Teil 38

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Rosa

Verdammt. Was mach ich hier? Ich sitze in einem Riesenrad und küsse einen fremden Typen. Naja nicht ganz fremd. Wir haben uns ja jetzt schon ein wenig kennengelernt. Es sind war nicht mal zwei Tage, aber ich fühle mich mit ihm verbunden. Komisch, sowas hatte ich noch nie. Ich küsse auch nicht einfach jemanden. Aber verdammt, er küsst so gut. Mein ganzer Körper kribbelt und ich habe bereits ein paar Schmetterlinge im Bauch.

Wir werden schließlich von einem Räuspern unterbrochen. Tatsächlich sind wir bereits unten wieder angekommen und der Mitarbeiter bittet uns nun freundlich auszusteigen. Was gar nicht so einfach ist mit diesem Esel. Also, ich meine natürlich das Stofftier.

Wir schlendern nochmal über den kompletten Pier. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Mario auch nicht möchte, dass der Abend endet. Ich definitiv auch nicht, aber ich muss morgen früh wieder ins Hotel. Oh Gott. Zu ihm. Dann bin ich wieder das Zimmermädchen. Schnell schüttel ich meine Gedanken ab.

"Darf ich dich nach Hause bringen? Du müsstest sonst bestimmt ein eigenes Busticket für deinen neuen Freund lösen." Spaßt Mario rum. Er spürt wohl mein zögern, daher nimmt er mein Gesicht in seine Hände und schaut mir fest in die Augen. "Nur nach Hause bringen. Ohne Hintergedanken." Raunt er mir zu. Ich lege mich in seine Berührung und genieße seine Hände auf mir. Hab ich schon gesagt, was für ein toller Kerl er ist?

"Ok." Antworte ich mit einem Kloß im Hals. Ich gebe ihm meine Adresse, die er sofort ins Navi speichert. Während der Fahrt tauschen wir immer wieder schüchterne Blicke und lächeln uns an. Sein Blick geht oft zu meiner Hand, die ich nervös in meinen Rock kralle. Würde er gerne Händchen halten? Ach Quatsch. Dafür ist er nicht der Typ.

Zuhause angekommen, hält er mir galant die Tür auf und begleitet mich bis zur Wohnungstür. Was erwartet er? Will er doch mit rein? Will ich das? Bevor mein Bauchgefühl gewinnt, sage ich schnell. "Also. Danke für den schönen Abend. Ich glaube mein Esel muss dringend schlafen." Oh Gott. Was rede ich da? Innerlich schlage ich mir gerade auf die Stirn. Doch Mario scheint es nicht zu stören, er grinst breit. Halleluja, diese Grübchen. Zu gerne würde ich diese jetzt küssen. Halt! Stopp! Verdammt ich muss mich echt bremsen. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Wange und wispere "Schlaf schön." Er grinst schief und geht ein paar Schritte rückwärts. "Du auch. Principessa." Und zwinkert mir zu.

Ich sehe zu, dass ich schleunigst in die Wohnung komme, bevor mein Bauch beziehungsweise mein Unterleib gewinnt. Schnell schließe ich die Tür und lehne mich dagegen. Mein Herz rast wie nach einem Marathon. Verdammt Rosa. Was machst du hier? Es ist weder Mario noch Hugo gegenüber fair. Aber andererseits. Ich empfinde für Hugo nichts. Gar nichts. Grrrr. Verdammt.

Wütend über mich selbst schleudere ich meine Handtasche und den Esel aufs Sofa. Das Stofftier landet so, dass seine Kulleraugen mich anstarren. "Ja, verdammt. Ich weiß, er ist süß." Sage ich zu dem Esel, der mich aus einer Mischung von Mitleid und Belustigung ansieht. Aaah jetzt rede ich schon mit einem Stofftier.

Genervt von mir selbst und meinen wirren Gedanken gehe ich ins Bett. Doch an Schlaf ist nicht zu denken. Immer wieder spiele ich den Abend im meinem Kopf ab. In Gedanken versunken lege ich meine Finger auf meine Lippen und denke an den Kuss. Er war so gut. Als ich dann schließlich schlafe, kommen die Bilder wieder. Die Augen, der Körper mit den Tattoos.

Gerädert von der Nacht schleppe ich mich zur Arbeit. Zum Glück hat Tante Violetta für mich Ersatz gefunden, sodass ich nicht zu Mario muss. Glück? Oder eher Pech? Ich weiß es nicht. Ich bin so verwirrt. Ich stürze mich in meine Arbeit und bin schließlich froh, als alle Zimmer fertig sind. Immer wieder schaue ich über meine Schulter, weil ich denke, nein wünsche, Mario stünde plötzlich hinter mir. Doch, das tut er natürlich nicht.

Nach meiner Schicht gehe ich seit langem mal wieder ins Diner. Seitdem Maureen von meiner Mitbewohnerin erzählt hat, die ich nicht mehr kenne, war ich nicht mehr da. Ich fand es irgendwie unheimlich, dass sie Dinge weiß, die ich nicht mehr weiß. Aber das muss sich ändern. Vielleicht hilft es mir ja mein Gedächtnis wieder zu finden.

Maureen winkt mir sofort freudig zu, als ich das Diner betrete. Ich setze mich an den Tresen und warte, dass sie Zeit hat. Heute steppt jedoch der Bär, sodass ich wohl kaum mit ihr in Ruhe reden kann. Sie schiebt mir einen Kaffee und ein Teller Pancakes rüber und lächelt mich an. Lecker. Die Pancakes sind einfach die Besten.

Gerade als ich bezahlen will, kommt Maureen zu mir. "Sorry unsere Aushilfe hat uns mal wieder hängen lassen. Wie geht es dir?" Fragt sie lächelnd, aber auch etwas abgehetzt. "Gut soweit. Viel zu tun in der Uni." Erkläre ich kurz. Maureen wischt sich den Schweiß von der Stirn. "Aha." Sagt sie fahrig. "Geht es DIR gut?" Erkundige ich mich. "Ja. Ich brauche nur eine Pause." Stöhnt sie. "Seit heute morgen bin ich hier alleine." Fährt sie fort. "Also, ich habe heute keine Vorlesung. Lernen kann ich auch heute Abend. Also, ich könnte helfen." Biete ich sofort an, denn ich mache mir Sorgen um Maureen, die mich gerade mit großen Augen anschaut. "Wirklich?" Fragt sie überrascht. "Klar kein Problem." Zwinkere ich ihr zu und hüpfe vom Barhocker. Schnell hat Maureen mir alles erklärt. Ich verfrachte sie kurzerhand an einen Tisch, stelle ihr ein Glas Wasser hin und mache mich an die Arbeit.

Stunden später wird es nach dem Mittagsansturm endlich ruhiger. Maureen sieht auch wieder erholt aus. Gerade, als ich den letzten Gast abkassiere, öffnet sich die Tür. Wie erstarrt bleibe ich stehen. Unsere Blicke treffen sich und mein Herz macht etliche Purzelbäume. Verdammt sieht er wieder gut aus in seiner kurzen Stoffhose und diesem Poloshirt, was an seinem Armen etwas spannt. Halleluja. Rosa reiß dich zusammen. Ich glaube ich sabber. Mario grinst wissentlich und setzt sich auf einen Barhocker, jedoch ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Mit gezückten Stift und Block laufe ich so souverän wie möglich auf ihn zu. "Herzlich Willkommen. Ich bin Rosa. Was kann ich für Sie tun?" Grinse ich ihn an. "Hallo Rosa. Ich hätte gerne einen Schoko Milchshake. Ich habe gehört, der soll hier unschlagbar lecker sein." Grinst er mich breit an. Ich nicke und gehe, um die Bestellung abzugeben. Mit dem Rücken zu ihm atme ich einige Male durch. Er ist hier. Verdammt. Reiß dich zusammen.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt