Teil 36

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Rosa

Wie zu erwarten, hat Tante Violetta noch keinen Ersatz gefunden. Daher bin ich heute nochmals für diesen Macho Typen zuständig. Verdammt. Er ist mir echt nicht aus dem Kopf gegangen. Den ganzen Tag musste ich an unsere Begegnung denken. Auch nachts habe ich von seinen Augen und seinem Körper geträumt. Oder war es der Typ aus meinen vorigen Träumen? Keine Ahnung. Die Bilder vermischen sich.

Ich lasse mir extra viel Zeit und nehme mir das Zimmer als letztes vor, in der Hoffnung, dass er vielleicht unterwegs ist. Tief durchatmend stehe ich nun schon einige Minuten vor seiner Tür und kämpfe mit mir. Aber es nützt nichts. Augen zu und durch. Du schaffst das. "Zimmerservice.... Ich komme jetzt rein." Rufe ich extra laut und klopfe extra laut an. Diesmal höre ich die sexy Stimme. "Herein!" Verdammt. Er ist da. Warum ich er den ganzen Tag auf seinem Zimmer? Was macht er überhaupt hier? Geht dich nichts an. Rufe ich mir ins Gedächtnis. Mit einem provokativen extra breiten Grinsen betrete ich das Zimmer. Mitten im Raum steht dieser Adonis. Verdammt. Schon wieder sieht er umwerfend aus. Er trägt eine lange Chinohose mit weißem Hemd, welches an den Ärmeln aufgerollt ist. Diesmal geht mein Blick etwas schneller in sein Gesicht. Er lächelt... Er sieht mich an und lächelt. Es wirkt sogar etwas schüchtern. Gott ist das süß. Nein nein nein Rosa. Reiß dich zusammen.

"Hallo." Haucht er und reibt sich mit seiner Hand über den Nacken. Dabei spannt sich das Hemd an den Oberarmen und man kann seine Muskeln erahnen. Verdammt ist das heiß. "Hallo." Antworte ich etwas verzögert. "Stört es dich, wenn ich eben sauber mache. Ich... Ich kann auch später..." Stottere ich und zeige zur Tür. Der Typ grinst breit und kommt einen Schritt auf mich zu. "Du musst heute nicht sauber machen." Erklärt er schief lächelnd. "Ich möchte mich für gestern entschuldigen. Ich habe mich blöd benommen. Deshalb habe ich gedacht, du magst vielleicht mit mir frühstücken." Dabei schaut er auf seine Uhr. "Naja, eher Mittagessen." Zwinkert er mir zu. Perplex starre ich von ihm zu dem kleinen Tisch am Fenster. Dort steht eine Platte mit Pancakes, Ahornsirup und Kaffeebecher. "Naja, wahrscheinlich ist der Kaffee jetzt kalt." Lächelt er verlegen. Gott, ist das süß. Das hat noch nie jemand für mich gemacht. Völlig überrumpelt nicke ich nur. Ich kann nicht anders... "Setz dich. Ich könnte schnell aus dem Automaten frischen Kaffee..." Schlägt er vor. "Gott bewahre. Der schmeckt grauenvoll." Unterbreche ich ihn sofort. Verdammt darf ich das sagen? Schnell schlage ich meine Hände auf den Mund. "Bitte, erzähl das nicht an der Rezeption." Flehe ich ihn an. Er grinst und setzt sich zu mir. "Ich schweige wie ein Grab." Schwört er feierlich, was mich zum lachen bringt. Ich schaue mir die Pancakes und die Kaffee-to-go Becher an. "Das ist von Maureen, oder?" Frage ich. Er zuckt bei meiner Frage zusammen. "Eh ja. Vom Diner gegenüber." Erklärt er. "Die sind die Besten... Und ihre Schokomuffins." Schwärme ich verzückt. "Oh ja. Die sind der Hammer." Stimmt er mir zu. "Aha. Also bist du schon Wiederholungstäter?" Witzel ich rum. Seine Auge zuckt bei meiner Bemerkung, stimmt aber dann zu.

Kurz schweigen wir. "Ich bin übrigens Rosa." Erkläre ich und halte ihm die Hand hin. Sofort ergreift er diese und es ist, als ob ein Blitz durch meinen Körper geht. Erschrocken ziehe ich sie zurück. "Ich weiß..." Grinst er schief. "Ich bin Mario." Stellt er sich dann vor. "Woher kommst du und was machst du hier, Urlaub?" Frage ich, bevor mich noch mein Mut verlässt. "Eh. Ich komme aus Italien und ich mache hier Urlaub." Erklärt er, wobei er das Urlaub eher wie eine Frage klingen lässt. Komisch. Aber ich will nicht so neugierig sein, daher greife ich nach einem Pancake. Blöderweise hat Mario die gleiche Idee und unsere Finger berühren sich. Wieder durchfährt mich ein Stromschlag. Das habe ich noch nie erlebt.

Schweigend essen wir unseren Pancake. Immerwieder kreuzen sich unsere Blicke. Ich habe das Gefühl, dass seine Augen sich in mein Innerstes bohren. Nicht unangenehm. Wir kommunizieren irgendwie damit. Halleluja. Der Typ geht mir echt unter die Haut.

Plötzlich fällt mir die Uni wieder ein. "Verdammt. Ich muss los. Ich habe noch eine Vorlesung." Erkläre ich und springe auf. Er nickt verständnisvoll, aber es spiegelt sich auch bedauern in seinem Blick. Ich will eigentlich auch nicht gehen. Also stehen wir jetzt etwas unbeholfen voreinander. "Tja dann..." Sage ich und öffne die Tür. "Rosa..." Haucht er meinen Namen und eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Körper. Erwartungsvoll schaue ich ihn an. "Hast du vielleicht Lust mir ein wenig die Stadt zu zeigen?" Frage er und sieht so schüchtern aus. Mein Herz klopft wie verrückt. Du kennst ihn nicht. Vielleicht ist er ein Serienkiller. Wer wohnt schon in einem Hotel am Flughafen? Aber, können diese Augen was böse wollen? Verdammt. "Gerne." Höre ich mich also sagen. "Ich könnte dich als Dankeschön dann zum Essen einladen?" Grinst er breit. Ich lächel ebenfalls wie ein Honigkuchenpferd. "Ok. Heute Abend?" Frage ich und er nickt. Kurz überlege ich, wo wir uns treffen. Ich kann ihm ja schlecht meine Adresse nennen. "Dann um 19 Uhr unten vorm Hotel?" Beschließe ich. Fahren wir halt ein wenig Bus zusammen. "Klingt toll." Erwidert er. "Ja... Bis später." Wispere ich und husche durch die Tür. Halleluja was machst du da bloß? Völlig durcheinander bekomme ich von der Vorlesung kaum etwas mit. Danach hetze ich nach Hause, gönne mir eine schnelle Dusche und stehe nun vorm Kleiderschrank. Was soll ich bloß anziehen? Nach gefühlten tausend Mal umziehen entscheide ich mich für ein gelbes Sommerkleid mit blauen kleinen Blumen. Dazu bequeme Converse.

Pünktlich steht ich nun vor dem Hotel und warte auf ihn. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Meine Güte, Rosa. Reiß dich mal zusammen. Nervös trippel ich mit dem Fuß. Bitte bitte. Lass ihn kein Serienmörder sein. Einmal möchte ich auch Glück haben. Ich will keinen wie Hugo, der Papa nach dem Mund redet. Oh Gott. Hugo... Verdammt. Was mache ich mit ihm? Betrüge ich ihn? Nein. Ich schlafe ja nicht mit Mario... Also vielleicht. Und Hugo und ich... Das funktioniert doch nicht. Scheiße. Was mach ich hier? So bin ich doch gar nicht. Doch ehe ich es mir anders überlegen kann, spüre ich ihn.  Sein warmer Atem streift mein Ohr. "Hallo Principessa." Raunt er mir zu. Principessa? Warum kommt mir das bekannt vor? Ich drehe mich schwungvoll zu ihm um. Zu schwungvoll, denn ich verliere das Gleichgewicht. Ehe ich zu Boden falle, greifen zwei starke große Hände meine Hüfte. Verdammt. Dieser Geruch. Diese Augen. Kurz verliere ich mich in seinen Blick. Wir sind uns so nah.

Hola y adios bebe - Hallo und Tschüss, Baby!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt