche ich in mein Bett. Noch immer kreisen meine Gedanken um den Besuch. Was wollen sie überhaupt hier?
Egal was, in 48 Stunden werde ich es wohl wissen. In der Nacht träume ich komisches Zug. Die Gesichter von Matteo und Mario verschwimmen immer wieder. Mal ist es Matteo der blutend zusammen sackt, mal ist es Mario. Schweiß gebadet wache ich auf.
An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Daher quäle ich mich aus dem Bett und setzte mich auf die Veranda. Einer meiner Lieblingssorte auf der Farm. Von hier hat man einen super Ausblick auf den Sonnenaufgang.
Müde und in Gedanken verloren bekomme ich gar nicht mit, wie sich Hugo neben mich auf den Schaukelstuhl setzt. Er ist ein enger Vertrauter meines Vaters. Ich kenne ihn schon aus Kindertagen, da er so alt wie mein ältester Bruder ist und sein bester Freund. "Guten Morgen Sonnenschein." Begrüßt er mich lächelnd. Kurz zucke ich zusammen. Doch sein breites Lächeln bringt mich ebenfalls zum grinsen. "Morgen. Hugo. Was machst du denn so früh hier draußen?" Erwidere ich. "Ich konnte nicht schlafen und habe dich aus dem Haus kommen sehen." Erklärt er und reicht mir eine heiße Tasse Kaffee. "Danke. Du bist der Beste." Sage ich und nehme die Tasse dankbar entgegen. "So... Bin ich das?" Witzelt er und zwinkert er mir zu. Flirtet der etwa mit mir? Ich fühle mich zwar geschmeichelt, weiß aber nicht so recht, was ich davon halten soll. Daher lächel ich verlegen, antworte aber nicht. "Rosa..." Beginnt er und räuspert sich verlegen. Interessiert beobachte ich ihn. Er sieht wirklich nervös aus und streicht sich durch seine dunkeln, schulterlange Locken. Sie erinnern mich an Matteo. "Also... Ich freue mich, dass du mal wieder hier bist." Führt er fort. Oh nein. Ist es das, was ich denke? "Also..." Presst er raus und atmet hörbar. "Würdest du mit mir ausgehen?" Fragt er nun wirklich das, was ich befürchtet habe. Oh nein. "Hugo... Ich.." beginne ich und schaue wohl ziemlich gequält. Daher stoppt er mich. "Es ist okay, wenn du nicht willst. Ich dachte halt nur du bräuchtest etwas Ablenkung. Du siehst so traurig aus." Erklärt er. Mitleid also. Na vielen Dank. Wobei Ablenkung wäre toll. "Ich habe in Europa jemanden kennengelernt, aber es hat nicht funktioniert. Da knabbere ich noch etwas dran." Rechtfertige ich mich. Aber warum mach ich das? "Oh ok. Aber wenn du mal einfach nur alles vergessen willst, melde dich. Natürlich rein freundschaftlich. Wir könnten ausreiten." Schlägt er vor und lächelt mich offen an. Seine braunen Augen strahlen so viel Zuneigung und Ehrlichkeit aus, dass ich einknicke. "Ok
Ein Ausritt klingt toll. Heute Abend?" Frage ich ihn nun. Moment, frage ich jetzt nach einem Date. "Super." Grinst er und springt auf. Während er Richtung Stallungen läuft rufe ich noch hinterher: "Das ist kein Date!" Er dreht sich um und zwinkert mir zu. Was zur Hölle habe ich nur gemacht.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...