Teil 60

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Mario

Scheiße. Das ist verdammt viel, was Rosa alles erfährt. Immerhin scheint sie sich jetzt an die Zeit vor dem Autounfall zu erinnern. Aber die Freude darüber kommt nicht auf. Denn noch weiß sie nicht alles. Sie weiß nämlich nicht, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann und ob ihr die Vergewaltigungen bewusst sind, ist auch noch nicht klar. Sie wird viel Zeit brauchen, bis sie heilt. Nicht nur körperlich. Ich möchte ihr helfen das durch zu stehen, wenn sie mich lässt.

Als ich den Warteraum betrete, sitzen bei Maria und Alvero auch Filippo und Enzo. "Wart ihr die ganze Zeit hier?" Erkundige ich mich. "Ich war kurz zum Hotel und habe Leonardo und die Jungs verabschiedet. Sie sind alle wieder nach Hause. Ich soll dich grüßen... Und Rosa auch." Antwortet Enzo. "Das ist nett danke. Aber du solltest auch nach Hause, dein Kind und deine Frau warten." Sage ich schnell. Maria die uns zugehört hat, lächelt und gratuliert Enzo zum Baby. Dann wird sie traurig. Wahrscheinlich denkst sie gerade daran, dass Rosa das nie erleben wird. Ich weiß nicht mal, ob Rosa überhaupt irgendwann Kinder haben wollte. "Maria, Rosa möchte euch sehen." Informiere ich sie und blicke auch zu Alvero. Sofort springt Maria auf. Bevor sie durch die Tür gehen, fragt Alvero noch was sie alles weiß. "Das Javier und Epifanio Tod sind. Außerdem kann sie sich an die Zeit vor der Amnesie erinnern. Mehr weiß sie noch nicht." Kläre ich ihm auf. Bei der Information, dass sie sich erinnert, lächelt er kurz. Dann sind sie verschwunden.

"Hey, wie wäre es, wenn du ins Hotel fährst. Duschen und eine Mütze voll Schlaf täte dir gut." Rät Enzo mir. "Na komm, ich fahr dich." Fügt er noch hinzu. "Ich warte hier auf Alvero." Erklärt Filippo schnell. Ich bin wirklich ziemlich erledigt und habe das Gefühl ich mache einem Stinktier Konkurrenz. Daher willige ich ein.

Enzo hatte Recht. Sobald mein Kopf das Kissen berührt, schlafe ich erschöpft ein. Zwar schlafe ich nicht lange, aber nach einer heißen Dusche geht es mir einigermaßen gut. Enzo sitzt in der Lobby und telefoniert mit Claire. Sie will natürlich alles genau wissen. Während Enzo ihr die wichtigsten Dinge erzählt, schlurzt Claire laut auf. Noch immer kann ich das alles gar nicht glauben. Claire möchte bald mit Rosa telefonieren. Doch wir können nicht sagen, ob sie stabil dafür ist.

Enzo fährt mich schließlich zurück ins Krankenhaus. Maria und Alvero sitzen wieder auf den Stühlen. "Was ist los?" Frage ich besorgt. "Die Ärzte sind gerade bei ihr. Auch die Gynäkologin." Informiert Alvero mich und sieht bedrückt auf den Boden. Fuck. Dann wird sie wohl gleich wissen, dass sie keine Babys mehr bekommen kann. Ich muss zu ihr. Sie soll da nicht alleine durch. Ohne lange zu überlegen, stürme ich in das Zimmer. Natürlich protestieren die Ärzte, aber ich lasse mich nicht vertreiben und Rosa willigt ein, dass ich dabei bleibe.

Nach vielem medizinischen Kauderwelsch wird der Blick der Ärztin mitfühlender. "Aufgrund der vielen Verletzungen, die von den Schlägen und den... Vergewaltigungen her rühren, mussten wir Ihnen leider die Gebärmutter entfernen." Erklärt Dr. DeLuca sachlich aber dennoch mitfühlend. Rosa sitzt wie erstarrt in ihrem Bett. Sofort nehme ich ihre Hand. "Ok. Wann kann ich nach Hause?" Fragt sie monoton. Die Ärzte tauschen besorgte Blicke aus. "Wir müssen die OP Wunde noch ca. eine Woche beobachten. Dann können sie nach Hause." Erklärt Dr. DeLuca. Rosa nickt. "Ok. Dann würde ich jetzt gerne etwas schlafen." Haucht sie und kämpft mit den Tränen. Sofort verabschieden sich die Ärzte.

Zurück bleiben Rosa und ich. Mein Hals ist wie zugeschnürt. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. "Du kannst auch gehen." Erklärt Rosa in einem eiskalten Tonfall. Verwirrt starre ich sie an. "Ich möchte gerne bei dir bleiben. Schlaf einfach, ich werde nur hier sitzen und aufpassen." Erwidere ich. Rosa's Gesichtsausdruck wird starr. "Nein. Du kannst gehen. Flieg nach Italien. Such dir eine voll funktionsfähige Frau. Ich brauche dein Mitleid nicht." Zickt sie mich an. "Mitleid? Wieso Mitleid. Ich liebe dich. Ich will für dich da sein und mit dir zusammen sein." Halte ich dagegen. "Ich bin beschädigte Ware. Du willst mich doch gar nicht mehr." Sagt sie eher zu sich selbst.

Vorsichtig setze ich mich zu ihr aufs Bett, nehme ihr Kinn in meine Hand und hebe es an. "Ich werde nirgendwo hingehen. Ich liebe dich. Das werde ich dir so lange sagen, bis du es glaubst. Ich werde dir zur Seite stehen, egal wie lange es dauert. Du bist das Beste was mir passiert ist. Das werde ich bestimmt nicht aufgeben." Sage ich mit fester Stimme, damit sie weiß, dass ich es ernst meine. "Meinetwegen. Dann bleib halt." Knurrt sie und dreht sich auf die Seite, sodass sie mit dem Rücken zu mir liegt. Dabei geht ihr Krankenhaushemd auseinander und ich habe volle Sicht auf ihren Rücken. Was hat der Bastard ihr nur angetan? Es sieht wirklich schlimm aus. Wäre er nicht schon Tod.... Doch ich atme tief durch und versuche mir nichts anmerken zu lassen.

Ich schnappe mir eine Zeitschrift und setze mich in den Besuchersessel. Leise Schlurzer sind zu hören. Rosa versucht es zu verheimlichen. Sie will wahrscheinlich ihre Ruhe, daher werde ich nicht darauf reagieren. Wenn sie Unterstützung braucht, soll sie sich melden und ich bin sofort für sie da.

Nach einiger Zeit geht Rosa's Atem gleichmäßig. Zum Glück ist sie eingeschlafen. Leise öffnet sich die Zimmertür. Alvero. Ich deute ihm an leise zu sein. Er teilt mir mit, dass er Maria ins Hotel bringt. Auch für Rosa's Mutter ist alles ganz schön viel. Sie hat gerade ihren Sohn und Mann verloren. Ich nicke ihm zu und mache es mir auf dem Stuhl so gut es geht gemütlich.

Tatsächlich schlafe ich ein. Werde jedoch schnell von Rosa's schreien geweckt. Sie träumt schlecht. Unschlüssig, wie ich reagieren soll, schleiche ich mich ums Bett und nehme Rosa's Hand in meine. Mit der anderen Hand streichel ich ihr vorsichtig über die Wange. "Es wird alles gut. Beruhig dich. Du bist in Sicherheit. Ich bin hier." Flüster ich immer wieder wie ein Mantra. Tatsächlich beruhigt sie sich schnell und schläft wieder tief und fest. Auch ich lege mich wieder schlafen. Sie braucht auf jeden Fall professionelle Hilfe. Ob sie wohl mit nach Italien kommt? Ich will sie einfach gerne bei mir haben. Auch wenn unsere Zukunft in den Sternen steht...

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt