Teil 27

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Mario

Alvero hält sich an sein Versprechen. Er schickt mir ständig Updates und sogar zwei Fotos. Ich vermisse Rosa so. Ihre kratzbürstige und auch ihre weiche Seite. Nachts träume ich von dem Sex im Meer und in der Scheune. So gerne möchte ich ihr Stöhnen hören und ihre Finger auf mir spüren.

Es sind jetzt bereits 5 Tage rum. Ich habe mich an mein Versprechen gehalten und bin kein einziges Rennen mehr gefahren. Auch im Job läuft es wieder besser. Enzo gibt mir wieder mehr Aufgaben. Vielleicht auch nur weil Vito und Mick nicht da sind, aber ich bin froh, dass ich was zu tun habe.

Gerade als wir beim Frühstückstisch sitzen, klingelt mein Handy. Alvero. Komisch er hat mich noch nie angerufen, immer nur geschrieben. Gespannt schauen alle auf mein Handy. "Ja?" Melde ich mich und mir schlottern die Knie. Hoffentlich geht es Rosa besser. "Hey Mario. Ich bin es." Flüstert er so leise, dass ich ihn fast nicht höre. "Hey," antworte ich. An der anderen Seite der Leitung ist es kurz ruhig, dann beginnt Alvaro zu sprechen. "Rosa's Werte sind stabil.... Mein Vater hat einen Arzt aus Mexiko kommen lassen."  Berichtet er und ich verstehe nicht. "Wir fliegen heute Abend zurück. Der Doc wird sie während des Fluges beaufsichtigen." Erklärt er und man hört das Bedauern in seiner Stimme. "Aber... Aber das geht doch nicht." Knurre ich. Alvero holt tief Luft. "Mit genügend Druckmittel geht es. Hör zu, ich bin davon auch nicht begeistert. Aber Papa hat sich durchgesetzt. Sie sind bis Mittag noch bei ihr, dann wollen sie packen. Wenn du dich verabschieden willst, sei um 15 Uhr da. Ich lass dich zu ihr damit du dich verabschieden kannst." Sagt er und legt auf ohne dass ich was sagen kann. Claire, die das Gespräch über Lautsprecher mitgehört hat, kämpft mit den Tränen. Auch Sophia und Enzo schauen ziemlich mitgenommen. Wütend schmeiße ich meine Kaffetasse an die Wand. "Nein." Brülle ich verzweifelt. Claire kommt zu mir und zieht mich in eine Umarmung. "Du wirst sehen, wenn es ihr besser geht, wird sie sich bei dir melden." Versucht sie mich zu beruhigen. Sie versucht es wahrscheinlich selbst zu glauben. Ich habe doch schon so überhaupt keine Chance mit ihr zu sprechen und alles zu klären. Verdammte scheiße.

Den gesamten Vormittag bin ich zu nichts zu gebrauchen. Als ich ins Auto steigen will, um mich von Rosa zu verabschieden, kommen Enzo und Claire zu mir. "Wir lassen dich nicht alleine." Wispert Claire und drückt aufmunternd meine Hand.

Gerade bin ich froh, dass ich nicht selbst fahren muss. Enzo übernimmt das heute, denn immer wieder verschwimmt die Sicht. Tränen rollen einfach meine Wangen hinunter. Innerlich schrei ich vor Schmerzen.

Am Krankenhaus angekommen, sammel ich mich nochmal. Am Eingang der Intensivstation wartet Alvero bereits auf uns. Zusammen gehen wir ins Zimmer. Rosa sieht schon viel besser aus. Einige Wunden sind bereits gut verheilt und sie hat wieder Farbe im Gesicht. "Warum ist sie noch nicht wach?" Erkundige ich mich. Alvero knirscht mit den Zähnen. "Papa lässt sie für den Transport noch in Narkose, damit sie mit ihren Beinen keine Schmerzen hat." Den letzten Teil setzt er in Anführungszeichen. Alles klar. Ihr Vater hat Angst, dass Rosa sich wehren könnte. Verdammt. Und wir können nichts machen.

Claire und Enzo verabschieden sich von Rosa und verlassen schon mal das Zimmer. So bin ich kurz mit ihr alleine. Ich habe ihr einen Brief geschrieben. Den verstecke ich in ihrer Tasche. Hoffentlich wird sie ihn finden und sich dann melden. Zum Abschied lege ich meine Lippen auf ihre Stirn. "Werde wieder gesund. Wir sehen uns ganz bald wieder, Baby. Ich liebe dich!"

Widerwillig verlasse ich das Zimmer. Claire nimmt mich fest in die Arme. Was sie immer hat mit dem knuddeln, aber gerade tut es gut. Ich verabschiede mich noch von Alvero und bedanke mich, dass er mir das hier ermöglicht hat. "Ich schreib dir weiterhin." Erklärt er und hebt zum Abschied die Hand.

Zurück Zuhause, gehe ich erstmal in den Fitnessraum und powere mich richtig aus. Verschwitzt und k.o. gehe ich zurück in mein Zimmer. Eine Nachricht auf meinem Handy blinkt. *Sind im Flugzeug. Melde mich, wenn wir landen. Kopf hoch. A.* Rosa's Bruder ist echt nett. Zum Glück kann ich so etwas Kontakt zu ihr halten.

Die Nacht ist schrecklich lang. Ich wälze mich hin und her, kann aber nicht schlafen. Meine Gedanken kreisen einfach um Rosa. So eine Scheiße.

So vergehen die nächsten zwei Tage. Immer wieder erwische ich mich dabei, aufs Handy zu schielen und auf eine Nachricht von Alvero zu warten. Gerade, als ich eine Lieferung für den Transport verlade, klingelt mein Handy. "Ja?" Melde ich mich direkt nach dem zweiten Klingeln. "Hey, ich bin's. Kannst du gerade sprechen?" Fragt Alvero. "Ja. Warum?" Frage ich irritiert. "Mmh, dann setz dich lieber." Beginnt er und durchs Telefon hört ich ihn schlucken. "Was ist los? Spuck's aus." Sage ich ungehaltener als beabsichtigt. "Rosa ist wach.... Aber... Sie kann sich an nichts erinnern. Sie hat die letzten Monate vergessen." Erklärt er und mir fällt das Telefon fast aus der Hand. "Wie... Wie meinst du das? Vergessen?" Frage ich mit zitternder Stimme. "Die Ärzte sagen, es besteht eine Chance, dass sie sich wieder erinnert, aber sicher ist es nicht. Im Moment kennt sie weder Claire noch dich." Führt er weiter aus. Mein Körper ist wie versteinert, ich kann nicht sprechen, nicht atmen und mich nicht bewegen. "Bist du noch dran Mario?" Fragt mich Alvero, aber mein Körper gehorcht mir gerade nicht mehr. "Eh.. ja... Okay. Ich melde mich, wenn es was neues gibt.... Mach's gut." Verabschiedet sich Alvero und legt auf.

Noch immer in Schockstarre steht ich in der Lagerhalle. Mein Körper hat sich runter gefahren. Schlägt mein Herz überhaupt noch? Ich spüre es nicht mehr. Ich spüre gar nichts mehr. "Mario? Hey Mario?" Höre ich eine Stimme und jemand schüttelt mich. Doch ich kann nicht reagieren. Ich bin wie in einer Blase. Alles hört sich komisch Dumpf an.

Irgendwann komme ich wieder zu mir. Ich sitze im Wohnzimmer, Claire sitzt neben mir und hält meine Hand. Alfred, Sophia, Enzo und Filippo stehen um mich herum. "Mario, hey. Was ist los?" Fragt Claire vorsichtig. Ich schlucke schwer. Tränen verschleiern meine Sicht. "Rosa hat uns vergessen." Bekomme ich gerade so raus gepresst. "Vergessen?" Wiederholt sie und lächelt irritiert. "Sie hat eine Amnesie. Die Ärzte wissen nicht, ob die Erinnerungen an uns wieder kommen." Erkläre ich und mir wird übel. Schnell eile ich ins Bad und kotze mir die Seele aus dem Leib. Mein letzter Lichtblick ist erloschen. Meine Rosa ist weg. Ich höre Claire im Wohnzimmer laut weinen. Ich kann jetzt nicht wieder zurück. Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel. Ich muss weg. Einfach weg und alles vergessen.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt