Mario
Rosa hier bei mir zu haben, macht mich wirklich froh. Sie hat nach einem Kuss gefragt, den ich ihr natürlich nicht verwehrt habe, aber ich habe gespürt, dass sie einen inneren Krampf austrägt. Aber es ist doch ganz natürlich, dass sie Zeit braucht. Sie hat sogar mit Claire telefoniert. Dabei habe ich sie genau beobachtet. Mir scheint es, als ob sie in der Zeit alles um sich herum vergessen hat. In den paar Minuten war sie wieder die alte... Die lustige, freche und selbstbewusste Rosa in die ich mich verliebt habe. Aber nach dem Gespräch war sie erschöpft und wieder in sich gekehrt. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es mich nicht verletzt. Aber hey, ich darf bei ihr sein. Das ist doch schon mal was.
Nach dem Gespräch hat Rosa eine ganze Zeit geschlafen und ich habe in der Zeit mit Maria, Alvero und Filippo gesprochen. Maria will wieder nach Mexiko und Carlos unterstützen. Außerdem findet ja noch die Beerdigung von Epifanio und Javier statt. Alvero will definitiv nicht zurück. Anscheinend planen er und Filippo eine gemeinsame Zukunft. Das freut mich wirklich sehr.
Doch was ist mit Rosa? Was will sie machen? Ich denke, es wird sie überfordern, wenn ich sie jetzt schon darauf anspreche. Daher werde ich das Thema erstmal Ausklammern. Auch wenn es mir schwer fällt. Ich würde Rosa gerne direkt mit nach Italien nehmen und ihr dort helfen wieder auf die Beine zu kommen.
Anscheinend hatten die Krankenschwestern Mitleid mit mir und haben mir jetzt ein richtiges Bett in Rosa's Zimmer gebracht. Gerade komme ich aus dem Bad und sehe Rosa beim schlafen zu. Trotz ihrer Verletzungen ist sie die schönsten Frau, der ich je begegnet bin. Ich liebe sie wirklich sehr. Noch nie ist mir jemand so unter die Haut gegangen. Plötzlich wird Rosa unruhig. Sie träumt wieder schlecht. Sofort bin ich bei ihr und greife nach ihrer Hand. "Ssh. Es wird alles gut." Flüstere ich ihr immer wieder zu. Einige Minuten später schläft sie wieder friedlich. Also lege ich mich in mein Bett und schaue Rosa beim schlafen zu. Doch zum schlafen komme ich gar nicht. Immer wieder bekommt sie Alpträume, schreit und schlägt um sich. Was kann man da bloß gegen tuen?
In dieser Nacht habe ich kaum ein Auge zu bekommen. Erschöpft schlurfe ich bis zur Cafeteria und hole uns große Becher Kaffee und diese leckeren Donuts. Als ich gerade wieder in Rosa's Zimmer gehen will, sehe ich Enzo bei ihr. Ich will nicht stören, daher schließe ich die Tür. Doch nicht bevor ich noch aufschnappe "Er sollte sich eine andere suchen. Bitte schick ihn unter Vorwand zurück nach Italien." Bittet Rosa Enzo. Fuck Fuck Fuck. Sie will mich also loswerden.
Unentschlossen, was ich jetzt mache, stehe ich vor ihrem Zimmer. Einge der Krankenschwestern lächeln oder zwinkern mir zu. Wie plump kann man sein. Sie wissen doch, dass ich zu Rosa gehöre. Doch bevor ich mich da reinsteigern kann, kommt Enzo aus dem Zimmer. Seine Miene ist unlesbar. Als er mich vor der Tür sieht, atmet er geräuschvoll durch. "Hey." Sagt er und weicht meinem Blick aus. "Ich wollte nur kurz nach Rosa sehen und mich verabschieden." Beginnt er. Abwartend nicke ich nur. "Ich weiß, es ist ein blöder Zeitpunkt, aber es wäre gut, wenn du mit fliegst. Es stehen einige wichtige Geschäfte an und Filippo hat um Urlaub gebeten, da er Alvero zu den Beerdigungen begleitet und dann bei dem Umzug von Mexiko nach Italien hilft." Erklärt er. Einige Augenblicke schaue ich ihn sprachlos an. Er macht es wirklich. "Echt jetzt?" Frage ich ihn entgeistert. Seine Gesichtszüge entgleisen kurz, jedoch fängt er sich schnell wieder. "Du gehst Rosa's Bitte nach? Und was ist mit mir?" Sage ich angespannt. Enzo bekommt große Augen. "Du hast uns gehört?" Schlussfolgert er. "Ja. Und das du mir so eine plumpe Ausrede auftischt, finde ich ziemlich mies." Entgegne ich ihm. "Ich werde sie jetzt definitiv nicht alleine lassen." Füge ich noch hinzu. "Ich weiß." Stöhnt Enzo angespannt und kneift sich in die Nasenwurzel. "Das habe ich ihr auch gesagt. Aber ich habe ihr versprochen, dass ich es zumindest versuchen werde." Sagt er und zuckt entschuldigend mit der Schulter. Jetzt bin ich es der blöd aus der Wäsche guckt. "Was soll ich bloß tun, wenn sie mich nicht hier haben will?" Frage ich resigniert. "Bleib dran. Gibt ihr Zeit, aber zeig ihr, dass sie immer auf dich zählen kann." Rät er mir und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. "Ich muss jetzt los. Ich fliege Linie, da die Jungs meinen Privatjet genommen haben." Lacht er, was mich ebenfalls laut auflachen lässt. Der große Boss fliegt in einem normalen Flugzeug zwischen normalen Passagieren. "Ich weiß... Klingt bescheuert, aber ich will zu meiner Familie." Erklärt er sich. "Das verstehe ich doch. Grüß mir den Kleinen und seine Mama." Sage ich zum Abschied. "Kopf hoch. Ihr packt das. Rosa ist bei uns immer willkommen, also schnapp sie dir und bring sie nach Hause." Ruft er mir noch zu und verschwindet durch die Flügeltür.
Ich atme nochmals durch und betrete Rosa's Zimmer. Erwartungsvoll sieht sie mich an. Innerlich brodelt es, da sie mich loswerden will. Aber mein Verstand verzeiht ihr. Sie meint es gut und möchte niemanden zur Last fallen. "Falls du denkst, dass ich gehe...muss ich dich leider enttäuschen." Platzt es doch etwas wütender raus als beabsichtigt. Rosa schaut auf ihre Hände. "Ich möchte nicht, dass du aus Mitleid oder Mitgefühl hier bei mir bleibst. Italien ist deine Heimat. Der Abschied stand doch so oder so fest." Nuschelt sie in sich rein. Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante und hebe noch vorsichtiger ihr Kinn mit einem Finger an. "Baby. Schau mich an. Ich bin weder aus Mitleid noch aus Mitgefühl bei dir. Ich liebe dich. Ich möchte eine Zukunft mit dir und wenn das bedeutet hier im Krankenhaus Händchen zu halten, dann ist das so." Erkläre ich ihr. Langsam dringen meine Worte in ihrem Verstand vor. In ihren Augen bilden sich Tränen. "Ich bin nicht mehr die Rosa von letzter Woche. Ich werde Narben behalten am Körper und auf der Seele. Außerdem..." Rosa schluckt schwer. "Ich werde dir keine Kinder schenken können." Erklärt sie und weitere Tränen laufen ihre Wangen hinunter und tropfen auf unsere Finger, die ineinander verschränkt sind. "Hey... Du bist und bleibst für mich die schönste Frau der Welt. Du bist so stark und klug. Mit Hilfe wirst du deine inneren Narben lernen zu akzeptieren und dabei möchte ich dir helfen. Was die Kinder angeht, gibt es ja noch andere Möglichkeiten. Doch das hat Zeit. Erstmal geht es um dich." Versuche ich sie zu beruhigen, was auch anscheinend funktioniert. Daher nutze ich die Chance. "Komm mit mir nach Italien. Du kannst auch dort studieren. Ich möchte nicht mehr von dir getrennt sein." Frage ich sie mit wild klopfendem Herzen. Rosa schaut mich mit großen Augen und weit geöffneten Mund an.
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Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!
RomanceMario ist mit seinem Leben als Fahrer des italienischen Padre, Enzo Mancini, zufrieden. Er liebt Autos, Aktion und Frauen. Doch aus heiterem Himmel kommt Rosa in sein Leben. Die quirlige Tochter des mexikanischen Kartellboss. Kann das gut gehen? Ode...