Teil 66

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Mario

Nachdem ich ein wenig geschlafen habe, komme ich völlig verpeilt in die Küche. Sophia grinst mich breit an. "Ach, schön dass du wieder da bist. Essen ist bald fertig. Wo ist Rosa?" Fragt sie. "Ich denke sie ruht sich aus. Der Flug war wahrscheinlich echt anstrengend." Erkläre ich ihr und nehme mir eine Cola aus dem Kühlschrank und mache mich auf dem Weg zu Enzo. Ich will mich unbedingt für seine Großzügigkeit und Hilfe bedanken.

Als ich gerade anklopfen will, öffnet sich die Tür. Dieser Dr. Morganti steht vor mir und grinst mich an. "Ciao." Sagt er mit seinem perfekten Zahnpasta-Lächeln und geht an mir vorbei. Dieser Schnösel. Ich weiß noch nicht, was ich von ihm halten soll.

Enzo sieht mich und ruft mich direkt zu sich. "Hey, setz dich doch. Konntest du dich etwas ausruhen?" Erkundigt er sich. "Ja und die heiße Dusche tat auch gut." Antworte ich und überlege gleichzeitig, wie ich ihn nach diesem Doc befragen kann. "Spuck's aus, Mario." Grinst Enzo mich an. Natürlich hat er mich sofort durchschaut. "Was ist das für ein Arzt? Wo hast du den aufgetrieben?" Frage ich gerade heraus. Soll er doch merken, dass ich skeptisch bin. Enzo grinst schief und schaut mich an. "Ich habe ihn vor ein paar Wochen eingestellt." Beginnt er und ich runzel die Stirn. "Wieso vor ein paar Wochen? Da war mit Rosa noch alles in Ordnung." Äußere ich mich skeptisch. "Ich habe ein Frauenhaus eröffnet. Für misshandelte Frauen und Mädchen. Er leitet das medizinische Team. Er ist sowohl Psychologe als auch Notfallmediziner." Erklärt Enzo mir ruhig. Ich glaube gerade fällt mir die Kinnlade herunter. "Oh. Mmh cool, dass du sowas machst. Na... Dann kennt er sich ja aus..." Stammel ich blöde. "Ja. Und ich habe gedacht, Rosa wird vielleicht um einen Psychologen einen großen Bogen machen, sodass er die Therapiegespräche in die normalen Untersuchungen langsam mit einbauen kann." Fährt Enzo weiter fort. "Ich weiß echt nicht was ich sagen soll. Das ist echt toll. Danke, Enzo. Echt. Ich bin dir für deine Hilfe bei der Rettung und auch jetzt so dankbar." Gebe ich zu und muss mir ein paar Tränen verkneifen. "Kein Ding. Ich helfe gerne. Außerdem gehört sie doch zur Familie." Zwinkert er mir zu. "Also.... Dann würde ich morgen wieder arbeiten." Sage ich schnell um das Thema zu wechseln. Enzo mustert mich scharf. "Du solltest für Rosa da sein." Entgegnet er mir. Ich schnaube frustriert. "Würde ich gerne. Aber... Sie wendet sich ab und ich will ihr nicht auf die Nerven gehen. Sie ist so komisch zu mir." Erkläre ich, wobei ich den letzten Satz eher frustriert säufze. "Das wird schon. Sie braucht Zeit. Und mit dem Doc, dir und Claire wird das schon." Sagt er zuversichtlich. "Dann plane ich dich immer wieder ein, gebe dir aber auch zwischendurch Leerlaufzeiten für Rosa. Einverstanden?" Schlägt er vor. Und mal wieder zeigt es sich, was für ein toller Boss Enzo ist. "Klingt super. Danke." Antworte ich.

Vorsichtig öffne ich Rosa's Schlafzimmertür. Sie liegt auf dem Bauch im Bett und schläft. Ich habe jetzt zwar schon ein paar Mal ihre Verletzungen gesehen, aber es zieht mir jedes Mal den Boden unter den Füßen weg. Sie so schwer verletzt zu sehen, macht mich echt fertig. So gerne würde ich ihr ihre Schmerzen abnehmen. Meine tapfere Zicke. Schnell schließe ich die Tür und gehe ins Wohnzimmer. Dort erwartet mich ein lautes Babygeschrei. Claire sitzt auf dem Sofa und hat den kleinen Wonneproppen auf dem Arm. "Na wenn das nicht mein zukünftiger Boss ist." Lache ich. Claire dreht sich erschrocken um, lacht aber dann auch.

"Hey, wie geht's dir?" Fragt sie sofort. "Gut soweit." Antworte ich kurz und lenke sofort vom Thema ab. "Das ist also Riccardo. Hallo Großer. Nett dich kennenzulernen." Lache ich ihn an und Kitzel seinen kleinen Bauch. Verdammt ist das süß. Da geht mir glatt das Herz auf. Eigentlich war ich nie der Baby Typ. Aber der hier. Der ist echt Zucker.

Wenn ich mir vorstelle, sowas mit Rosa.... Vielleicht wäre es doch was für mich gewesen. Aber naja. Wir werden auch ohne Kinder glücklich oder sonst gibt es ja noch Adoption. Aber das hat noch lange Zeit.

Da das Abendessen fertig ist, gehen Claire, Riccardo und ich rüber in die Küche. Ich habe beschlossen Rosa schlafen zu lassen und ihr später was zu Essen hoch zu bringen. Wir sitzen mal wieder in der großen Runde zusammen. Der neue Doc ist auch dabei. Aber ich werde ihm eine faire Chance geben, nachdem was Enzo mir über ihn erzählt hat. Gerade meckert der kleine Padre ein wenig rum, da erstarrt Vito plötzlich und schaut zur Tür. Alle folgen seinem Blick. Rosa. Doch Rosa's Blick ist starr auf das Baby gerichtet. Verdammt. Wir haben gar nicht drüber gesprochen. Was muss sie jetzt wohl denken?

Wie von der Tarantel gestochen stürmt sie aus der Küche. Ich will natürlich sofort hinter ihr her, doch Claire hält mich zurück. "Ich mach das schon." Sagt sie und übergibt Riccardo Enzo. Dann verschwindet sie aus der Küche. Verzweifelt blicke ich ihr hinterher. "Sie macht das schon. Ein Gespräch von Frau zu Frau hilft immer." Zwinkert mir Sophia aufmunternd zu. Dann drücken wir mal die Daumen.

Unruhig sitze ich am Tisch und bekomme keinen Bissen runter. Mit einer Hand spiele ich die ganze Zeit mit der Gabel herum. Enzo beobachtet mich, sagt dazu aber nichts. "Also Dr. Morganti, was sind die ersten Schritte mit Rosa?" Fragt Enzo den Doc. Er kaut in Ruhe auf und nimmt sich so die Zeit zu überlegen. "Nun. Das liegt an ihr. Ich werde sie immer wieder zu Gesprächen animieren und motivieren. Mal schauen in wie weit sie sich darauf einlässt." Erklärt er sachlich. "Aber wenn sie sich verweigert. Was kann man dann machen?" Klinke ich mich in das Gespräch ein. Der Doc schaut mich nachdenklich an. "Du machst am besten gar nichts. Sei einfach für sie da und schaffe neue schöne Erinnerungen. Versuch sie nicht zu therapieren. Das könnte nach hinten los gehen." Sagt er in einem scharfen Ton. Ich weiß gar nicht warum er jetzt so blöde wird. "Ich mach mir doch nur Sorgen." Pampe ich zurück. Enzo knurrt auf. "Mario." Doch ich begegne seinen Blick und ziehe die Augenbrauen hoch. "Was? Ist doch wahr. Ich bin ihr Freund. Ich will ihr natürlich so gut es geht helfen." Erkläre ich mich. "Das ist auch löblich. Aber wenn sie das geschehene aufarbeitet, wird das ihre Beziehung belasten und sie sollten ihr daher eher stützend nicht therapierend zur Seite stehen." Informiert Rosa's Arzt mich. Genervt von seinem besserwisserischen Getue steht ich lauthals auf und beschließe ein wenig trainieren zu gehen.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt